folglich (3/4 a + 1/4 u) C sind ( 2/3 a + 1/3 u) B.
Dieser Schlußsatz will nun sagen: man wisse von 3/4 C gewiß, daß sie 2/3 der Merkmale des B haben, ob sie aber auch den übrigen 1/3 haben, bleibe dahingestellt; und so bleibe auch von dem übrigen 1/4 der C vollends unbe- stimmt, ob ihnen etwas von B zukomme oder nicht. Wir haben in diesen drey letzten Formeln (§. 195. seqq.) das Mittelglied freygelassen, weil auf diese Art deutlicher erhellet, daß die Wahrscheinlichkeit sich nur von demsel- ben, und nicht von den beyden andern Gliedern der Vordersätze in das Bindwörtgen des Schlußsatzes zieht. Denn in der letzten Formel, welche von dieser Art die zusammengesetzteste ist, bleibt das Bindwörtgen im Schlußsatze noch frey, und es ist darinn nur vom Ge- wissen und vollends Unbestimmten, vom Wahr- scheinlichen aber gar nicht die Rede. Und wenn auch ein Theil von dem u etwan einen Grad der Wahrschein- lichkeit hätte, den man besonders vorstellen wollte, so würde das Bindwörtgen des Schlußsatzes dennoch frey bleiben, daferne man denselben nicht in etliche besondere Sätze zerfällen wollte. Um dieses durch ein einziges Beyspiel zu erläutern; so setze man den Schluß
A ist ( 2/3 a + 1/3 a 1/4) B
(3/4 a + 1/4 a 1/2) C ist A
folglich (3/4 a + 1/4 a 1/2) C ist ( 2/3 a + 1/3 a 1/4) B
wo wir in dem Obersatze durch 1/3 a 1/4 B verstehen, daß man 1/4 gr. der Gewißheit habe, von A zu vermuthen, daß ihm 1/3 der Merkmale des B zukomme; in dem Un- tersatze aber durch 1/4 a 1/2 C anzeigen, man habe 1/2 gr. der Gewißheit, daß einem 1/4 Theil der C das Prädicat A zukomme, so wird sich der Schlußsatz in folgende 4 Sätze zerfällen lassen:
3/4 C ist
Von dem Wahrſcheinlichen.
Alle A ſind (⅔ a + ⅓ u) B
(¾ a + ⅙ e + u) C ſind A
folglich (¾ a + ¼ u) C ſind (⅔ a + ⅓ u) B.
Dieſer Schlußſatz will nun ſagen: man wiſſe von ¾ C gewiß, daß ſie ⅔ der Merkmale des B haben, ob ſie aber auch den uͤbrigen ⅓ haben, bleibe dahingeſtellt; und ſo bleibe auch von dem uͤbrigen ¼ der C vollends unbe- ſtimmt, ob ihnen etwas von B zukomme oder nicht. Wir haben in dieſen drey letzten Formeln (§. 195. ſeqq.) das Mittelglied freygelaſſen, weil auf dieſe Art deutlicher erhellet, daß die Wahrſcheinlichkeit ſich nur von demſel- ben, und nicht von den beyden andern Gliedern der Vorderſaͤtze in das Bindwoͤrtgen des Schlußſatzes zieht. Denn in der letzten Formel, welche von dieſer Art die zuſammengeſetzteſte iſt, bleibt das Bindwoͤrtgen im Schlußſatze noch frey, und es iſt darinn nur vom Ge- wiſſen und vollends Unbeſtimmten, vom Wahr- ſcheinlichen aber gar nicht die Rede. Und wenn auch ein Theil von dem u etwan einen Grad der Wahrſchein- lichkeit haͤtte, den man beſonders vorſtellen wollte, ſo wuͤrde das Bindwoͤrtgen des Schlußſatzes dennoch frey bleiben, daferne man denſelben nicht in etliche beſondere Saͤtze zerfaͤllen wollte. Um dieſes durch ein einziges Beyſpiel zu erlaͤutern; ſo ſetze man den Schluß
A iſt (⅔ a + ⅓ a ¼) B
(¾ a + ¼ a ½) C iſt A
folglich (¾ a + ¼ a ½) C iſt (⅔ a + ⅓ a ¼) B
wo wir in dem Oberſatze durch ⅓ a ¼ B verſtehen, daß man ¼ gr. der Gewißheit habe, von A zu vermuthen, daß ihm ⅓ der Merkmale des B zukomme; in dem Un- terſatze aber durch ¼ a ½ C anzeigen, man habe ½ gr. der Gewißheit, daß einem ¼ Theil der C das Praͤdicat A zukomme, ſo wird ſich der Schlußſatz in folgende 4 Saͤtze zerfaͤllen laſſen:
¾ C iſt
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[365/0371]
Von dem Wahrſcheinlichen.
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auch den uͤbrigen ⅓ haben, bleibe dahingeſtellt; und ſo
bleibe auch von dem uͤbrigen ¼ der C vollends unbe-
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Wir haben in dieſen drey letzten Formeln (§. 195. ſeqq.)
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erhellet, daß die Wahrſcheinlichkeit ſich nur von demſel-
ben, und nicht von den beyden andern Gliedern der
Vorderſaͤtze in das Bindwoͤrtgen des Schlußſatzes zieht.
Denn in der letzten Formel, welche von dieſer Art die
zuſammengeſetzteſte iſt, bleibt das Bindwoͤrtgen im
Schlußſatze noch frey, und es iſt darinn nur vom Ge-
wiſſen und vollends Unbeſtimmten, vom Wahr-
ſcheinlichen aber gar nicht die Rede. Und wenn auch
ein Theil von dem u etwan einen Grad der Wahrſchein-
lichkeit haͤtte, den man beſonders vorſtellen wollte, ſo
wuͤrde das Bindwoͤrtgen des Schlußſatzes dennoch frey
bleiben, daferne man denſelben nicht in etliche beſondere
Saͤtze zerfaͤllen wollte. Um dieſes durch ein einziges
Beyſpiel zu erlaͤutern; ſo ſetze man den Schluß
A iſt (⅔ a + ⅓ a ¼) B
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folglich (¾ a + ¼ a ½) C iſt (⅔ a + ⅓ a ¼) B
wo wir in dem Oberſatze durch ⅓ a ¼ B verſtehen, daß
man ¼ gr. der Gewißheit habe, von A zu vermuthen,
daß ihm ⅓ der Merkmale des B zukomme; in dem Un-
terſatze aber durch ¼ a ½ C anzeigen, man habe ½ gr. der
Gewißheit, daß einem ¼ Theil der C das Praͤdicat A
zukomme, ſo wird ſich der Schlußſatz in folgende 4
Saͤtze zerfaͤllen laſſen:
¾ C iſt
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/371>, abgerufen am 16.07.2024.
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