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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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II. Hauptstück.
das Hellere das Licht schiefer fallen lassen oder es weiter
entfernen, bis beyde Objecte gleich helle scheinen, wenn
man sie auf einmal anschaut. Die Bestimmung, wie
vielmal das Licht hat müssen schwächer werden, giebt
den Unterschied und die Verhältniß der Weiße beyder
Objecte an. Jndessen sind solche Vergleichungen, wo-
bey wir es müssen auf das Urtheil der Sinnen ankom-
men lassen, nicht immer genau, weil kleinere Unter-
schiede den Sinnen unmerklich sind. Man hat daher
allerdings auf Jnstrumente und andere Mittel zu den-
ken, die Ausmessung genauer zu machen. Derglei-
chen sind z. E. für das Gewicht die Wage, für die Wär-
me das Thermometer, für die Ausdehnung Maaßstäbe,
Zirkel, Winkelmesser, etc. für die Zeit Uhren, etc.

§. 50. Ungeacht aber der bisher betrachtete Grund-
satz nur zur Vergleichung der Empfindungen dient, so
reichen wir doch damit am weitesten, weil wir es in vie-
len Fällen dabey müssen bewenden lassen. Man hat
schon längst die Anmerkung gemacht, daß uns das in-
nere Wesen der Körper und ihrer Bestandtheile wegen
ihrer Kleinheit, und weil wir keine Sinnen und auch
dermalen noch keine Jnstrumente dazu haben, fast noth-
wendig unbekannt bleibe, und daß wir uns mit dem
Aeußerlichen begnügen müssen, was davon in die Sin-
nen fällt. Man setze sogar, daß uns von den Körpern
nur das bekannt bleibe, was sie der Empfindung nach
zu seyn scheinen, so wird doch immer die Vergleichung
dieser Empfindungen uns helfen, die Körper zu erken-
nen, sie von einander zu unterscheiden, aus dem einen
Schein auf das Daseyn oder Wegseyn der andern und
überhaupt auf die Verhältnisse zwischen den Körpern zu
schließen, und uns damit in Absicht auf ihren Gebrauch
fortzuhelfen.

§. 51. Sodann müssen wir, so lange wir die Grün-
de zu Beurthcilung dessen, was die Dinge an sich sind,

noch

II. Hauptſtuͤck.
das Hellere das Licht ſchiefer fallen laſſen oder es weiter
entfernen, bis beyde Objecte gleich helle ſcheinen, wenn
man ſie auf einmal anſchaut. Die Beſtimmung, wie
vielmal das Licht hat muͤſſen ſchwaͤcher werden, giebt
den Unterſchied und die Verhaͤltniß der Weiße beyder
Objecte an. Jndeſſen ſind ſolche Vergleichungen, wo-
bey wir es muͤſſen auf das Urtheil der Sinnen ankom-
men laſſen, nicht immer genau, weil kleinere Unter-
ſchiede den Sinnen unmerklich ſind. Man hat daher
allerdings auf Jnſtrumente und andere Mittel zu den-
ken, die Ausmeſſung genauer zu machen. Derglei-
chen ſind z. E. fuͤr das Gewicht die Wage, fuͤr die Waͤr-
me das Thermometer, fuͤr die Ausdehnung Maaßſtaͤbe,
Zirkel, Winkelmeſſer, ꝛc. fuͤr die Zeit Uhren, ꝛc.

§. 50. Ungeacht aber der bisher betrachtete Grund-
ſatz nur zur Vergleichung der Empfindungen dient, ſo
reichen wir doch damit am weiteſten, weil wir es in vie-
len Faͤllen dabey muͤſſen bewenden laſſen. Man hat
ſchon laͤngſt die Anmerkung gemacht, daß uns das in-
nere Weſen der Koͤrper und ihrer Beſtandtheile wegen
ihrer Kleinheit, und weil wir keine Sinnen und auch
dermalen noch keine Jnſtrumente dazu haben, faſt noth-
wendig unbekannt bleibe, und daß wir uns mit dem
Aeußerlichen begnuͤgen muͤſſen, was davon in die Sin-
nen faͤllt. Man ſetze ſogar, daß uns von den Koͤrpern
nur das bekannt bleibe, was ſie der Empfindung nach
zu ſeyn ſcheinen, ſo wird doch immer die Vergleichung
dieſer Empfindungen uns helfen, die Koͤrper zu erken-
nen, ſie von einander zu unterſcheiden, aus dem einen
Schein auf das Daſeyn oder Wegſeyn der andern und
uͤberhaupt auf die Verhaͤltniſſe zwiſchen den Koͤrpern zu
ſchließen, und uns damit in Abſicht auf ihren Gebrauch
fortzuhelfen.

§. 51. Sodann muͤſſen wir, ſo lange wir die Gruͤn-
de zu Beurthcilung deſſen, was die Dinge an ſich ſind,

noch
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[246/0252] II. Hauptſtuͤck. das Hellere das Licht ſchiefer fallen laſſen oder es weiter entfernen, bis beyde Objecte gleich helle ſcheinen, wenn man ſie auf einmal anſchaut. Die Beſtimmung, wie vielmal das Licht hat muͤſſen ſchwaͤcher werden, giebt den Unterſchied und die Verhaͤltniß der Weiße beyder Objecte an. Jndeſſen ſind ſolche Vergleichungen, wo- bey wir es muͤſſen auf das Urtheil der Sinnen ankom- men laſſen, nicht immer genau, weil kleinere Unter- ſchiede den Sinnen unmerklich ſind. Man hat daher allerdings auf Jnſtrumente und andere Mittel zu den- ken, die Ausmeſſung genauer zu machen. Derglei- chen ſind z. E. fuͤr das Gewicht die Wage, fuͤr die Waͤr- me das Thermometer, fuͤr die Ausdehnung Maaßſtaͤbe, Zirkel, Winkelmeſſer, ꝛc. fuͤr die Zeit Uhren, ꝛc. §. 50. Ungeacht aber der bisher betrachtete Grund- ſatz nur zur Vergleichung der Empfindungen dient, ſo reichen wir doch damit am weiteſten, weil wir es in vie- len Faͤllen dabey muͤſſen bewenden laſſen. Man hat ſchon laͤngſt die Anmerkung gemacht, daß uns das in- nere Weſen der Koͤrper und ihrer Beſtandtheile wegen ihrer Kleinheit, und weil wir keine Sinnen und auch dermalen noch keine Jnſtrumente dazu haben, faſt noth- wendig unbekannt bleibe, und daß wir uns mit dem Aeußerlichen begnuͤgen muͤſſen, was davon in die Sin- nen faͤllt. Man ſetze ſogar, daß uns von den Koͤrpern nur das bekannt bleibe, was ſie der Empfindung nach zu ſeyn ſcheinen, ſo wird doch immer die Vergleichung dieſer Empfindungen uns helfen, die Koͤrper zu erken- nen, ſie von einander zu unterſcheiden, aus dem einen Schein auf das Daſeyn oder Wegſeyn der andern und uͤberhaupt auf die Verhaͤltniſſe zwiſchen den Koͤrpern zu ſchließen, und uns damit in Abſicht auf ihren Gebrauch fortzuhelfen. §. 51. Sodann muͤſſen wir, ſo lange wir die Gruͤn- de zu Beurthcilung deſſen, was die Dinge an ſich ſind, noch

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/252>, abgerufen am 23.11.2024.