ein Prädicat von A ist. So viel man demnach ge- meinsame Merkmaale C findet, so viele einzelne Har- monien wird auch der Satz: AistB, in solchen Schluß- sätzen haben, obwohl er dessen unerachtet falsch seyn kann, (vermöge des erwiesenen.) Auf eine ähnliche Art lassen sich für den Fall verneinender Obersätze gar wohl Merkmaale oder Begriffe C finden, die weder dem A noch dem B zukommen, wenn auch A nicht B ist, z. E. die eigenen Merkmaale der Arten und Gattun- gen, unter welche A und B nicht gehören. Demnach wird der Schluß:
B ist nicht C
A ist B
A ist nicht C.
eben so viele an sich wahre Schlußsätze geben, so viele Merkmaale C man von besagter Bedingung findet. Und auf eben so viele Arten wird der Satz: AistB, in solchen Schlußsätzen mit Wahrheiten harmoniren, obwohl er dessen unerachtet falsch seyn kann.
§. 183.
Man sieht demnach hieraus, daß eine gewisse Anzahl solcher Harmonien den Satz: AistB, noch nicht beweiset, es sey denn, daß sie complet gemacht werde, das will sagen, daß man alle Sätze abzählen könne, die sich aus demselben müssen können herleiten lassen. Denn wenn A nicht B ist, so werden unter diesen Sätzen nothwendig einige seyn, von welchen das Gegentheil aus dem Satze: AistB, folgen würde. (§. 172. 173.) und dadurch würde die Harmonie durch Dissonanzen unterbrochen, und der Satz: Aist B, umgestoßen. Es erhellet demnach hieraus, daß die Harmonie vollzählig seyn müsse, wenn sie bis an die Wahrheit reichen, oder den Satz beweisen soll. Und in so fern ist diese Harmonie eine absolute Einheit, deren Theile Brüche sind, wel-
che
IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede
ein Praͤdicat von A iſt. So viel man demnach ge- meinſame Merkmaale C findet, ſo viele einzelne Har- monien wird auch der Satz: AiſtB, in ſolchen Schluß- ſaͤtzen haben, obwohl er deſſen unerachtet falſch ſeyn kann, (vermoͤge des erwieſenen.) Auf eine aͤhnliche Art laſſen ſich fuͤr den Fall verneinender Oberſaͤtze gar wohl Merkmaale oder Begriffe C finden, die weder dem A noch dem B zukommen, wenn auch A nicht B iſt, z. E. die eigenen Merkmaale der Arten und Gattun- gen, unter welche A und B nicht gehoͤren. Demnach wird der Schluß:
B iſt nicht C
A iſt B
A iſt nicht C.
eben ſo viele an ſich wahre Schlußſaͤtze geben, ſo viele Merkmaale C man von beſagter Bedingung findet. Und auf eben ſo viele Arten wird der Satz: AiſtB, in ſolchen Schlußſaͤtzen mit Wahrheiten harmoniren, obwohl er deſſen unerachtet falſch ſeyn kann.
§. 183.
Man ſieht demnach hieraus, daß eine gewiſſe Anzahl ſolcher Harmonien den Satz: AiſtB, noch nicht beweiſet, es ſey denn, daß ſie complet gemacht werde, das will ſagen, daß man alle Saͤtze abzaͤhlen koͤnne, die ſich aus demſelben muͤſſen koͤnnen herleiten laſſen. Denn wenn A nicht B iſt, ſo werden unter dieſen Saͤtzen nothwendig einige ſeyn, von welchen das Gegentheil aus dem Satze: AiſtB, folgen wuͤrde. (§. 172. 173.) und dadurch wuͤrde die Harmonie durch Diſſonanzen unterbrochen, und der Satz: Aiſt B, umgeſtoßen. Es erhellet demnach hieraus, daß die Harmonie vollzaͤhlig ſeyn muͤſſe, wenn ſie bis an die Wahrheit reichen, oder den Satz beweiſen ſoll. Und in ſo fern iſt dieſe Harmonie eine abſolute Einheit, deren Theile Bruͤche ſind, wel-
che
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0570"n="548"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IV.</hi> Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede</hi></fw><lb/>
ein Praͤdicat von <hirendition="#aq">A</hi> iſt. So viel man demnach ge-<lb/>
meinſame Merkmaale <hirendition="#aq">C</hi> findet, ſo viele einzelne Har-<lb/>
monien wird auch der Satz: <hirendition="#aq">A</hi><hirendition="#fr">iſt</hi><hirendition="#aq">B,</hi> in ſolchen Schluß-<lb/>ſaͤtzen haben, obwohl er deſſen unerachtet falſch ſeyn<lb/>
kann, (vermoͤge des erwieſenen.) Auf eine aͤhnliche<lb/>
Art laſſen ſich fuͤr den Fall verneinender Oberſaͤtze gar<lb/>
wohl Merkmaale oder Begriffe <hirendition="#aq">C</hi> finden, die weder<lb/>
