Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

Erkenntniß überhaupt.
braucht. Jndessen läßt sich von einigen der Grund an-
geben, warum sie vielmehr diese als eine andere Figur
haben. Boerhave hat in seiner Chymie einige Aehn-
lichkeit der Zeichen Sun, , , , Jupiter , , mit den da-
durch bezeichneten Metallen aufgesucht. Die Astrono-
men gebrauchen eben diese Zeichen für die Planeten,
und finden nach Anleitung der Mythologie in den
Caduceum des Merkurs, in den Spiegel der Venus,
in den Spieß und Schild des Mars, in die Sense
des Saturns, in Jupiter den Donnerstral des Jupiter. Jn
den Zeichen des Thierkreises , , , , etc. sollen
ebenfalls die Hörner des Widders, der Kopf und die
Hörner des Stiers etc. gezeichnet zu sehen seyn. Es
sind aber alles dieses nur Anspielungen, die zur wissen-
schaftlichen Kenntniß der Sternlehre wenig oder nichts
beytragen.

§. 31. Hingegen haben die Zeichen, die man über
die Grade, Minuten, Secunden etc. setzt, im eigentlichsten
Verstande etwas Wissenschaftliches, wenn man sie für
Exponenten von Sexagesimalbrüchen ansieht.
Denn auf diese Art will z. E. der Bogen

13°, 15', 35", 46''', etc.

eben so viel sagen, als die Reihe

[Formel 1]

Oder:

[Formel 2]

welche Zeichnungsart aus der Algeber entliehen, und
durchaus wissenschaftlich ist, nachdem Newton die
Theorie der Exponenten darinn eingeführt hat.

§. 32. Jn den Rechten stellt man die Grade der
Verwandschaft und Schwägerschaft figürlich vor, und
daher sind auch die Stammtafeln, Sipschafibäume etc.
genommen. Die Namen der aufsteigenden, ab-

stei-
B 3

Erkenntniß uͤberhaupt.
braucht. Jndeſſen laͤßt ſich von einigen der Grund an-
geben, warum ſie vielmehr dieſe als eine andere Figur
haben. Boerhave hat in ſeiner Chymie einige Aehn-
lichkeit der Zeichen ☉, ☽, ☿, ♀, ♃ ♂, ♄, mit den da-
durch bezeichneten Metallen aufgeſucht. Die Aſtrono-
men gebrauchen eben dieſe Zeichen fuͤr die Planeten,
und finden nach Anleitung der Mythologie in ☿ den
Caduceum des Merkurs, in ♀ den Spiegel der Venus,
in ♂ den Spieß und Schild des Mars, in ♄ die Senſe
des Saturns, in ♃ den Donnerſtral des Jupiter. Jn
den Zeichen des Thierkreiſes ♈, ♉, ♊, ♋, ♌ ꝛc. ſollen
ebenfalls die Hoͤrner des Widders, der Kopf und die
Hoͤrner des Stiers ꝛc. gezeichnet zu ſehen ſeyn. Es
ſind aber alles dieſes nur Anſpielungen, die zur wiſſen-
ſchaftlichen Kenntniß der Sternlehre wenig oder nichts
beytragen.

§. 31. Hingegen haben die Zeichen, die man uͤber
die Grade, Minuten, Secunden ꝛc. ſetzt, im eigentlichſten
Verſtande etwas Wiſſenſchaftliches, wenn man ſie fuͤr
Exponenten von Sexageſimalbruͤchen anſieht.
Denn auf dieſe Art will z. E. der Bogen

13°, 15′, 35″, 46‴, ꝛc.

eben ſo viel ſagen, als die Reihe

[Formel 1]

Oder:

[Formel 2]

welche Zeichnungsart aus der Algeber entliehen, und
durchaus wiſſenſchaftlich iſt, nachdem Newton die
Theorie der Exponenten darinn eingefuͤhrt hat.

§. 32. Jn den Rechten ſtellt man die Grade der
Verwandſchaft und Schwaͤgerſchaft figuͤrlich vor, und
daher ſind auch die Stammtafeln, Sipſchafibaͤume ꝛc.
genommen. Die Namen der aufſteigenden, ab-

