che den Satz nur mehr oder minder wahrscheinlich, aber nicht ehender wahr machen, bis ihre Summe=1 wird. Daß es Fälle gebe, wo diese Einheit be- stimmt, oder die einzelnen Harmonien abgezählt werden können, oder innert gesetzten Gränzen enthalten sind, haben wir bereits (§. 176.) angemerkt.
§. 184.
Diese Harmonie ist bey jeden wahren Sä- tzen complet, das will sagen: es kann nichts daraus hergeleitet werden, das einer Wahr- heit widersprechen würde. Denn was mit Zu- ziehung wahrer Sätze, und in richtiger Form aus einem wahren Satze hergeleitet wird, ist gleichfalls wahr. (§. 161.) Sollte es demnach einer aus an- dern Gründen hergeleiteten Wahrheit widersprechen, so würde eine Wahrheit die andre umstoßen, welches aber nicht angeht. (§. 166.) Demnach kann aus wahren Sätzen nichts widersprechendes hergeleitet werden. Da also in allen ihren Folgen keine Disso- nanz vorkommt, so ist die Harmonie bey wahren Sä- tzen complet.
§. 185.
Dieses complete der Harmonie ist der Wahr- heit eigen. Denn wäre es der Wahrheit nicht eigen, so würde die Harmonie in den Folgen auch bey irri- gen Sätzen complet seyn. Demnach könnte aus irri- gen Sätzen nichts hergeleitet werden, das nicht mit irgend einer Wahrheit übereinstimmte. Dieses ist aber dem §. 171. zuwider, folglich ist auch die Har- monie in den Folgen irriger Sätze nicht complet. Demnach bleibt dieses complete der Wahrheit eigen. (§. 184.)
§. 186.
Wenn wir demnach in Vergleichungunsrer Begriffe u. Sätze Dissonanzen finden, so ist noth-
wen-
M m 3
des Wahren und Jrrigen.
che den Satz nur mehr oder minder wahrſcheinlich, aber nicht ehender wahr machen, bis ihre Summe=1 wird. Daß es Faͤlle gebe, wo dieſe Einheit be- ſtimmt, oder die einzelnen Harmonien abgezaͤhlt werden koͤnnen, oder innert geſetzten Graͤnzen enthalten ſind, haben wir bereits (§. 176.) angemerkt.
§. 184.
Dieſe Harmonie iſt bey jeden wahren Saͤ- tzen complet, das will ſagen: es kann nichts daraus hergeleitet werden, das einer Wahr- heit widerſprechen wuͤrde. Denn was mit Zu- ziehung wahrer Saͤtze, und in richtiger Form aus einem wahren Satze hergeleitet wird, iſt gleichfalls wahr. (§. 161.) Sollte es demnach einer aus an- dern Gruͤnden hergeleiteten Wahrheit widerſprechen, ſo wuͤrde eine Wahrheit die andre umſtoßen, welches aber nicht angeht. (§. 166.) Demnach kann aus wahren Saͤtzen nichts widerſprechendes hergeleitet werden. Da alſo in allen ihren Folgen keine Diſſo- nanz vorkommt, ſo iſt die Harmonie bey wahren Saͤ- tzen complet.
§. 185.
Dieſes complete der Harmonie iſt der Wahr- heit eigen. Denn waͤre es der Wahrheit nicht eigen, ſo wuͤrde die Harmonie in den Folgen auch bey irri- gen Saͤtzen complet ſeyn. Demnach koͤnnte aus irri- gen Saͤtzen nichts hergeleitet werden, das nicht mit irgend einer Wahrheit uͤbereinſtimmte. Dieſes iſt aber dem §. 171. zuwider, folglich iſt auch die Har- monie in den Folgen irriger Saͤtze nicht complet. Demnach bleibt dieſes complete der Wahrheit eigen. (§. 184.)
§. 186.
