durch die Ableitungstheilchen, Hülfswörer und Bey- wörter (§. 162. 176.) merklich vermindert, veil sie trenn- bare Bestimmungen anzeigen, die nan weglassen oder nach den Umständen wählen kann. Man kann sie in dieser Absicht eben so, wie die Beyvörter, mit den Coefficienten in der Algeber vergleichen (§. 176.). Der Unterschied ist nur, daß letztere sich auf die Haupt- wörter, die Aduerbia aber mehr auf die Zeitwörter beziehen.
§. 224. Die Zuwörter, welche die Umstände der Zeit, des Ortes, die Grade, Zahl, Größe, Men- ge, Aehnlichkeit etc. anzeigen, machen daher in den wirklichen Sprachen einen beträchtlichen Theil der gan- zen Classe aus. Zu diesen kommen sodann noch dieje- nigen, welche die Umstände des Redenden, seine Ge- denkensart, die Beschaffenheit der Rede etc., und folg- lich ein Fragen, Bejahen, Verneinen, Zweifeln, Ermahnen, Betheuren, Rufen, Antworten etc. anzeigen. Die größte Anzahl aber machen diejenigen aus, welche die Beschaffenheit der Sache vorstellen, und mehrentheils von Nennwörtern und Zeitwörtern abgeleitet sind. So z. E. lassen sich im Deutschen bald alle Beywörter als Aduerbia gebrauchen, indem man sie indeclinabel nimmt. Jhre Bedeutung wird aber dadurch gleichsam von dem Hauptwort los, und dem Zeitwort anhängig gemacht. Der Unterschied der Re- densarten: etwas mühsames verrichten, und et- was mühsam verrichten, imgleichen eine deutli- che Schrift lesen, und eine Schrift deutlich le- sen etc. macht es augenscheinlich, daß Beywörter sich auf die Sache, Zuwörter aber auf die Handlung bezie- hen, es sey denn, daß sie, ihrer eigenen Bedeutung nach, sich auch auf den Thuenden oder auf die Sache oder auf beydes beziehen. Z. E. Er hat mir er- wünscht geantwortet, will sagen, wie ich es
wünschte.
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Von den unveraͤnderlichen Redetheilen.
durch die Ableitungstheilchen, Huͤlfswoͤrer und Bey- woͤrter (§. 162. 176.) merklich vermindert, veil ſie trenn- bare Beſtimmungen anzeigen, die nan weglaſſen oder nach den Umſtaͤnden waͤhlen kann. Man kann ſie in dieſer Abſicht eben ſo, wie die Beyvoͤrter, mit den Coefficienten in der Algeber vergleichen (§. 176.). Der Unterſchied iſt nur, daß letztere ſich auf die Haupt- woͤrter, die Aduerbia aber mehr auf die Zeitwoͤrter beziehen.
§. 224. Die Zuwoͤrter, welche die Umſtaͤnde der Zeit, des Ortes, die Grade, Zahl, Groͤße, Men- ge, Aehnlichkeit ꝛc. anzeigen, machen daher in den wirklichen Sprachen einen betraͤchtlichen Theil der gan- zen Claſſe aus. Zu dieſen kommen ſodann noch dieje- nigen, welche die Umſtaͤnde des Redenden, ſeine Ge- denkensart, die Beſchaffenheit der Rede ꝛc., und folg- lich ein Fragen, Bejahen, Verneinen, Zweifeln, Ermahnen, Betheuren, Rufen, Antworten ꝛc. anzeigen. Die groͤßte Anzahl aber machen diejenigen aus, welche die Beſchaffenheit der Sache vorſtellen, und mehrentheils von Nennwoͤrtern und Zeitwoͤrtern abgeleitet ſind. So z. E. laſſen ſich im Deutſchen bald alle Beywoͤrter als Aduerbia gebrauchen, indem man ſie indeclinabel nimmt. Jhre Bedeutung wird aber dadurch gleichſam von dem Hauptwort los, und dem Zeitwort anhaͤngig gemacht. Der Unterſchied der Re- densarten: etwas muͤhſames verrichten, und et- was muͤhſam verrichten, imgleichen eine deutli- che Schrift leſen, und eine Schrift deutlich le- ſen ꝛc. macht es augenſcheinlich, daß Beywoͤrter ſich auf die Sache, Zuwoͤrter aber auf die Handlung bezie- hen, es ſey denn, daß ſie, ihrer eigenen Bedeutung nach, ſich auch auf den Thuenden oder auf die Sache oder auf beydes beziehen. Z. E. Er hat mir er- wuͤnſcht geantwortet, will ſagen, wie ich es
wuͤnſchte.
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Von den unveraͤnderlichen Redetheilen.
durch die Ableitungstheilchen, Huͤlfswoͤrer und Bey-
woͤrter (§. 162. 176.) merklich vermindert, veil ſie trenn-
bare Beſtimmungen anzeigen, die nan weglaſſen
oder nach den Umſtaͤnden waͤhlen kann. Man kann ſie
in dieſer Abſicht eben ſo, wie die Beyvoͤrter, mit den
Coefficienten in der Algeber vergleichen (§. 176.). Der
Unterſchied iſt nur, daß letztere ſich auf die Haupt-
woͤrter, die Aduerbia aber mehr auf die Zeitwoͤrter
beziehen.
§. 224. Die Zuwoͤrter, welche die Umſtaͤnde der
Zeit, des Ortes, die Grade, Zahl, Groͤße, Men-
ge, Aehnlichkeit ꝛc. anzeigen, machen daher in den
wirklichen Sprachen einen betraͤchtlichen Theil der gan-
zen Claſſe aus. Zu dieſen kommen ſodann noch dieje-
nigen, welche die Umſtaͤnde des Redenden, ſeine Ge-
denkensart, die Beſchaffenheit der Rede ꝛc., und folg-
lich ein Fragen, Bejahen, Verneinen, Zweifeln,
Ermahnen, Betheuren, Rufen, Antworten ꝛc.
anzeigen. Die groͤßte Anzahl aber machen diejenigen
aus, welche die Beſchaffenheit der Sache vorſtellen,
und mehrentheils von Nennwoͤrtern und Zeitwoͤrtern
abgeleitet ſind. So z. E. laſſen ſich im Deutſchen bald
alle Beywoͤrter als Aduerbia gebrauchen, indem man
ſie indeclinabel nimmt. Jhre Bedeutung wird aber
dadurch gleichſam von dem Hauptwort los, und dem
Zeitwort anhaͤngig gemacht. Der Unterſchied der Re-
densarten: etwas muͤhſames verrichten, und et-
was muͤhſam verrichten, imgleichen eine deutli-
che Schrift leſen, und eine Schrift deutlich le-
ſen ꝛc. macht es augenſcheinlich, daß Beywoͤrter ſich
auf die Sache, Zuwoͤrter aber auf die Handlung bezie-
hen, es ſey denn, daß ſie, ihrer eigenen Bedeutung
nach, ſich auch auf den Thuenden oder auf die Sache
oder auf beydes beziehen. Z. E. Er hat mir er-
wuͤnſcht geantwortet, will ſagen, wie ich es
wuͤnſchte.
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/139>, abgerufen am 16.07.2024.
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