Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.III. Hauptstück. ohne daß sie auf des Thuenden Rechnung zu stehenkomme, wenn nämlich seine Absicht nicht viel taugte. Da wir auch die Absicht nicht immer so genau noch so gewiß entdecken können, so müssen und können wir uns allerdings an der Betrachtung der Handlung und ihrer Folgen begnügen, und sie, wo sie gut sind, geschehen lassen, und da Einhalt thun, wo es zu weit gehen, oder wo sich schlimmes mit einmengen würde. So ist es auch möglich, daß jemand bey einer Handlung oder Sache anfangs an keinen Misbrauch derselben denkt, oder diesen Gedanken so sehr in seinem Herzen versteckt, als wenn er nicht da wäre, besonders wo die Aeußerung des Vorhabens, sie zu misbrauchen, die Sache würde ins Stecken gerathen machen. Jst sie aber geschehen, so fällt auch diese Besorgniß weg, und die Versuchung ist nun da, die Sache zu misbrauchen, im Trüben zu fischen, zu des andern Nachtheil seinen Nutzen beför- dern etc. Da es schwer ist, solche Tücke des Herzens vorauszusehen, so ist unstreitig das rathsamste, wo es geschehen kann, sich für jeden Borfall eine freye Dispo- sition zu menagiren, oder sich nur Schritt für Schritt einzulassen. Wer aber die Möglichkeit fürs künftige auf eine einzige einschränkt, der hat es allerdings sich selbst zuzuschreiben, wenn sie Umstände mit sich bringt, die sich, so gern er wollte, nicht mehr ändern lassen. §. 109. Die abstracten Begriffe sind in einzeln dessen
III. Hauptſtuͤck. ohne daß ſie auf des Thuenden Rechnung zu ſtehenkomme, wenn naͤmlich ſeine Abſicht nicht viel taugte. Da wir auch die Abſicht nicht immer ſo genau noch ſo gewiß entdecken koͤnnen, ſo muͤſſen und koͤnnen wir uns allerdings an der Betrachtung der Handlung und ihrer Folgen begnuͤgen, und ſie, wo ſie gut ſind, geſchehen laſſen, und da Einhalt thun, wo es zu weit gehen, oder wo ſich ſchlimmes mit einmengen wuͤrde. So iſt es auch moͤglich, daß jemand bey einer Handlung oder Sache anfangs an keinen Misbrauch derſelben denkt, oder dieſen Gedanken ſo ſehr in ſeinem Herzen verſteckt, als wenn er nicht da waͤre, beſonders wo die Aeußerung des Vorhabens, ſie zu misbrauchen, die Sache wuͤrde ins Stecken gerathen machen. Jſt ſie aber geſchehen, ſo faͤllt auch dieſe Beſorgniß weg, und die Verſuchung iſt nun da, die Sache zu misbrauchen, im Truͤben zu fiſchen, zu des andern Nachtheil ſeinen Nutzen befoͤr- dern ꝛc. Da es ſchwer iſt, ſolche Tuͤcke des Herzens vorauszuſehen, ſo iſt unſtreitig das rathſamſte, wo es geſchehen kann, ſich fuͤr jeden Borfall eine freye Diſpo- ſition zu menagiren, oder ſich nur Schritt fuͤr Schritt einzulaſſen. Wer aber die Moͤglichkeit fuͤrs kuͤnftige auf eine einzige einſchraͤnkt, der hat es allerdings ſich ſelbſt zuzuſchreiben, wenn ſie Umſtaͤnde mit ſich bringt, die ſich, ſo gern er wollte, nicht mehr aͤndern laſſen. §. 109. Die abſtracten Begriffe ſind in einzeln deſſen
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III. Hauptſtuͤck.
ohne daß ſie auf des Thuenden Rechnung zu ſtehen
komme, wenn naͤmlich ſeine Abſicht nicht viel taugte.
Da wir auch die Abſicht nicht immer ſo genau noch ſo
gewiß entdecken koͤnnen, ſo muͤſſen und koͤnnen wir uns
allerdings an der Betrachtung der Handlung und ihrer
Folgen begnuͤgen, und ſie, wo ſie gut ſind, geſchehen
laſſen, und da Einhalt thun, wo es zu weit gehen, oder
wo ſich ſchlimmes mit einmengen wuͤrde. So iſt es
auch moͤglich, daß jemand bey einer Handlung oder
Sache anfangs an keinen Misbrauch derſelben denkt,
oder dieſen Gedanken ſo ſehr in ſeinem Herzen verſteckt,
als wenn er nicht da waͤre, beſonders wo die Aeußerung
des Vorhabens, ſie zu misbrauchen, die Sache wuͤrde
ins Stecken gerathen machen. Jſt ſie aber geſchehen,
ſo faͤllt auch dieſe Beſorgniß weg, und die Verſuchung
iſt nun da, die Sache zu misbrauchen, im Truͤben zu
fiſchen, zu des andern Nachtheil ſeinen Nutzen befoͤr-
dern ꝛc. Da es ſchwer iſt, ſolche Tuͤcke des Herzens
vorauszuſehen, ſo iſt unſtreitig das rathſamſte, wo es
geſchehen kann, ſich fuͤr jeden Borfall eine freye Diſpo-
ſition zu menagiren, oder ſich nur Schritt fuͤr Schritt
einzulaſſen. Wer aber die Moͤglichkeit fuͤrs kuͤnftige
auf eine einzige einſchraͤnkt, der hat es allerdings ſich
ſelbſt zuzuſchreiben, wenn ſie Umſtaͤnde mit ſich bringt,
die ſich, ſo gern er wollte, nicht mehr aͤndern laſſen.
§. 109. Die abſtracten Begriffe ſind in einzeln
Faͤllen mit Nebenbeſtimmungen, Zufaͤlligkeiten und
Varietaͤten vermengt, und zeigen ſich daher auch unter
ſehr verſchiedenen Geſtalten, auch da, wo man ſie kaum
ſuchen wuͤrde. Hingegen an ſich betrachtet, ſollen ſie
ihrer Natur nach unveraͤnderlich ſeyn, und ein fuͤr
allemal ihre weſentliche Merkmale behalten. Es iſt
zwar moͤglich, daß die Bedeutung des Wortes nach
und nach metaphoriſch, allgemeiner oder gar tranſcen-
dent wird, dabey aber bleibt der anfaͤngliche Begriff
deſſen
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