ſtei-
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0027" n="21"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erkenntniß u&#x0364;berhaupt.</hi></fw><lb/>
braucht. Jnde&#x017F;&#x017F;en la&#x0364;ßt &#x017F;ich von einigen der Grund an-<lb/>
geben, warum &#x017F;ie vielmehr die&#x017F;e als eine andere Figur<lb/>
haben. <hi rendition="#fr">Boerhave</hi> hat in &#x017F;einer Chymie einige Aehn-<lb/>
lichkeit der Zeichen &#x2609;, &#x263D;, &#x263F;, &#x2640;, &#x2643; &#x2642;, &#x2644;, mit den da-<lb/>
durch bezeichneten Metallen aufge&#x017F;ucht. Die A&#x017F;trono-<lb/>
men gebrauchen eben die&#x017F;e Zeichen fu&#x0364;r die Planeten,<lb/>
und finden nach Anleitung der Mythologie in &#x263F; den<lb/><hi rendition="#aq">Caduceum</hi> des Merkurs, in &#x2640; den Spiegel der Venus,<lb/>
in &#x2642; den Spieß und Schild des Mars, in &#x2644; die Sen&#x017F;e<lb/>
des Saturns, in &#x2643; den Donner&#x017F;tral des Jupiter. Jn<lb/>
den Zeichen des Thierkrei&#x017F;es &#x2648;, &#x2649;, &#x264A;, &#x264B;, &#x264C; &#xA75B;c. &#x017F;ollen<lb/>
ebenfalls die Ho&#x0364;rner des Widders, der Kopf und die<lb/>
Ho&#x0364;rner des Stiers &#xA75B;c. gezeichnet zu &#x017F;ehen &#x017F;eyn. Es<lb/>
&#x017F;ind aber alles die&#x017F;es nur An&#x017F;pielungen, die zur wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaftlichen Kenntniß der Sternlehre wenig oder nichts<lb/>
beytragen.</p><lb/>
          <p>§. 31. Hingegen haben die Zeichen, die man u&#x0364;ber<lb/>
die Grade, Minuten, Secunden &#xA75B;c. &#x017F;etzt, im eigentlich&#x017F;ten<lb/>
Ver&#x017F;tande etwas Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftliches, wenn man &#x017F;ie fu&#x0364;r<lb/><hi rendition="#fr">Exponenten von Sexage&#x017F;imalbru&#x0364;chen</hi> an&#x017F;ieht.<lb/>
Denn auf die&#x017F;e Art will z. E. der Bogen</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">13°, 15&#x2032;, 35&#x2033;, 46&#x2034;, &#xA75B;c.</hi> </p><lb/>
          <p>eben &#x017F;o viel &#x017F;agen, als die Reihe</p><lb/>
          <p>
            <formula/>
          </p>
          <p>Oder:</p><lb/>
          <p>
            <formula/>
          </p>
          <p>welche Zeichnungsart aus der Algeber entliehen, und<lb/>
durchaus wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlich i&#x017F;t, nachdem <hi rendition="#fr">Newton</hi> die<lb/>
Theorie der Exponenten darinn eingefu&#x0364;hrt hat.</p><lb/>
          <p>§. 32. Jn den Rechten &#x017F;tellt man die Grade der<lb/>
Verwand&#x017F;chaft und Schwa&#x0364;ger&#x017F;chaft figu&#x0364;rlich vor, und<lb/>
daher &#x017F;ind auch die Stammtafeln, Sip&#x017F;chafiba&#x0364;ume &#xA75B;c.<lb/>
genommen. Die Namen der <hi rendition="#fr">auf&#x017F;teigenden, ab-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;tei-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0027] Erkenntniß uͤberhaupt. braucht. Jndeſſen laͤßt ſich von einigen der Grund an- geben, warum ſie vielmehr dieſe als eine andere Figur haben. Boerhave hat in ſeiner Chymie einige Aehn- lichkeit der Zeichen ☉, ☽, ☿, ♀, ♃ ♂, ♄, mit den da- durch bezeichneten Metallen aufgeſucht. Die Aſtrono- men gebrauchen eben dieſe Zeichen fuͤr die Planeten, und finden nach Anleitung der Mythologie in ☿ den Caduceum des Merkurs, in ♀ den Spiegel der Venus, in ♂ den Spieß und Schild des Mars, in ♄ die Senſe des Saturns, in ♃ den Donnerſtral des Jupiter. Jn den Zeichen des Thierkreiſes ♈, ♉, ♊, ♋, ♌ ꝛc. ſollen ebenfalls die Hoͤrner des Widders, der Kopf und die Hoͤrner des Stiers ꝛc. gezeichnet zu ſehen ſeyn. Es ſind aber alles dieſes nur Anſpielungen, die zur wiſſen- ſchaftlichen Kenntniß der Sternlehre wenig oder nichts beytragen. §. 31. Hingegen haben die Zeichen, die man uͤber die Grade, Minuten, Secunden ꝛc. ſetzt, im eigentlichſten Verſtande etwas Wiſſenſchaftliches, wenn man ſie fuͤr Exponenten von Sexageſimalbruͤchen anſieht. Denn auf dieſe Art will z. E. der Bogen 13°, 15′, 35″, 46‴, ꝛc. eben ſo viel ſagen, als die Reihe [FORMEL] Oder: [FORMEL] welche Zeichnungsart aus der Algeber entliehen, und durchaus wiſſenſchaftlich iſt, nachdem Newton die Theorie der Exponenten darinn eingefuͤhrt hat. §. 32. Jn den Rechten ſtellt man die Grade der Verwandſchaft und Schwaͤgerſchaft figuͤrlich vor, und daher ſind auch die Stammtafeln, Sipſchafibaͤume ꝛc. genommen. Die Namen der aufſteigenden, ab- ſtei- B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/27
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/27>, abgerufen am 22.11.2024.