gen. Man sagt aber: weil es gewesen ist, und hin- gegen: denn es ist gewesen. Alles dieses aber sind noch sehr kleine Abänderungen in der Wortordnung, und besonders ist die von dem letztern Beyspiele ganz will- kührlich, weil sie bloß grammatisch ist, und in dem Verstande der Rede nichts ändert.
§. 299. Hingegen ist die Ordnung mehr metaphy- sisch, wo sie in der Sache selbst liegt, sie mag nun in ei- ner Folge oder in Stuffen bestehen. So z. E. ge- schieht es oft, daß man Beywörter, oder Hauptwörter, oder Zeitwörter, oder auch Zuwörter aufhäuft, weil sie zusammen gehören, oder weil die übrigen Theile der Rede oder Periode sich auf alle beziehen, und dabey ist es öfters nicht durchaus gleichgültig, in welcher Ord- nung sie auf einander folgen. Die Deutlichkeit, die Stärke des Nachdruckes, die Natur der Sache selbst bestimmen die Auswahl, die man zu treffen hat. Das veni, vidi, vici, ist nach der Natur der Sache, das abiit, excessit, euasit, erupit, nach den Stuffen. Man wird in den Schriften der Redner und Dichter leicht noch zusammengesetztere Beyspiele finden.
§. 300. Man hat ferner die Regel eingeführt, daß der Verstand einer Redensart oder Periode durch dieselbe ganz durchlaufen und mit Schließung derselben erst vollständig bestimmt seyn solle. Nach dieser Regel werden z. E. im Deut- schen die Hülfswörter von den dazu gehörenden Zeit- wörtern, und selbst auch gewisse Ableitungstheilchen der Zeitwörter von denselben so getrennt, daß das Zeitwort und zuweilen das dazu gehörende Ableitungstheilchen fast immer den Schluß der Periode oder ihrer Glieder ausmacht. Und darinn ist man, besonders in den Canz- leyschriften, bis zur Ausschweifung gegangen, weil man durch Einschiebung aller Nebenbestimmungen die Länge der Perioden auf ganze Seiten ausgedehnt, und die
Zeit-
Lamb. Organon II B. M
Von der Wortfuͤgung.
gen. Man ſagt aber: weil es geweſen iſt, und hin- gegen: denn es iſt geweſen. Alles dieſes aber ſind noch ſehr kleine Abaͤnderungen in der Wortordnung, und beſonders iſt die von dem letztern Beyſpiele ganz will- kuͤhrlich, weil ſie bloß grammatiſch iſt, und in dem Verſtande der Rede nichts aͤndert.
§. 299. Hingegen iſt die Ordnung mehr metaphy- ſiſch, wo ſie in der Sache ſelbſt liegt, ſie mag nun in ei- ner Folge oder in Stuffen beſtehen. So z. E. ge- ſchieht es oft, daß man Beywoͤrter, oder Hauptwoͤrter, oder Zeitwoͤrter, oder auch Zuwoͤrter aufhaͤuft, weil ſie zuſammen gehoͤren, oder weil die uͤbrigen Theile der Rede oder Periode ſich auf alle beziehen, und dabey iſt es oͤfters nicht durchaus gleichguͤltig, in welcher Ord- nung ſie auf einander folgen. Die Deutlichkeit, die Staͤrke des Nachdruckes, die Natur der Sache ſelbſt beſtimmen die Auswahl, die man zu treffen hat. Das veni, vidi, vici, iſt nach der Natur der Sache, das abiit, exceſſit, euaſit, erupit, nach den Stuffen. Man wird in den Schriften der Redner und Dichter leicht noch zuſammengeſetztere Beyſpiele finden.
§. 300. Man hat ferner die Regel eingefuͤhrt, daß der Verſtand einer Redensart oder Periode durch dieſelbe ganz durchlaufen und mit Schließung derſelben erſt vollſtaͤndig beſtimmt ſeyn ſolle. Nach dieſer Regel werden z. E. im Deut- ſchen die Huͤlfswoͤrter von den dazu gehoͤrenden Zeit- woͤrtern, und ſelbſt auch gewiſſe Ableitungstheilchen der Zeitwoͤrter von denſelben ſo getrennt, daß das Zeitwort und zuweilen das dazu gehoͤrende Ableitungstheilchen faſt immer den Schluß der Periode oder ihrer Glieder ausmacht. Und darinn iſt man, beſonders in den Canz- leyſchriften, bis zur Ausſchweifung gegangen, weil man durch Einſchiebung aller Nebenbeſtimmungen die Laͤnge der Perioden auf ganze Seiten ausgedehnt, und die
Zeit-
Lamb. Organon II B. M
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Von der Wortfuͤgung.
gen. Man ſagt aber: weil es geweſen iſt, und hin-
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noch ſehr kleine Abaͤnderungen in der Wortordnung, und
beſonders iſt die von dem letztern Beyſpiele ganz will-
kuͤhrlich, weil ſie bloß grammatiſch iſt, und in dem
Verſtande der Rede nichts aͤndert.
§. 299. Hingegen iſt die Ordnung mehr metaphy-
ſiſch, wo ſie in der Sache ſelbſt liegt, ſie mag nun in ei-
ner Folge oder in Stuffen beſtehen. So z. E. ge-
ſchieht es oft, daß man Beywoͤrter, oder Hauptwoͤrter,
oder Zeitwoͤrter, oder auch Zuwoͤrter aufhaͤuft, weil ſie
zuſammen gehoͤren, oder weil die uͤbrigen Theile der
Rede oder Periode ſich auf alle beziehen, und dabey iſt
es oͤfters nicht durchaus gleichguͤltig, in welcher Ord-
nung ſie auf einander folgen. Die Deutlichkeit, die
Staͤrke des Nachdruckes, die Natur der Sache ſelbſt
beſtimmen die Auswahl, die man zu treffen hat. Das
veni, vidi, vici, iſt nach der Natur der Sache, das
abiit, exceſſit, euaſit, erupit, nach den Stuffen. Man
wird in den Schriften der Redner und Dichter leicht
noch zuſammengeſetztere Beyſpiele finden.
§. 300. Man hat ferner die Regel eingefuͤhrt, daß
der Verſtand einer Redensart oder Periode
durch dieſelbe ganz durchlaufen und mit
Schließung derſelben erſt vollſtaͤndig beſtimmt
ſeyn ſolle. Nach dieſer Regel werden z. E. im Deut-
ſchen die Huͤlfswoͤrter von den dazu gehoͤrenden Zeit-
woͤrtern, und ſelbſt auch gewiſſe Ableitungstheilchen der
Zeitwoͤrter von denſelben ſo getrennt, daß das Zeitwort
und zuweilen das dazu gehoͤrende Ableitungstheilchen
faſt immer den Schluß der Periode oder ihrer Glieder
ausmacht. Und darinn iſt man, beſonders in den Canz-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/183>, abgerufen am 19.07.2024.
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