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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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Von den Nennwörtern.
structionen etwas Charakteristisches, und die Ordnung
der Wörter nebst der Abänderung der Fallendung, ist
dabey bedeutend. Da aber jede Sprache hierinn et-
was besonderes hat, so können wir die Bestimmung der
Verhältnisse und des Metaphysischen, das in solchen
Constructionen ist, in Absicht auf die deutsche Sprache
besonders, in die schon öfters erwähnte Theorie dersel-
ben verweisen. Denn da diese Sprache sehr viel Re-
gelmäßiges hat, und dermalen im Schwunge ist, zur
gelehrten Sprache zu werden, so lohnt es sich allerdings
der Mühe, alles anzuzeigen, was sie noch regelmäßiger
und charakteristischer machen kann. Das Ziel, wel-
ches man zwar schwerlich ganz erreichen wird, dem man
aber dennoch noch näher kommen kann, ist die oben
schon angegebene Grundregel für wissenschaftliche Zei-
chen; daß nämlich ihre Theorie statt der Theo-
rie der Sache solle dienen können
(§. 23.). Und
dieses fordert, daß man mehr auf das Metaphysische
als auf das Grammatische der Sprachen sehen muß,
wenn ihre Theorie diese Absicht erreichen, oder die Spra-
che zu derselben dienlich machen solle.

§. 182. Was ferner die Sprachen in Abficht auf
die Nennwörter besonders haben, sind die Geschlech-
ter,
Genera, in welche die Hauptwörter eingetheilt
werden. Jn den meisten Sprachen sind deren drey,
und man nennt sie das männliche, weibliche und
unbestimmte Geschlecht, (genus masculinum, femi-
ninum, neutrum
). Diese Benennungen rühren aber
von den Sprachlehrern her. Denn man kann nicht
sagen, ob die ersten Urheber der Sprachen an solche
Unterschiede gedacht, oder sie sich zur Regel vorgesetzt
haben, weil bald jede Sprache besondere Anomalien hat,
die mit vieler Mühe erlernt werden.

§. 183. Die Hauptwörter selbst, auf die es doch ei-
gentlich angesehen ist, haben auch nicht so viel Charakte-

ristisches,

Von den Nennwoͤrtern.
ſtructionen etwas Charakteriſtiſches, und die Ordnung
der Woͤrter nebſt der Abaͤnderung der Fallendung, iſt
dabey bedeutend. Da aber jede Sprache hierinn et-
was beſonderes hat, ſo koͤnnen wir die Beſtimmung der
Verhaͤltniſſe und des Metaphyſiſchen, das in ſolchen
Conſtructionen iſt, in Abſicht auf die deutſche Sprache
beſonders, in die ſchon oͤfters erwaͤhnte Theorie derſel-
ben verweiſen. Denn da dieſe Sprache ſehr viel Re-
gelmaͤßiges hat, und dermalen im Schwunge iſt, zur
gelehrten Sprache zu werden, ſo lohnt es ſich allerdings
der Muͤhe, alles anzuzeigen, was ſie noch regelmaͤßiger
und charakteriſtiſcher machen kann. Das Ziel, wel-
ches man zwar ſchwerlich ganz erreichen wird, dem man
aber dennoch noch naͤher kommen kann, iſt die oben
ſchon angegebene Grundregel fuͤr wiſſenſchaftliche Zei-
chen; daß naͤmlich ihre Theorie ſtatt der Theo-
rie der Sache ſolle dienen koͤnnen
(§. 23.). Und
dieſes fordert, daß man mehr auf das Metaphyſiſche
als auf das Grammatiſche der Sprachen ſehen muß,
wenn ihre Theorie dieſe Abſicht erreichen, oder die Spra-
che zu derſelben dienlich machen ſolle.

§. 182. Was ferner die Sprachen in Abficht auf
die Nennwoͤrter beſonders haben, ſind die Geſchlech-
ter,
Genera, in welche die Hauptwoͤrter eingetheilt
werden. Jn den meiſten Sprachen ſind deren drey,
und man nennt ſie das maͤnnliche, weibliche und
unbeſtimmte Geſchlecht, (genus maſculinum, femi-
ninum, neutrum
). Dieſe Benennungen ruͤhren aber
von den Sprachlehrern her. Denn man kann nicht
ſagen, ob die erſten Urheber der Sprachen an ſolche
Unterſchiede gedacht, oder ſie ſich zur Regel vorgeſetzt
haben, weil bald jede Sprache beſondere Anomalien hat,
die mit vieler Muͤhe erlernt werden.

§. 183. Die Hauptwoͤrter ſelbſt, auf die es doch ei-
gentlich angeſehen iſt, haben auch nicht ſo viel Charakte-

riſtiſches,
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[107/0113] Von den Nennwoͤrtern. ſtructionen etwas Charakteriſtiſches, und die Ordnung der Woͤrter nebſt der Abaͤnderung der Fallendung, iſt dabey bedeutend. Da aber jede Sprache hierinn et- was beſonderes hat, ſo koͤnnen wir die Beſtimmung der Verhaͤltniſſe und des Metaphyſiſchen, das in ſolchen Conſtructionen iſt, in Abſicht auf die deutſche Sprache beſonders, in die ſchon oͤfters erwaͤhnte Theorie derſel- ben verweiſen. Denn da dieſe Sprache ſehr viel Re- gelmaͤßiges hat, und dermalen im Schwunge iſt, zur gelehrten Sprache zu werden, ſo lohnt es ſich allerdings der Muͤhe, alles anzuzeigen, was ſie noch regelmaͤßiger und charakteriſtiſcher machen kann. Das Ziel, wel- ches man zwar ſchwerlich ganz erreichen wird, dem man aber dennoch noch naͤher kommen kann, iſt die oben ſchon angegebene Grundregel fuͤr wiſſenſchaftliche Zei- chen; daß naͤmlich ihre Theorie ſtatt der Theo- rie der Sache ſolle dienen koͤnnen (§. 23.). Und dieſes fordert, daß man mehr auf das Metaphyſiſche als auf das Grammatiſche der Sprachen ſehen muß, wenn ihre Theorie dieſe Abſicht erreichen, oder die Spra- che zu derſelben dienlich machen ſolle. §. 182. Was ferner die Sprachen in Abficht auf die Nennwoͤrter beſonders haben, ſind die Geſchlech- ter, Genera, in welche die Hauptwoͤrter eingetheilt werden. Jn den meiſten Sprachen ſind deren drey, und man nennt ſie das maͤnnliche, weibliche und unbeſtimmte Geſchlecht, (genus maſculinum, femi- ninum, neutrum). Dieſe Benennungen ruͤhren aber von den Sprachlehrern her. Denn man kann nicht ſagen, ob die erſten Urheber der Sprachen an ſolche Unterſchiede gedacht, oder ſie ſich zur Regel vorgeſetzt haben, weil bald jede Sprache beſondere Anomalien hat, die mit vieler Muͤhe erlernt werden. §. 183. Die Hauptwoͤrter ſelbſt, auf die es doch ei- gentlich angeſehen iſt, haben auch nicht ſo viel Charakte- riſtiſches,

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/113>, abgerufen am 21.11.2024.