Wenn wir demnach in Vergleichungunſrer Begriffe u. Saͤtze Diſſonanzen finden, ſo iſt noth-
wen-
M m 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0571"n="549"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">des Wahren und Jrrigen.</hi></fw><lb/>
che den Satz nur mehr oder minder <hirendition="#fr">wahrſcheinlich,</hi><lb/>
aber nicht ehender <hirendition="#fr">wahr</hi> machen, bis ihre Summe=1<lb/>
wird. Daß es Faͤlle gebe, wo dieſe Einheit be-<lb/>ſtimmt, oder die einzelnen Harmonien abgezaͤhlt werden<lb/>
koͤnnen, oder innert geſetzten Graͤnzen enthalten ſind,<lb/>
haben wir bereits (§. 176.) angemerkt.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 184.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Dieſe Harmonie iſt bey jeden wahren Saͤ-<lb/>
tzen complet,</hi> das will ſagen: <hirendition="#fr">es kann nichts<lb/>
daraus hergeleitet werden, das einer Wahr-<lb/>
heit widerſprechen wuͤrde.</hi> Denn was mit Zu-<lb/>
ziehung wahrer Saͤtze, und in richtiger Form aus<lb/>
einem wahren Satze hergeleitet wird, iſt gleichfalls<lb/>
wahr. (§. 161.) Sollte es demnach einer aus an-<lb/>
dern Gruͤnden hergeleiteten Wahrheit widerſprechen,<lb/>ſo wuͤrde eine Wahrheit die andre umſtoßen, welches<lb/>
aber nicht angeht. (§. 166.) Demnach kann aus<lb/>
wahren Saͤtzen nichts widerſprechendes hergeleitet<lb/>
werden. Da alſo in allen ihren Folgen keine Diſſo-<lb/>
nanz vorkommt, ſo iſt die Harmonie bey wahren Saͤ-<lb/>
tzen complet.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 185.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Dieſes complete der Harmonie iſt der Wahr-<lb/>
heit eigen.</hi> Denn waͤre es der Wahrheit nicht eigen,<lb/>ſo wuͤrde die Harmonie in den Folgen auch bey irri-<lb/>
gen Saͤtzen complet ſeyn. Demnach koͤnnte aus irri-<lb/>
gen Saͤtzen nichts hergeleitet werden, das nicht mit<lb/>
irgend einer Wahrheit uͤbereinſtimmte. Dieſes iſt<lb/>
aber dem §. 171. zuwider, folglich iſt auch die Har-<lb/>
monie in den Folgen irriger Saͤtze nicht complet.<lb/>
Demnach bleibt dieſes complete der Wahrheit eigen.<lb/>
(§. 184.)</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 186.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Wenn wir demnach in Vergleichungunſrer<lb/>
Begriffe u. Saͤtze Diſſonanzen finden, ſo iſt noth-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">M m 3</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">wen-</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[549/0571]
des Wahren und Jrrigen.
che den Satz nur mehr oder minder wahrſcheinlich,
aber nicht ehender wahr machen, bis ihre Summe=1
wird. Daß es Faͤlle gebe, wo dieſe Einheit be-
ſtimmt, oder die einzelnen Harmonien abgezaͤhlt werden
koͤnnen, oder innert geſetzten Graͤnzen enthalten ſind,
haben wir bereits (§. 176.) angemerkt.
§. 184.
Dieſe Harmonie iſt bey jeden wahren Saͤ-
tzen complet, das will ſagen: es kann nichts
daraus hergeleitet werden, das einer Wahr-
heit widerſprechen wuͤrde. Denn was mit Zu-
ziehung wahrer Saͤtze, und in richtiger Form aus
einem wahren Satze hergeleitet wird, iſt gleichfalls
wahr. (§. 161.) Sollte es demnach einer aus an-
dern Gruͤnden hergeleiteten Wahrheit widerſprechen,
ſo wuͤrde eine Wahrheit die andre umſtoßen, welches
aber nicht angeht. (§. 166.) Demnach kann aus
wahren Saͤtzen nichts widerſprechendes hergeleitet
werden. Da alſo in allen ihren Folgen keine Diſſo-
nanz vorkommt, ſo iſt die Harmonie bey wahren Saͤ-
tzen complet.
§. 185.
Dieſes complete der Harmonie iſt der Wahr-
heit eigen. Denn waͤre es der Wahrheit nicht eigen,
ſo wuͤrde die Harmonie in den Folgen auch bey irri-
gen Saͤtzen complet ſeyn. Demnach koͤnnte aus irri-
gen Saͤtzen nichts hergeleitet werden, das nicht mit
irgend einer Wahrheit uͤbereinſtimmte. Dieſes iſt
aber dem §. 171. zuwider, folglich iſt auch die Har-
monie in den Folgen irriger Saͤtze nicht complet.
Demnach bleibt dieſes complete der Wahrheit eigen.
(§. 184.)
§. 186.
Wenn wir demnach in Vergleichungunſrer
Begriffe u. Saͤtze Diſſonanzen finden, ſo iſt noth-
wen-
M m 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/571>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.