oder erträumtes ist, so hält man sich auch an der Ety- mologie so strenge nicht auf, und da gilt das: In verbis simus faciles, allerdings. Redensarten, in welchen das Wort in dem Verstande, den man ihm giebt, genau vorkommt, dienen öfters so gut und besser, als Definitionen.
§. 148.
Da die verwandten Begriffe am leichtesten con- fundirt werden, so ist es bey denselben vorzüglich nothwendig, nicht bloß ihre Worte, sondern die Sa- che selbst genau auseinander zu lesen, ihre Unterschiede zu bestimmen, und die Abzählung derselben vollständig zu machen. Auf diese Art ist z. E. die Abtheilung der Begriffe in dunkle, klare, deutliche etc. real, und auf bestimmte Unterschiede gebracht.
§. 149.
Da ferner das Willkührliche in den zusammenge- setzten Begriffen bloß darinn besteht, daß man mehr oder minder einfachere Merkmaale in einen Begriff zusammennimmt, so würde es allerdings gut seyn, wenn man theils für die einfachen Merkmaale, theils auch für die Arten ihrer Zusammensetzung mehr Wör- ter hätte, als für wirklich zusammengesetzte Begriffe. Was dieses sagen will, wollen wir durch einige be- reits vorhandene Beyspiele erklären. Man weis, daß die Chineser in ihren Schriften für jedes Wort ein besondres Zeichen haben, und daß dieses die Er- lernung ihrer Sprache und Schriften ungemein müh- sam macht. Man rühmt daher den Erfinder der Buchstaben, wodurch wir nun nicht unmittelbar die Sachen, sondern den Klang der Wörter vorstellen, und folglich auch die Sprache derer Völker, die keine Schriften haben, schreiben können, so bald wir sie reden hören. Wie sehr dieses die Erlernung einer
Spra-
III. Hauptſtuͤck,
oder ertraͤumtes iſt, ſo haͤlt man ſich auch an der Ety- mologie ſo ſtrenge nicht auf, und da gilt das: In verbis ſimus faciles, allerdings. Redensarten, in welchen das Wort in dem Verſtande, den man ihm giebt, genau vorkommt, dienen oͤfters ſo gut und beſſer, als Definitionen.
§. 148.
Da die verwandten Begriffe am leichteſten con- fundirt werden, ſo iſt es bey denſelben vorzuͤglich nothwendig, nicht bloß ihre Worte, ſondern die Sa- che ſelbſt genau auseinander zu leſen, ihre Unterſchiede zu beſtimmen, und die Abzaͤhlung derſelben vollſtaͤndig zu machen. Auf dieſe Art iſt z. E. die Abtheilung der Begriffe in dunkle, klare, deutliche ꝛc. real, und auf beſtimmte Unterſchiede gebracht.
§. 149.
Da ferner das Willkuͤhrliche in den zuſammenge- ſetzten Begriffen bloß darinn beſteht, daß man mehr oder minder einfachere Merkmaale in einen Begriff zuſammennimmt, ſo wuͤrde es allerdings gut ſeyn, wenn man theils fuͤr die einfachen Merkmaale, theils auch fuͤr die Arten ihrer Zuſammenſetzung mehr Woͤr- ter haͤtte, als fuͤr wirklich zuſammengeſetzte Begriffe. Was dieſes ſagen will, wollen wir durch einige be- reits vorhandene Beyſpiele erklaͤren. Man weis, daß die Chineſer in ihren Schriften fuͤr jedes Wort ein beſondres Zeichen haben, und daß dieſes die Er- lernung ihrer Sprache und Schriften ungemein muͤh- ſam macht. Man ruͤhmt daher den Erfinder der Buchſtaben, wodurch wir nun nicht unmittelbar die Sachen, ſondern den Klang der Woͤrter vorſtellen, und folglich auch die Sprache derer Voͤlker, die keine Schriften haben, ſchreiben koͤnnen, ſo bald wir ſie reden hoͤren. Wie ſehr dieſes die Erlernung einer
Spra-
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III. Hauptſtuͤck,
oder ertraͤumtes iſt, ſo haͤlt man ſich auch an der Ety-
mologie ſo ſtrenge nicht auf, und da gilt das: In
verbis ſimus faciles, allerdings. Redensarten, in
welchen das Wort in dem Verſtande, den man ihm
giebt, genau vorkommt, dienen oͤfters ſo gut und
beſſer, als Definitionen.
§. 148.
Da die verwandten Begriffe am leichteſten con-
fundirt werden, ſo iſt es bey denſelben vorzuͤglich
nothwendig, nicht bloß ihre Worte, ſondern die Sa-
che ſelbſt genau auseinander zu leſen, ihre Unterſchiede
zu beſtimmen, und die Abzaͤhlung derſelben vollſtaͤndig
zu machen. Auf dieſe Art iſt z. E. die Abtheilung
der Begriffe in dunkle, klare, deutliche ꝛc. real,
und auf beſtimmte Unterſchiede gebracht.
§. 149.
Da ferner das Willkuͤhrliche in den zuſammenge-
ſetzten Begriffen bloß darinn beſteht, daß man mehr
oder minder einfachere Merkmaale in einen Begriff
zuſammennimmt, ſo wuͤrde es allerdings gut ſeyn,
wenn man theils fuͤr die einfachen Merkmaale, theils
auch fuͤr die Arten ihrer Zuſammenſetzung mehr Woͤr-
ter haͤtte, als fuͤr wirklich zuſammengeſetzte Begriffe.
Was dieſes ſagen will, wollen wir durch einige be-
reits vorhandene Beyſpiele erklaͤren. Man weis,
daß die Chineſer in ihren Schriften fuͤr jedes Wort
ein beſondres Zeichen haben, und daß dieſes die Er-
lernung ihrer Sprache und Schriften ungemein muͤh-
ſam macht. Man ruͤhmt daher den Erfinder der
Buchſtaben, wodurch wir nun nicht unmittelbar die
Sachen, ſondern den Klang der Woͤrter vorſtellen,
und folglich auch die Sprache derer Voͤlker, die keine
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/552>, abgerufen am 21.11.2024.
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