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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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VIII. Hauptstück.
durch ihre Form oder Endungen angeben würden. Hin-
gegen wären sie auf eine ganz andere Art bedeutend,
und könnten dienen, die Classe der Dinge kenntlich zu
machen, worunter die Sache gehört, oder die Verhält-
nisse anzuzeigen, in welchen sie gegen einander und ge-
gen die Handlungen oder Veränderungen stehen, welche
durch die Zeitwörter angegeben werden, zumal wenn
diese selbst auch den Conjugationen nach in Classen ge-
theilt wären, (§. 156.).

§. 289. Mit dem Unterschiede der Fallendungen
geht es in den wirklichen Srachen nicht viel besser. Sie
sind nicht so vollständig abgezählt, als es seyn könnte
(§. 178. seqq.), und auch ihre Verhältnisse zu den Zeit-
wörtern und Vorwörtern könnten ungleich metaphysi-
scher und daher auch charakteristischer seyn. Was in
Ansehung der Vorwörter abgeht und unordentlich ist,
haben wir oben (§. 209. seqq.) schon angezeigt. Und
in Ansehung der Zeitwörter findet man es ebenfalls,
wenn man aus einer Sprache in die andere übersetzt,
weil da mit einerley Zeitwörtern ganz verschiedene Fall-
endungen verbunden werden.

§. 290. Der eigentlich so genannte Nennfall,
Nominatiuus, scheint vor den übrigen etwas voraus zu
haben. Er bezieht sich auf die Frage: Wer? und diese
läßt sich allerdings bey jeden Redensarten machen.
Man hat in den Sprachen, die Fälle, wo er doppelt
vorkömmt, dadurch unterschieden, daß man die Zeitwör-
ter, die vor und nach sich einen Nominatiuum haben,
mit besondern Namen benennt hat. Dergleichen sind
im Lateinischen die Verba substantiua, die Passiua nun-
cupandi, existimandi, cognoscendi,
etc. Jn der That
scheint es auch die Sache selbst mit sich zu bringen, hin-
gegen unterscheiden sich diese Wörter durch nichts cha-
rakceristisches, und man muß sie theils aus der Bedeu-
tung, theils aus dem Gebrauche kennen lernen.

§. 291.

VIII. Hauptſtuͤck.
durch ihre Form oder Endungen angeben wuͤrden. Hin-
gegen waͤren ſie auf eine ganz andere Art bedeutend,
und koͤnnten dienen, die Claſſe der Dinge kenntlich zu
machen, worunter die Sache gehoͤrt, oder die Verhaͤlt-
niſſe anzuzeigen, in welchen ſie gegen einander und ge-
gen die Handlungen oder Veraͤnderungen ſtehen, welche
durch die Zeitwoͤrter angegeben werden, zumal wenn
dieſe ſelbſt auch den Conjugationen nach in Claſſen ge-
theilt waͤren, (§. 156.).

§. 289. Mit dem Unterſchiede der Fallendungen
geht es in den wirklichen Srachen nicht viel beſſer. Sie
ſind nicht ſo vollſtaͤndig abgezaͤhlt, als es ſeyn koͤnnte
(§. 178. ſeqq.), und auch ihre Verhaͤltniſſe zu den Zeit-
woͤrtern und Vorwoͤrtern koͤnnten ungleich metaphyſi-
ſcher und daher auch charakteriſtiſcher ſeyn. Was in
Anſehung der Vorwoͤrter abgeht und unordentlich iſt,
haben wir oben (§. 209. ſeqq.) ſchon angezeigt. Und
in Anſehung der Zeitwoͤrter findet man es ebenfalls,
wenn man aus einer Sprache in die andere uͤberſetzt,
weil da mit einerley Zeitwoͤrtern ganz verſchiedene Fall-
endungen verbunden werden.

§. 290. Der eigentlich ſo genannte Nennfall,
Nominatiuus, ſcheint vor den uͤbrigen etwas voraus zu
haben. Er bezieht ſich auf die Frage: Wer? und dieſe
laͤßt ſich allerdings bey jeden Redensarten machen.
Man hat in den Sprachen, die Faͤlle, wo er doppelt
vorkoͤmmt, dadurch unterſchieden, daß man die Zeitwoͤr-
ter, die vor und nach ſich einen Nominatiuum haben,
mit beſondern Namen benennt hat. Dergleichen ſind
im Lateiniſchen die Verba ſubſtantiua, die Paſſiua nun-
cupandi, exiſtimandi, cognoſcendi,
ꝛc. Jn der That
ſcheint es auch die Sache ſelbſt mit ſich zu bringen, hin-
gegen unterſcheiden ſich dieſe Woͤrter durch nichts cha-
rakceriſtiſches, und man muß ſie theils aus der Bedeu-
tung, theils aus dem Gebrauche kennen lernen.

§. 291.
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[172/0178] VIII. Hauptſtuͤck. durch ihre Form oder Endungen angeben wuͤrden. Hin- gegen waͤren ſie auf eine ganz andere Art bedeutend, und koͤnnten dienen, die Claſſe der Dinge kenntlich zu machen, worunter die Sache gehoͤrt, oder die Verhaͤlt- niſſe anzuzeigen, in welchen ſie gegen einander und ge- gen die Handlungen oder Veraͤnderungen ſtehen, welche durch die Zeitwoͤrter angegeben werden, zumal wenn dieſe ſelbſt auch den Conjugationen nach in Claſſen ge- theilt waͤren, (§. 156.). §. 289. Mit dem Unterſchiede der Fallendungen geht es in den wirklichen Srachen nicht viel beſſer. Sie ſind nicht ſo vollſtaͤndig abgezaͤhlt, als es ſeyn koͤnnte (§. 178. ſeqq.), und auch ihre Verhaͤltniſſe zu den Zeit- woͤrtern und Vorwoͤrtern koͤnnten ungleich metaphyſi- ſcher und daher auch charakteriſtiſcher ſeyn. Was in Anſehung der Vorwoͤrter abgeht und unordentlich iſt, haben wir oben (§. 209. ſeqq.) ſchon angezeigt. Und in Anſehung der Zeitwoͤrter findet man es ebenfalls, wenn man aus einer Sprache in die andere uͤberſetzt, weil da mit einerley Zeitwoͤrtern ganz verſchiedene Fall- endungen verbunden werden. §. 290. Der eigentlich ſo genannte Nennfall, Nominatiuus, ſcheint vor den uͤbrigen etwas voraus zu haben. Er bezieht ſich auf die Frage: Wer? und dieſe laͤßt ſich allerdings bey jeden Redensarten machen. Man hat in den Sprachen, die Faͤlle, wo er doppelt vorkoͤmmt, dadurch unterſchieden, daß man die Zeitwoͤr- ter, die vor und nach ſich einen Nominatiuum haben, mit beſondern Namen benennt hat. Dergleichen ſind im Lateiniſchen die Verba ſubſtantiua, die Paſſiua nun- cupandi, exiſtimandi, cognoſcendi, ꝛc. Jn der That ſcheint es auch die Sache ſelbſt mit ſich zu bringen, hin- gegen unterſcheiden ſich dieſe Woͤrter durch nichts cha- rakceriſtiſches, und man muß ſie theils aus der Bedeu- tung, theils aus dem Gebrauche kennen lernen. §. 291.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/178>, abgerufen am 23.11.2024.