dem <hirendition="#aq">A</hi> noch dem <hirendition="#aq">B</hi> zukommen, wenn auch <hirendition="#aq">A</hi> nicht <hirendition="#aq">B</hi> iſt,<lb/>
z. E. die eigenen Merkmaale der Arten und Gattun-<lb/>
gen, unter welche <hirendition="#aq">A</hi> und <hirendition="#aq">B</hi> nicht gehoͤren. Demnach<lb/>
wird der Schluß:</p><lb/><list><item><hirendition="#aq">B</hi> iſt nicht <hirendition="#aq">C</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">A</hi> iſt <hirendition="#aq">B</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">A</hi> iſt nicht <hirendition="#aq">C.</hi></item></list><lb/><p>eben ſo viele an ſich wahre Schlußſaͤtze geben, ſo viele<lb/>
Merkmaale <hirendition="#aq">C</hi> man von beſagter Bedingung findet.<lb/>
Und auf eben ſo viele Arten wird der Satz: <hirendition="#aq">A</hi><hirendition="#fr">iſt</hi><hirendition="#aq">B,</hi><lb/>
in ſolchen Schlußſaͤtzen mit Wahrheiten harmoniren,<lb/>
obwohl er deſſen unerachtet falſch ſeyn kann.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 183.</head><lb/><p>Man ſieht demnach hieraus, daß eine gewiſſe<lb/>
Anzahl ſolcher Harmonien den Satz: <hirendition="#aq">A</hi><hirendition="#fr">iſt</hi><hirendition="#aq">B,</hi> noch<lb/>
nicht beweiſet, es ſey denn, daß ſie complet gemacht<lb/>
werde, das will ſagen, daß man alle Saͤtze abzaͤhlen<lb/>
koͤnne, die ſich aus demſelben muͤſſen koͤnnen herleiten<lb/>
laſſen. Denn wenn <hirendition="#aq">A</hi> nicht <hirendition="#aq">B</hi> iſt, ſo werden unter<lb/>
dieſen Saͤtzen nothwendig einige ſeyn, von welchen das<lb/>
Gegentheil aus dem Satze: <hirendition="#aq">A</hi><hirendition="#fr">iſt</hi><hirendition="#aq">B,</hi> folgen wuͤrde.<lb/>
(§. 172. 173.) und dadurch wuͤrde die Harmonie<lb/>
durch Diſſonanzen unterbrochen, und der Satz: <hirendition="#aq">A</hi><hirendition="#fr">iſt</hi><lb/><hirendition="#aq">B,</hi> umgeſtoßen. Es erhellet demnach hieraus, <hirendition="#fr">daß<lb/>
die Harmonie vollzaͤhlig ſeyn muͤſſe, wenn ſie<lb/>
bis an die Wahrheit reichen, oder den Satz<lb/>
beweiſen ſoll.</hi> Und in ſo fern iſt dieſe Harmonie<lb/>
eine abſolute Einheit, deren Theile Bruͤche ſind, wel-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">che</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[548/0570]
IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede
ein Praͤdicat von A iſt. So viel man demnach ge-
meinſame Merkmaale C findet, ſo viele einzelne Har-
monien wird auch der Satz: A iſt B, in ſolchen Schluß-
ſaͤtzen haben, obwohl er deſſen unerachtet falſch ſeyn
kann, (vermoͤge des erwieſenen.) Auf eine aͤhnliche
Art laſſen ſich fuͤr den Fall verneinender Oberſaͤtze gar
wohl Merkmaale oder Begriffe C finden, die weder
dem A noch dem B zukommen, wenn auch A nicht B iſt,
z. E. die eigenen Merkmaale der Arten und Gattun-
gen, unter welche A und B nicht gehoͤren. Demnach
wird der Schluß:
B iſt nicht C
A iſt B
A iſt nicht C.
eben ſo viele an ſich wahre Schlußſaͤtze geben, ſo viele
Merkmaale C man von beſagter Bedingung findet.
Und auf eben ſo viele Arten wird der Satz: A iſt B,
in ſolchen Schlußſaͤtzen mit Wahrheiten harmoniren,
obwohl er deſſen unerachtet falſch ſeyn kann.
§. 183.
Man ſieht demnach hieraus, daß eine gewiſſe
Anzahl ſolcher Harmonien den Satz: A iſt B, noch
nicht beweiſet, es ſey denn, daß ſie complet gemacht
werde, das will ſagen, daß man alle Saͤtze abzaͤhlen
koͤnne, die ſich aus demſelben muͤſſen koͤnnen herleiten
laſſen. Denn wenn A nicht B iſt, ſo werden unter
dieſen Saͤtzen nothwendig einige ſeyn, von welchen das
Gegentheil aus dem Satze: A iſt B, folgen wuͤrde.
(§. 172. 173.) und dadurch wuͤrde die Harmonie
durch Diſſonanzen unterbrochen, und der Satz: A iſt
B, umgeſtoßen. Es erhellet demnach hieraus, daß
die Harmonie vollzaͤhlig ſeyn muͤſſe, wenn ſie
bis an die Wahrheit reichen, oder den Satz
beweiſen ſoll. Und in ſo fern iſt dieſe Harmonie
eine abſolute Einheit, deren Theile Bruͤche ſind, wel-
che
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/570>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.