Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.Von der Wortfügung. gen. Man sagt aber: weil es gewesen ist, und hin-gegen: denn es ist gewesen. Alles dieses aber sind noch sehr kleine Abänderungen in der Wortordnung, und besonders ist die von dem letztern Beyspiele ganz will- kührlich, weil sie bloß grammatisch ist, und in dem Verstande der Rede nichts ändert. §. 299. Hingegen ist die Ordnung mehr metaphy- §. 300. Man hat ferner die Regel eingeführt, daß Zeit- Lamb. Organon II B. M
Von der Wortfuͤgung. gen. Man ſagt aber: weil es geweſen iſt, und hin-gegen: denn es iſt geweſen. Alles dieſes aber ſind noch ſehr kleine Abaͤnderungen in der Wortordnung, und beſonders iſt die von dem letztern Beyſpiele ganz will- kuͤhrlich, weil ſie bloß grammatiſch iſt, und in dem Verſtande der Rede nichts aͤndert. §. 299. Hingegen iſt die Ordnung mehr metaphy- §. 300. Man hat ferner die Regel eingefuͤhrt, daß Zeit- Lamb. Organon II B. M
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Von der Wortfuͤgung.
gen. Man ſagt aber: weil es geweſen iſt, und hin-
gegen: denn es iſt geweſen. Alles dieſes aber ſind
noch ſehr kleine Abaͤnderungen in der Wortordnung, und
beſonders iſt die von dem letztern Beyſpiele ganz will-
kuͤhrlich, weil ſie bloß grammatiſch iſt, und in dem
Verſtande der Rede nichts aͤndert.
§. 299. Hingegen iſt die Ordnung mehr metaphy-
ſiſch, wo ſie in der Sache ſelbſt liegt, ſie mag nun in ei-
ner Folge oder in Stuffen beſtehen. So z. E. ge-
ſchieht es oft, daß man Beywoͤrter, oder Hauptwoͤrter,
oder Zeitwoͤrter, oder auch Zuwoͤrter aufhaͤuft, weil ſie
zuſammen gehoͤren, oder weil die uͤbrigen Theile der
Rede oder Periode ſich auf alle beziehen, und dabey iſt
es oͤfters nicht durchaus gleichguͤltig, in welcher Ord-
nung ſie auf einander folgen. Die Deutlichkeit, die
Staͤrke des Nachdruckes, die Natur der Sache ſelbſt
beſtimmen die Auswahl, die man zu treffen hat. Das
veni, vidi, vici, iſt nach der Natur der Sache, das
abiit, exceſſit, euaſit, erupit, nach den Stuffen. Man
wird in den Schriften der Redner und Dichter leicht
noch zuſammengeſetztere Beyſpiele finden.
§. 300. Man hat ferner die Regel eingefuͤhrt, daß
der Verſtand einer Redensart oder Periode
durch dieſelbe ganz durchlaufen und mit
Schließung derſelben erſt vollſtaͤndig beſtimmt
ſeyn ſolle. Nach dieſer Regel werden z. E. im Deut-
ſchen die Huͤlfswoͤrter von den dazu gehoͤrenden Zeit-
woͤrtern, und ſelbſt auch gewiſſe Ableitungstheilchen der
Zeitwoͤrter von denſelben ſo getrennt, daß das Zeitwort
und zuweilen das dazu gehoͤrende Ableitungstheilchen
faſt immer den Schluß der Periode oder ihrer Glieder
ausmacht. Und darinn iſt man, beſonders in den Canz-
leyſchriften, bis zur Ausſchweifung gegangen, weil man
durch Einſchiebung aller Nebenbeſtimmungen die Laͤnge
der Perioden auf ganze Seiten ausgedehnt, und die
Zeit-
Lamb. Organon II B. M
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