Wir kehren daher wiederum zu den Sachen selbst, und den Begriffen zurück, um die Fälle aufzusuchen, wo die Eintheilung in der Sache selbst schon da ist, oder aus dem bezeichneten Umfange des Begriffes gefunden werden kann. Der erste dieser Fälle ist, wo die Sachen, so unter eine Art oder Gattung ge- hören, nur den Graden nach verschieden sind. Denn da wählt man in der Eintheilung solche Fälle, die etwas besonderes, z. E. leichteres, kenntlicheres, ein- facheres etc. an sich haben. Z. E Man will eine Ein- theilung von Sonnenuhren machen, und zwar nur von derjenigen Gattung, welche auf eine ebene Fläche gezeichnet werden, und wo der Zeiger mit der Erdachse parallel ist. Hier bleibt nichts mehr zu bestimmen übrig, als die Lage der Fläche, und diese läßt sich mit der Vertikal- und Mittagslinie vergleichen. Die Fläche ist demnach entweder gegen die Verticallinie perpendicular oder nicht. Jm erstern Fall ist ihre Lage vollkommen bestimmt, und die Uhr wird eine Horizontaluhr. Jm andern Fall ist die Fläche mit der Vertikallinie entweder parallel, oder sie neigt sich gegen dieselbe. Die Parallelen sind nun in so weit bestimmt, daß sie alle aufrecht stehen. Da sie aber gegen alle Weltgegenden gewendet seyn können, so nimmt man hier die vier Hauptgegenden besonders heraus, und hat folglich mittägliche, mitternächtli- che, Morgen- und Abend- vertikale Sonnenuhren. Die übrigen Stellungen werden auf diese bezogen, in- dem man bestimmt, ob sie von Mittag gegen Morgen, oder gegen Abend, oder von Mitternacht gegen Mor- gen oder gegen Abend abweichen. Jst aber die Fläche gegen die Vertikallinie geneigt, so unterscheidet man hiebey nur zween speciale Fälle, wenn nämlich die Flä- che auf die Erdachse perpendieular ist, und dieses giebt
Aequi-
Lamb. Org. I. Band. E
von den Eintheilungen.
§. 104.
Wir kehren daher wiederum zu den Sachen ſelbſt, und den Begriffen zuruͤck, um die Faͤlle aufzuſuchen, wo die Eintheilung in der Sache ſelbſt ſchon da iſt, oder aus dem bezeichneten Umfange des Begriffes gefunden werden kann. Der erſte dieſer Faͤlle iſt, wo die Sachen, ſo unter eine Art oder Gattung ge- hoͤren, nur den Graden nach verſchieden ſind. Denn da waͤhlt man in der Eintheilung ſolche Faͤlle, die etwas beſonderes, z. E. leichteres, kenntlicheres, ein- facheres ꝛc. an ſich haben. Z. E Man will eine Ein- theilung von Sonnenuhren machen, und zwar nur von derjenigen Gattung, welche auf eine ebene Flaͤche gezeichnet werden, und wo der Zeiger mit der Erdachſe parallel iſt. Hier bleibt nichts mehr zu beſtimmen uͤbrig, als die Lage der Flaͤche, und dieſe laͤßt ſich mit der Vertikal- und Mittagslinie vergleichen. Die Flaͤche iſt demnach entweder gegen die Verticallinie perpendicular oder nicht. Jm erſtern Fall iſt ihre Lage vollkommen beſtimmt, und die Uhr wird eine Horizontaluhr. Jm andern Fall iſt die Flaͤche mit der Vertikallinie entweder parallel, oder ſie neigt ſich gegen dieſelbe. Die Parallelen ſind nun in ſo weit beſtimmt, daß ſie alle aufrecht ſtehen. Da ſie aber gegen alle Weltgegenden gewendet ſeyn koͤnnen, ſo nimmt man hier die vier Hauptgegenden beſonders heraus, und hat folglich mittaͤgliche, mitternaͤchtli- che, Morgen- und Abend- vertikale Sonnenuhren. Die uͤbrigen Stellungen werden auf dieſe bezogen, in- dem man beſtimmt, ob ſie von Mittag gegen Morgen, oder gegen Abend, oder von Mitternacht gegen Mor- gen oder gegen Abend abweichen. Jſt aber die Flaͤche gegen die Vertikallinie geneigt, ſo unterſcheidet man hiebey nur zween ſpeciale Faͤlle, wenn naͤmlich die Flaͤ- che auf die Erdachſe perpendieular iſt, und dieſes giebt
Aequi-
Lamb. Org. I. Band. E
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0087"n="65"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den Eintheilungen.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 104.</head><lb/><p>Wir kehren daher wiederum zu den Sachen ſelbſt,<lb/>
und den Begriffen zuruͤck, um die Faͤlle aufzuſuchen,<lb/>
