§. 65. Da demnach das, was die Zeichnung mehr angiebt als wirklich gezeichnet worden, in Verhältnissen besteht, so erhellet zugleich hieraus, daß die Theorie der Zeichen eigentlich auch nur diese Verhältnisse betrifft. Denn da die Aehnlichkeit zwischen den Zeichen und der Sache einmal ganz vollständig ist (§. 62.), so bleibt be- sonders bey den einfachen Zeichen immer etwas Will- kührliches, und ihre Auswahl muß durch die Theorie der Sache bestimmt werden, dergestalt, daß sich mit den einmal gewählten Zeichen solche Verbindungen vorneh- men lassen, die den entsprechenden Verhältnissen der Sache und ihren Verbindungen entweder ähnlich sind, oder dieselben wenigstens bedeutungsweise vorstellen (§. 61.). Und dieses soll allgemein und reciprocirlich seyn (§. 23.). Denn auf diese Art sind die Zeichen ei- ner Theorie fähig. Da demnach diese Theorie erst an- fängt, nachdem die Zeichen schon gewählt sind, so be- trifft sie nur die Möglichkeiten und Bedingungen ihrer Verbindung, folglich auch nur die Verhältnisse.
§. 66. Die Algeber erläutert dieses durch ihr Bey- spiel. Denn ihre Theorie, welche eigentlich die Ver- wandlung und Auflösung der Gleichungen zum Gegen- stande hat, geht auf das Locale in der Versetzung der Zeichen (§. 54.). Jede Versetzung aber bringt eine andere Verhältniß in den durch die Zeichen vorgestell- ten Größen hervor. Auf eine ähnliche Art haben wir im dritten Hauptstücke der Dianoiologie gewiesen, daß man Indiuidua durch Punkte, allgemeine Begriffe aber durch Linien vorstellen, und diese ganz, oder zum Theil, unter und neben einander zeichnen müsse, wenn man die vier Arten von Sätzen A, E, I, O, und daher auch je- de Schlüsse zeichnen wolle. Hierauf beruht die ganze Theorie dieser Zeichnung, welche sodann bey den ge- zeichneten Vordersätzen alle mögliche Schlußsätze, das will sagen, alle Verhältnisse der drey Hauptbegriffe der
Schluß-
C 5
Erkenntniß uͤberhaupt.
§. 65. Da demnach das, was die Zeichnung mehr angiebt als wirklich gezeichnet worden, in Verhaͤltniſſen beſteht, ſo erhellet zugleich hieraus, daß die Theorie der Zeichen eigentlich auch nur dieſe Verhaͤltniſſe betrifft. Denn da die Aehnlichkeit zwiſchen den Zeichen und der Sache einmal ganz vollſtaͤndig iſt (§. 62.), ſo bleibt be- ſonders bey den einfachen Zeichen immer etwas Will- kuͤhrliches, und ihre Auswahl muß durch die Theorie der Sache beſtimmt werden, dergeſtalt, daß ſich mit den einmal gewaͤhlten Zeichen ſolche Verbindungen vorneh- men laſſen, die den entſprechenden Verhaͤltniſſen der Sache und ihren Verbindungen entweder aͤhnlich ſind, oder dieſelben wenigſtens bedeutungsweiſe vorſtellen (§. 61.). Und dieſes ſoll allgemein und reciprocirlich ſeyn (§. 23.). Denn auf dieſe Art ſind die Zeichen ei- ner Theorie faͤhig. Da demnach dieſe Theorie erſt an- faͤngt, nachdem die Zeichen ſchon gewaͤhlt ſind, ſo be- trifft ſie nur die Moͤglichkeiten und Bedingungen ihrer Verbindung, folglich auch nur die Verhaͤltniſſe.
§. 66. Die Algeber erlaͤutert dieſes durch ihr Bey- ſpiel. Denn ihre Theorie, welche eigentlich die Ver- wandlung und Aufloͤſung der Gleichungen zum Gegen- ſtande hat, geht auf das Locale in der Verſetzung der Zeichen (§. 54.). Jede Verſetzung aber bringt eine andere Verhaͤltniß in den durch die Zeichen vorgeſtell- ten Groͤßen hervor. Auf eine aͤhnliche Art haben wir im dritten Hauptſtuͤcke der Dianoiologie gewieſen, daß man Indiuidua durch Punkte, allgemeine Begriffe aber durch Linien vorſtellen, und dieſe ganz, oder zum Theil, unter und neben einander zeichnen muͤſſe, wenn man die vier Arten von Saͤtzen A, E, I, O, und daher auch je- de Schluͤſſe zeichnen wolle. Hierauf beruht die ganze Theorie dieſer Zeichnung, welche ſodann bey den ge- zeichneten Vorderſaͤtzen alle moͤgliche Schlußſaͤtze, das will ſagen, alle Verhaͤltniſſe der drey Hauptbegriffe der
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Erkenntniß uͤberhaupt.
§. 65. Da demnach das, was die Zeichnung mehr
angiebt als wirklich gezeichnet worden, in Verhaͤltniſſen
beſteht, ſo erhellet zugleich hieraus, daß die Theorie der
Zeichen eigentlich auch nur dieſe Verhaͤltniſſe betrifft.
Denn da die Aehnlichkeit zwiſchen den Zeichen und der
Sache einmal ganz vollſtaͤndig iſt (§. 62.), ſo bleibt be-
ſonders bey den einfachen Zeichen immer etwas Will-
kuͤhrliches, und ihre Auswahl muß durch die Theorie
der Sache beſtimmt werden, dergeſtalt, daß ſich mit den
einmal gewaͤhlten Zeichen ſolche Verbindungen vorneh-
men laſſen, die den entſprechenden Verhaͤltniſſen der
Sache und ihren Verbindungen entweder aͤhnlich ſind,
oder dieſelben wenigſtens bedeutungsweiſe vorſtellen
(§. 61.). Und dieſes ſoll allgemein und reciprocirlich
ſeyn (§. 23.). Denn auf dieſe Art ſind die Zeichen ei-
ner Theorie faͤhig. Da demnach dieſe Theorie erſt an-
faͤngt, nachdem die Zeichen ſchon gewaͤhlt ſind, ſo be-
trifft ſie nur die Moͤglichkeiten und Bedingungen ihrer
Verbindung, folglich auch nur die Verhaͤltniſſe.
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ſtande hat, geht auf das Locale in der Verſetzung der
Zeichen (§. 54.). Jede Verſetzung aber bringt eine
andere Verhaͤltniß in den durch die Zeichen vorgeſtell-
ten Groͤßen hervor. Auf eine aͤhnliche Art haben wir
im dritten Hauptſtuͤcke der Dianoiologie gewieſen, daß
man Indiuidua durch Punkte, allgemeine Begriffe aber
durch Linien vorſtellen, und dieſe ganz, oder zum Theil,
unter und neben einander zeichnen muͤſſe, wenn man die
vier Arten von Saͤtzen A, E, I, O, und daher auch je-
de Schluͤſſe zeichnen wolle. Hierauf beruht die ganze
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/47>, abgerufen am 22.11.2024.
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