§. 11. Bey der Empfindung des Zeichens ist das Bewußtseyn, daß es diese oder jene Sache, diesen oder jenen Begriff vorstelle, und dieses Bewußtseyn ist eben- falls nur dunkel, so lange wir die Sache nicht selbst empfinden. Diese Dunkelheit des Bewußtseyns der bedeuteten Sache hat ihre Stufen, welches daraus er- hellet, daß wir zuweilen Mühe haben, uns darauf zu besinnen, und es etwan auch vollends vergessen. Eben dieses hat auch hinwiederum bey den Zeichen statt, weil wir uns zuweilen auf ein Wort besinnen müssen, diesen oder jenen Begriff oder Sache zu benennen und aus- zudrücken.
§. 12. Aus den bisherigen Betrachtungen erhellet nun, daß die symbolische Erkenntniß uns ein unentbehrliches Hülfsmittel zum Denken ist. Denn da wir, ohne die Empfindung der Sache zu er- neuern, den Begriff derselben wachend nicht aufklären können, wie es etwan im Traume geschieht; (§. 6.) so würden wir ohne die Zeichen der Begriffe, entweder von jeder gegenwärtigen Empfindung hingerissen wer- den, und uns höchstens nur der ähnlichen Empfindung dunkel bewußt seyn, oder von andern vormals gehabten Empfindungen nur ein dunkeles und flüchtiges Bewußt- seyn haben, welches uns aber wenig dienen würde, wenn wir es nicht an Zeichen binden könnten, deren Empfin- dung wir erneuern, und die Aufmerksamkeit ganz dar- auf richten könnten.
§. 13. Daß wir ohne solche Zeichen anderen unsere Begriffe nicht mittheilen können, ist an sich so klar, daß es keines Beweises bedarf. Es macht aber den zwey- ten Theil des Beweises von der Nothwendigkeit der Zeichen oder der symbolischen Erkenntniß aus.
§. 14. Daß ferner die Rede dazu ein solches Mittel ist, welches wir immer und am leichtesten in un- serer Gewalt haben, erhellet aus der (§. 9.) angegebe-
nen
Erkenntniß uͤberhaupt.
§. 11. Bey der Empfindung des Zeichens iſt das Bewußtſeyn, daß es dieſe oder jene Sache, dieſen oder jenen Begriff vorſtelle, und dieſes Bewußtſeyn iſt eben- falls nur dunkel, ſo lange wir die Sache nicht ſelbſt empfinden. Dieſe Dunkelheit des Bewußtſeyns der bedeuteten Sache hat ihre Stufen, welches daraus er- hellet, daß wir zuweilen Muͤhe haben, uns darauf zu beſinnen, und es etwan auch vollends vergeſſen. Eben dieſes hat auch hinwiederum bey den Zeichen ſtatt, weil wir uns zuweilen auf ein Wort beſinnen muͤſſen, dieſen oder jenen Begriff oder Sache zu benennen und aus- zudruͤcken.
§. 12. Aus den bisherigen Betrachtungen erhellet nun, daß die ſymboliſche Erkenntniß uns ein unentbehrliches Huͤlfsmittel zum Denken iſt. Denn da wir, ohne die Empfindung der Sache zu er- neuern, den Begriff derſelben wachend nicht aufklaͤren koͤnnen, wie es etwan im Traume geſchieht; (§. 6.) ſo wuͤrden wir ohne die Zeichen der Begriffe, entweder von jeder gegenwaͤrtigen Empfindung hingeriſſen wer- den, und uns hoͤchſtens nur der aͤhnlichen Empfindung dunkel bewußt ſeyn, oder von andern vormals gehabten Empfindungen nur ein dunkeles und fluͤchtiges Bewußt- ſeyn haben, welches uns aber wenig dienen wuͤrde, wenn wir es nicht an Zeichen binden koͤnnten, deren Empfin- dung wir erneuern, und die Aufmerkſamkeit ganz dar- auf richten koͤnnten.
§. 13. Daß wir ohne ſolche Zeichen anderen unſere Begriffe nicht mittheilen koͤnnen, iſt an ſich ſo klar, daß es keines Beweiſes bedarf. Es macht aber den zwey- ten Theil des Beweiſes von der Nothwendigkeit der Zeichen oder der ſymboliſchen Erkenntniß aus.
§. 14. Daß ferner die Rede dazu ein ſolches Mittel iſt, welches wir immer und am leichteſten in un- ſerer Gewalt haben, erhellet aus der (§. 9.) angegebe-
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Erkenntniß uͤberhaupt.
§. 11. Bey der Empfindung des Zeichens iſt das
Bewußtſeyn, daß es dieſe oder jene Sache, dieſen oder
jenen Begriff vorſtelle, und dieſes Bewußtſeyn iſt eben-
falls nur dunkel, ſo lange wir die Sache nicht ſelbſt
empfinden. Dieſe Dunkelheit des Bewußtſeyns der
bedeuteten Sache hat ihre Stufen, welches daraus er-
hellet, daß wir zuweilen Muͤhe haben, uns darauf zu
beſinnen, und es etwan auch vollends vergeſſen. Eben
dieſes hat auch hinwiederum bey den Zeichen ſtatt, weil
wir uns zuweilen auf ein Wort beſinnen muͤſſen, dieſen
oder jenen Begriff oder Sache zu benennen und aus-
zudruͤcken.
§. 12. Aus den bisherigen Betrachtungen erhellet
nun, daß die ſymboliſche Erkenntniß uns ein
unentbehrliches Huͤlfsmittel zum Denken iſt.
Denn da wir, ohne die Empfindung der Sache zu er-
neuern, den Begriff derſelben wachend nicht aufklaͤren
koͤnnen, wie es etwan im Traume geſchieht; (§. 6.) ſo
wuͤrden wir ohne die Zeichen der Begriffe, entweder
von jeder gegenwaͤrtigen Empfindung hingeriſſen wer-
den, und uns hoͤchſtens nur der aͤhnlichen Empfindung
dunkel bewußt ſeyn, oder von andern vormals gehabten
Empfindungen nur ein dunkeles und fluͤchtiges Bewußt-
ſeyn haben, welches uns aber wenig dienen wuͤrde, wenn
wir es nicht an Zeichen binden koͤnnten, deren Empfin-
dung wir erneuern, und die Aufmerkſamkeit ganz dar-
auf richten koͤnnten.
§. 13. Daß wir ohne ſolche Zeichen anderen unſere
Begriffe nicht mittheilen koͤnnen, iſt an ſich ſo klar, daß
es keines Beweiſes bedarf. Es macht aber den zwey-
ten Theil des Beweiſes von der Nothwendigkeit der
Zeichen oder der ſymboliſchen Erkenntniß aus.
§. 14. Daß ferner die Rede dazu ein ſolches
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/17>, abgerufen am 24.11.2024.
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