wo die Eintheilung in der Sache ſelbſt ſchon da iſt,<lb/>
oder aus dem bezeichneten Umfange des Begriffes<lb/>
gefunden werden kann. Der erſte dieſer Faͤlle iſt,<lb/>
wo die Sachen, ſo unter eine Art oder Gattung ge-<lb/>
hoͤren, nur den Graden nach verſchieden ſind. Denn<lb/>
da waͤhlt man in der Eintheilung ſolche Faͤlle, die<lb/>
etwas beſonderes, z. E. leichteres, kenntlicheres, ein-<lb/>
facheres ꝛc. an ſich haben. Z. E Man will eine Ein-<lb/>
theilung von Sonnenuhren machen, und zwar nur<lb/>
von derjenigen Gattung, welche auf eine ebene Flaͤche<lb/>
gezeichnet werden, und wo der Zeiger mit der Erdachſe<lb/>
parallel iſt. Hier bleibt nichts mehr zu beſtimmen<lb/>
uͤbrig, als die Lage der Flaͤche, und dieſe laͤßt ſich<lb/>
mit der Vertikal- und Mittagslinie vergleichen. Die<lb/>
Flaͤche iſt demnach entweder gegen die Verticallinie<lb/>
perpendicular oder nicht. Jm erſtern Fall iſt ihre<lb/>
Lage vollkommen beſtimmt, und die Uhr wird eine<lb/>
Horizontaluhr. Jm andern Fall iſt die Flaͤche mit<lb/>
der Vertikallinie entweder parallel, oder ſie neigt ſich<lb/>
gegen dieſelbe. Die Parallelen ſind nun in ſo weit<lb/>
beſtimmt, daß ſie alle aufrecht ſtehen. Da ſie aber<lb/>
gegen alle Weltgegenden gewendet ſeyn koͤnnen, ſo<lb/>
nimmt man hier die vier Hauptgegenden beſonders<lb/>
heraus, und hat folglich mittaͤgliche, mitternaͤchtli-<lb/>
che, Morgen- und Abend- vertikale Sonnenuhren.<lb/>
Die uͤbrigen Stellungen werden auf dieſe bezogen, in-<lb/>
dem man beſtimmt, ob ſie von Mittag gegen Morgen,<lb/>
oder gegen Abend, oder von Mitternacht gegen Mor-<lb/>
gen oder gegen Abend abweichen. Jſt aber die Flaͤche<lb/>
gegen die Vertikallinie geneigt, ſo unterſcheidet man<lb/>
hiebey nur zween ſpeciale Faͤlle, wenn naͤmlich die Flaͤ-<lb/>
che auf die Erdachſe perpendieular iſt, und dieſes giebt<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Lamb. Org. <hirendition="#aq">I.</hi> Band. E</fw><fwplace="bottom"type="catch">Aequi-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[65/0087]
von den Eintheilungen.
§. 104.
Wir kehren daher wiederum zu den Sachen ſelbſt,
und den Begriffen zuruͤck, um die Faͤlle aufzuſuchen,
wo die Eintheilung in der Sache ſelbſt ſchon da iſt,
oder aus dem bezeichneten Umfange des Begriffes
gefunden werden kann. Der erſte dieſer Faͤlle iſt,
wo die Sachen, ſo unter eine Art oder Gattung ge-
hoͤren, nur den Graden nach verſchieden ſind. Denn
da waͤhlt man in der Eintheilung ſolche Faͤlle, die
etwas beſonderes, z. E. leichteres, kenntlicheres, ein-
facheres ꝛc. an ſich haben. Z. E Man will eine Ein-
theilung von Sonnenuhren machen, und zwar nur
von derjenigen Gattung, welche auf eine ebene Flaͤche
gezeichnet werden, und wo der Zeiger mit der Erdachſe
parallel iſt. Hier bleibt nichts mehr zu beſtimmen
uͤbrig, als die Lage der Flaͤche, und dieſe laͤßt ſich
mit der Vertikal- und Mittagslinie vergleichen. Die
Flaͤche iſt demnach entweder gegen die Verticallinie
perpendicular oder nicht. Jm erſtern Fall iſt ihre
Lage vollkommen beſtimmt, und die Uhr wird eine
Horizontaluhr. Jm andern Fall iſt die Flaͤche mit
der Vertikallinie entweder parallel, oder ſie neigt ſich
gegen dieſelbe. Die Parallelen ſind nun in ſo weit
beſtimmt, daß ſie alle aufrecht ſtehen. Da ſie aber
gegen alle Weltgegenden gewendet ſeyn koͤnnen, ſo
nimmt man hier die vier Hauptgegenden beſonders
heraus, und hat folglich mittaͤgliche, mitternaͤchtli-
che, Morgen- und Abend- vertikale Sonnenuhren.
Die uͤbrigen Stellungen werden auf dieſe bezogen, in-
dem man beſtimmt, ob ſie von Mittag gegen Morgen,
oder gegen Abend, oder von Mitternacht gegen Mor-
gen oder gegen Abend abweichen. Jſt aber die Flaͤche
gegen die Vertikallinie geneigt, ſo unterſcheidet man
hiebey nur zween ſpeciale Faͤlle, wenn naͤmlich die Flaͤ-
che auf die Erdachſe perpendieular iſt, und dieſes giebt
Aequi-
Lamb. Org. I. Band. E
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/87>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.