Satz: Aist nichtB oder istB verwandelt. Da nun beyde, nämlich der falsche und wahre zum letzten Satze einer gleichen Schlußkette gemacht werden kön- nen, (§. 296. Dianoiol.) so erhält man zween einan- der widersprechende Schlußsätze. Nun aber ist der, so aus dem wahren Satze folgt, wahr, (§. 161.) folglich der, so aus dem falschen folgt, einem wah- ren Satze widersprechend.
§. 172.
Jst der falsche Satz bejahend: z. E. AistB, so kann er zu einem Mittelgliede der Schlußkette, das will sagen, zu Untersätzen der ersten Figur gemacht werden, (§. 300. Dianoiol.) und der Obersatz wird die Form haben: BistC, oder Bist nichtC. Jm ersten Fall nehme man für C ein eigenes Merkmaal von B, welches nothwendig angeht, weil jeder Be- griff sich von jedem andern unterscheidet. So wird im Schlußsatze: AistC, dem Begriff A ein Merkmaal beygelegt, welches ihm nicht zukömmt. Denn da der Satz: AistB, falsch ist, so ist A nicht B; folg- lich da C ein eigenes Merkmaal von B ist, so fällt es auch zugleich mit B von A weg. Demnach wird A auch nicht C seyn. Da nun der gezogene Schlußsatz: AistC, diesem wahren: Aist nichtC, widerspricht; so ist klar, daß aus dem falschen Satze: AistB, auch wenn er zum Untersatze gemacht wird, Sätze gezogen werden können, welche wahren Sätzen wi- dersprechen.
§. 173.
Gebraucht man aber Obersätze von der Form: Bist nichtC, so darf man nur für C diejenigen Merkmaale des A nehmen, die nicht in B sind. Und dieses geht nun allemal an. Denn da vermöge der Bedin- gung der Satz: AistB, falsch ist, so ist A nicht B. Dem-
nach
IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede
Satz: Aiſt nichtB oder iſtB verwandelt. Da nun beyde, naͤmlich der falſche und wahre zum letzten Satze einer gleichen Schlußkette gemacht werden koͤn- nen, (§. 296. Dianoiol.) ſo erhaͤlt man zween einan- der widerſprechende Schlußſaͤtze. Nun aber iſt der, ſo aus dem wahren Satze folgt, wahr, (§. 161.) folglich der, ſo aus dem falſchen folgt, einem wah- ren Satze widerſprechend.
§. 172.
Jſt der falſche Satz bejahend: z. E. AiſtB, ſo kann er zu einem Mittelgliede der Schlußkette, das will ſagen, zu Unterſaͤtzen der erſten Figur gemacht werden, (§. 300. Dianoiol.) und der Oberſatz wird die Form haben: BiſtC, oder Biſt nichtC. Jm erſten Fall nehme man fuͤr C ein eigenes Merkmaal von B, welches nothwendig angeht, weil jeder Be- griff ſich von jedem andern unterſcheidet. So wird im Schlußſatze: AiſtC, dem Begriff A ein Merkmaal beygelegt, welches ihm nicht zukoͤmmt. Denn da der Satz: AiſtB, falſch iſt, ſo iſt A nicht B; folg- lich da C ein eigenes Merkmaal von B iſt, ſo faͤllt es auch zugleich mit B von A weg. Demnach wird A auch nicht C ſeyn. Da nun der gezogene Schlußſatz: AiſtC, dieſem wahren: Aiſt nichtC, widerſpricht; ſo iſt klar, daß aus dem falſchen Satze: AiſtB, auch wenn er zum Unterſatze gemacht wird, Saͤtze gezogen werden koͤnnen, welche wahren Saͤtzen wi- derſprechen.
§. 173.
Gebraucht man aber Oberſaͤtze von der Form: Biſt nichtC, ſo darf man nur fuͤr C diejenigen Merkmaale des A nehmen, die nicht in B ſind. Und dieſes geht nun allemal an. Denn da vermoͤge der Bedin- gung der Satz: AiſtB, falſch iſt, ſo iſt A nicht B. Dem-
nach
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IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede
Satz: A iſt nicht B oder iſt B verwandelt. Da
nun beyde, naͤmlich der falſche und wahre zum letzten
Satze einer gleichen Schlußkette gemacht werden koͤn-
nen, (§. 296. Dianoiol.) ſo erhaͤlt man zween einan-
der widerſprechende Schlußſaͤtze. Nun aber iſt der,
ſo aus dem wahren Satze folgt, wahr, (§. 161.)
folglich der, ſo aus dem falſchen folgt, einem wah-
ren Satze widerſprechend.
§. 172.
Jſt der falſche Satz bejahend: z. E. A iſt B, ſo
kann er zu einem Mittelgliede der Schlußkette, das
will ſagen, zu Unterſaͤtzen der erſten Figur gemacht
werden, (§. 300. Dianoiol.) und der Oberſatz wird
die Form haben: B iſt C, oder B iſt nicht C. Jm
erſten Fall nehme man fuͤr C ein eigenes Merkmaal
von B, welches nothwendig angeht, weil jeder Be-
griff ſich von jedem andern unterſcheidet. So wird im
Schlußſatze: A iſt C, dem Begriff A ein Merkmaal
beygelegt, welches ihm nicht zukoͤmmt. Denn da
der Satz: A iſt B, falſch iſt, ſo iſt A nicht B; folg-
lich da C ein eigenes Merkmaal von B iſt, ſo faͤllt es
auch zugleich mit B von A weg. Demnach wird A
auch nicht C ſeyn. Da nun der gezogene Schlußſatz:
A iſt C, dieſem wahren: A iſt nicht C, widerſpricht;
ſo iſt klar, daß aus dem falſchen Satze: A iſt B,
auch wenn er zum Unterſatze gemacht wird, Saͤtze
gezogen werden koͤnnen, welche wahren Saͤtzen wi-
derſprechen.
§. 173.
Gebraucht man aber Oberſaͤtze von der Form:
B iſt nicht C, ſo darf man nur fuͤr C diejenigen
Merkmaale des A nehmen, die nicht in B ſind. Und
dieſes geht nun allemal an. Denn da vermoͤge der Bedin-
gung der Satz: A iſt B, falſch iſt, ſo iſt A nicht B. Dem-
nach
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/564>, abgerufen am 22.11.2024.
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