Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.Von dem Wahrscheinlichen. und eben so multiplicire man auch die Anzahlder ungültigen oder nicht bezeichneten Zettel eines jeden Haufens mit einander: so wird, das letzte Product durch das erste dividirt, den Grad der Wahrscheinlichkeit angeben, daß die Argumente nicht beweisen. Und wird dieser Grad, welcher nothwendig ein Bruch ist, von 1 abgezogen; so bleibt der Grad der Wahr- scheinlichkeit übrig, daß die Argumente be- weisen. §. 170. Es giebt aber auch Mittel, die Sache zur Ende Y 2
Von dem Wahrſcheinlichen. und eben ſo multiplicire man auch die Anzahlder unguͤltigen oder nicht bezeichneten Zettel eines jeden Haufens mit einander: ſo wird, das letzte Product durch das erſte dividirt, den Grad der Wahrſcheinlichkeit angeben, daß die Argumente nicht beweiſen. Und wird dieſer Grad, welcher nothwendig ein Bruch iſt, von 1 abgezogen; ſo bleibt der Grad der Wahr- ſcheinlichkeit uͤbrig, daß die Argumente be- weiſen. §. 170. Es giebt aber auch Mittel, die Sache zur Ende Y 2
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Von dem Wahrſcheinlichen.
und eben ſo multiplicire man auch die Anzahl
der unguͤltigen oder nicht bezeichneten Zettel
eines jeden Haufens mit einander: ſo wird, das
letzte Product durch das erſte dividirt, den
Grad der Wahrſcheinlichkeit angeben, daß die
Argumente nicht beweiſen. Und wird dieſer
Grad, welcher nothwendig ein Bruch iſt, von
1 abgezogen; ſo bleibt der Grad der Wahr-
ſcheinlichkeit uͤbrig, daß die Argumente be-
weiſen.
§. 170. Es giebt aber auch Mittel, die Sache zur
Gewißheit zu bringen, wenn gleich die Praͤdicate C, D,
E, F ꝛc. nicht eigene Merkmale von B ſind. Und dieß
geſchieht, wenn man die uͤbrigen Subjecte, denen ſie zu-
kommen, aufſucht, und in Claſſen bringt. Auf dieſe
Art ſieht man z. E. den Begriff C als eine Gattung an,
unter welche die Art B nebſt ihren Nebenarten P, Q,
R, ꝛc. gehoͤren. Da nun A, C iſt, ſo folgt, daß A ent-
weder B oder P, oder Q oder R ꝛc. ſeyn muͤſſe. Findet
man nun, daß entweder der Begriff A an ſich, oder
auch nur ſeine Praͤdicate D, E, F, ꝛc. weder P noch Q,
noch R ꝛc. ſind, ſo iſt der Schluß, daß A muͤſſe B ſeyn,
erwieſen, und nicht mehr bloß wahrſcheinlich. Dieſe
Art zu ſchließen geht nothwendig an, wenn A in der
That B iſt. Denn ſo iſt B ein hoͤherer Begriff als A,
und C ein hoͤherer Begriff als B. Wird nun C in die
Arten B, P, Q, R ꝛc. vollſtaͤndig und richtig eingetheilt,
ſo wird A, weil es unter B gehoͤrt, unter den Arten P,
Q, R ꝛc. nicht vorkommen, und daher auch Praͤdicate
haben, die den Arten P, Q, R ꝛc. nicht zukommen.
Daß aber die Praͤdicate D, E, F ꝛc. ſolche ſeyn, folgt
aus der Bedingung, weil wir ſie dem Praͤdicat C coor-
dinirt angenommen haben. Uebrigens ſieht man leicht,
daß bey dieſer Art zu ſchließen verſchiedene von den zu-
ſammengeſetztern Umwegen vorkommen, die wir zu
Ende
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