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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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Von der Wortforschung.
ter vermieden wird, als wenn man in zweifelhaften
Fällen immer die Sache selbst wieder vorzeigen müßte,
wie es etwan bey dem Ursprung der Sprachen gesche-
hen. Jn dieser Absicht ist demnach eine Sprache viel
vollkommener, wenn sie Stoff genug hat, jede Ausdrü-
cke und Redensarten auf mehrere Arten mit gleichgel-
tenden zu verwechseln, (§. 136. Dianoiol.). Auch das
Definiren der Wörter und Begriffe wird dadurch er-
leichtert, und dieses ist besonders bey solchen Wörtern
wichtig, deren Bedeutung, der Natur der Sache nach,
von unbestimmtem Umfange ist, weil dieser an jedem
Orte durch Zuziehung der bestimmenden Wörter festge-
setzt werden kann, (§. 141.).

§. 249. Jn dieser Absicht finden wir in den wirkli-
chen Sprachen ganze Classen von Redetheilen, die auf
eine schlechthin charakteristische Art Abkürzungen weit-
läuftigerer Ausdrücke sind, und zu deren Erklärung und
Bestimmung diese letztere können gebraucht werden.
Hieher gehören überhaupt die Mittelwörter oder
Participia, weil man statt derselben durch eine bloß
grammatische Verwandlung immer eine gleichgeltende
Redensart oder Umschreibung gebrauchen kann. Man
ist auch zu dieser Umschreibung gleichsam genöthigt, wo
man aus einer Sprache in eine andere übersetzt, welche
nicht alle Arten von Mittelwörtern der ersten hat, wie
z. E. aus dem Griechischen ins Lateinische oder Deutsche.
Man wird eben so aus dem §. 237. sehen, daß sehr viele
Bindwörter nur abgekürtzte Ausdrücke von Redens-
arten sind, durch welche die Art des Zusammenhanges
der Rede umständlicher oder umschreibungsweise ange-
zeigt werden kann.

§. 250. Die Zuwörter oder Aduerbia sind eben-
falls auf eine minder nothwendige Art Wurzelwörter,
weil sie fast alle von andern Redetheilen, z. E. von Vor-
wörtern und Beywörtern, abgeleitet werden können,

§. 224.
K 3

Von der Wortforſchung.
ter vermieden wird, als wenn man in zweifelhaften
Faͤllen immer die Sache ſelbſt wieder vorzeigen muͤßte,
wie es etwan bey dem Urſprung der Sprachen geſche-
hen. Jn dieſer Abſicht iſt demnach eine Sprache viel
vollkommener, wenn ſie Stoff genug hat, jede Ausdruͤ-
cke und Redensarten auf mehrere Arten mit gleichgel-
tenden zu verwechſeln, (§. 136. Dianoiol.). Auch das
Definiren der Woͤrter und Begriffe wird dadurch er-
leichtert, und dieſes iſt beſonders bey ſolchen Woͤrtern
wichtig, deren Bedeutung, der Natur der Sache nach,
von unbeſtimmtem Umfange iſt, weil dieſer an jedem
Orte durch Zuziehung der beſtimmenden Woͤrter feſtge-
ſetzt werden kann, (§. 141.).

§. 249. Jn dieſer Abſicht finden wir in den wirkli-
chen Sprachen ganze Claſſen von Redetheilen, die auf
eine ſchlechthin charakteriſtiſche Art Abkuͤrzungen weit-
laͤuftigerer Ausdruͤcke ſind, und zu deren Erklaͤrung und
Beſtimmung dieſe letztere koͤnnen gebraucht werden.
Hieher gehoͤren uͤberhaupt die Mittelwoͤrter oder
Participia, weil man ſtatt derſelben durch eine bloß
grammatiſche Verwandlung immer eine gleichgeltende
Redensart oder Umſchreibung gebrauchen kann. Man
iſt auch zu dieſer Umſchreibung gleichſam genoͤthigt, wo
man aus einer Sprache in eine andere uͤberſetzt, welche
nicht alle Arten von Mittelwoͤrtern der erſten hat, wie
z. E. aus dem Griechiſchen ins Lateiniſche oder Deutſche.
Man wird eben ſo aus dem §. 237. ſehen, daß ſehr viele
Bindwoͤrter nur abgekuͤrtzte Ausdruͤcke von Redens-
arten ſind, durch welche die Art des Zuſammenhanges
der Rede umſtaͤndlicher oder umſchreibungsweiſe ange-
zeigt werden kann.

§. 250. Die Zuwoͤrter oder Aduerbia ſind eben-
falls auf eine minder nothwendige Art Wurzelwoͤrter,
weil ſie faſt alle von andern Redetheilen, z. E. von Vor-
woͤrtern und Beywoͤrtern, abgeleitet werden koͤnnen,

§. 224.
K 3
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[149/0155] Von der Wortforſchung. ter vermieden wird, als wenn man in zweifelhaften Faͤllen immer die Sache ſelbſt wieder vorzeigen muͤßte, wie es etwan bey dem Urſprung der Sprachen geſche- hen. Jn dieſer Abſicht iſt demnach eine Sprache viel vollkommener, wenn ſie Stoff genug hat, jede Ausdruͤ- cke und Redensarten auf mehrere Arten mit gleichgel- tenden zu verwechſeln, (§. 136. Dianoiol.). Auch das Definiren der Woͤrter und Begriffe wird dadurch er- leichtert, und dieſes iſt beſonders bey ſolchen Woͤrtern wichtig, deren Bedeutung, der Natur der Sache nach, von unbeſtimmtem Umfange iſt, weil dieſer an jedem Orte durch Zuziehung der beſtimmenden Woͤrter feſtge- ſetzt werden kann, (§. 141.). §. 249. Jn dieſer Abſicht finden wir in den wirkli- chen Sprachen ganze Claſſen von Redetheilen, die auf eine ſchlechthin charakteriſtiſche Art Abkuͤrzungen weit- laͤuftigerer Ausdruͤcke ſind, und zu deren Erklaͤrung und Beſtimmung dieſe letztere koͤnnen gebraucht werden. Hieher gehoͤren uͤberhaupt die Mittelwoͤrter oder Participia, weil man ſtatt derſelben durch eine bloß grammatiſche Verwandlung immer eine gleichgeltende Redensart oder Umſchreibung gebrauchen kann. Man iſt auch zu dieſer Umſchreibung gleichſam genoͤthigt, wo man aus einer Sprache in eine andere uͤberſetzt, welche nicht alle Arten von Mittelwoͤrtern der erſten hat, wie z. E. aus dem Griechiſchen ins Lateiniſche oder Deutſche. Man wird eben ſo aus dem §. 237. ſehen, daß ſehr viele Bindwoͤrter nur abgekuͤrtzte Ausdruͤcke von Redens- arten ſind, durch welche die Art des Zuſammenhanges der Rede umſtaͤndlicher oder umſchreibungsweiſe ange- zeigt werden kann. §. 250. Die Zuwoͤrter oder Aduerbia ſind eben- falls auf eine minder nothwendige Art Wurzelwoͤrter, weil ſie faſt alle von andern Redetheilen, z. E. von Vor- woͤrtern und Beywoͤrtern, abgeleitet werden koͤnnen, §. 224. K 3

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/155>, abgerufen am 04.12.2024.