Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

so die einfachen Begriffe angeben.
als besser vorstellt, die Vorstellung selbst mag richtig
oder unrichtig seyn.

§. 110.

Wir halten uns aber hiebey nicht länger auf, weil
wir hier überhaupt nur die Absicht hatten, die ein-
fachen Begriffe, die wir im vorhergehenden Haupt-
stücke ausgelesen haben, in ihren unmittelbarsten Mo-
dificationen und Verbindungen zu betrachten. Wir
werden nun noch einige Verhältnißbegriffe vorneh-
men, die einfacher und allgemeiner sind, weil diese ei-
gentlich dienen, uns von einem Begriff auf den an-
dern zu führen.

§. 111.

Der erste dieser Begriffe ist die Jdentität oder
Einerleyheit, und diese wird der Verschiedenheit
und Veränderung entgegengesetzt. So fern dem-
nach eine Sache unverändert ist, so fern ist sie sich
selbst einerley, und sofern sie unveränderlich ist, so
fern ist sie mehr oder minder nothwendig sich selbst
einerley, oder eben dieselbe. Auf diese Art sagen
wir, daß Gott immer eben dasselbe Wesen sey.

§. 112.

Der Begriff der Jdentität giebt uns verschiedne
Grundsätze von ausgedehntem Gebrauche. Sie
kommen vornehmlich darauf an, daß, wenn alles,
was an einer Sache verschieden seyn kann,
einerley ist, auch die Sache einerley sey.
Z. E.
Wenn einerley Ursache auf einerley Art und in einer-
ley Stoff und mit einerley Kraft wirkt, so ist auch
die Wirkung einerley. So auch: wenn einerley Sa-
che auf einerley Art verändert wird, so ist auch die
veränderte Sache einerley.

§. 113.
Lamb. Org. I. Band. K k

ſo die einfachen Begriffe angeben.
als beſſer vorſtellt, die Vorſtellung ſelbſt mag richtig
oder unrichtig ſeyn.

§. 110.

Wir halten uns aber hiebey nicht laͤnger auf, weil
wir hier uͤberhaupt nur die Abſicht hatten, die ein-
fachen Begriffe, die wir im vorhergehenden Haupt-
ſtuͤcke ausgeleſen haben, in ihren unmittelbarſten Mo-
dificationen und Verbindungen zu betrachten. Wir
werden nun noch einige Verhaͤltnißbegriffe vorneh-
men, die einfacher und allgemeiner ſind, weil dieſe ei-
gentlich dienen, uns von einem Begriff auf den an-
dern zu fuͤhren.

§. 111.

Der erſte dieſer Begriffe iſt die Jdentitaͤt oder
Einerleyheit, und dieſe wird der Verſchiedenheit
und Veraͤnderung entgegengeſetzt. So fern dem-
nach eine Sache unveraͤndert iſt, ſo fern iſt ſie ſich
ſelbſt einerley, und ſofern ſie unveraͤnderlich iſt, ſo
fern iſt ſie mehr oder minder nothwendig ſich ſelbſt
einerley, oder eben dieſelbe. Auf dieſe Art ſagen
wir, daß Gott immer eben daſſelbe Weſen ſey.

§. 112.

Der Begriff der Jdentitaͤt giebt uns verſchiedne
Grundſaͤtze von ausgedehntem Gebrauche. Sie
kommen vornehmlich darauf an, daß, wenn alles,
was an einer Sache verſchieden ſeyn kann,
einerley iſt, auch die Sache einerley ſey.
Z. E.
Wenn einerley Urſache auf einerley Art und in einer-
ley Stoff und mit einerley Kraft wirkt, ſo iſt auch
die Wirkung einerley. So auch: wenn einerley Sa-
che auf einerley Art veraͤndert wird, ſo iſt auch die
veraͤnderte Sache einerley.

§. 113.
Lamb. Org. I. Band. K k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0535" n="513"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">&#x017F;o die einfachen Begriffe angeben.</hi></fw><lb/>
als be&#x017F;&#x017F;er vor&#x017F;tellt, die Vor&#x017F;tellung &#x017F;elb&#x017F;t mag richtig<lb/>
oder unrichtig &#x017F;eyn.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 110.</head><lb/>
            <p>Wir halten uns aber hiebey nicht la&#x0364;nger auf, weil<lb/>
wir hier u&#x0364;berhaupt nur die Ab&#x017F;icht hatten, die ein-<lb/>
fachen Begriffe, die wir im vorhergehenden Haupt-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;cke ausgele&#x017F;en haben, in ihren unmittelbar&#x017F;ten Mo-<lb/>
dificationen und Verbindungen zu betrachten. Wir<lb/>
werden nun noch einige Verha&#x0364;ltnißbegriffe vorneh-<lb/>
men, die einfacher und allgemeiner &#x017F;ind, weil die&#x017F;e ei-<lb/>
gentlich dienen, uns von einem Begriff auf den an-<lb/>
dern zu fu&#x0364;hren.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 111.</head><lb/>
            <p>Der er&#x017F;te die&#x017F;er Begriffe i&#x017F;t die Jdentita&#x0364;t oder<lb/><hi rendition="#fr">Einerleyheit,</hi> und die&#x017F;e wird der <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;chiedenheit</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Vera&#x0364;nderung</hi> entgegenge&#x017F;etzt. So fern dem-<lb/>
nach eine Sache unvera&#x0364;ndert i&#x017F;t, &#x017F;o fern i&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t einerley, und &#x017F;ofern &#x017F;ie unvera&#x0364;nderlich i&#x017F;t, &#x017F;o<lb/>
fern i&#x017F;t &#x017F;ie mehr oder minder nothwendig &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
einerley, oder <hi rendition="#fr">eben die&#x017F;elbe.</hi> Auf die&#x017F;e Art &#x017F;agen<lb/>
wir, daß Gott immer eben da&#x017F;&#x017F;elbe We&#x017F;en &#x017F;ey.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 112.</head><lb/>
            <p>Der Begriff der Jdentita&#x0364;t giebt uns ver&#x017F;chiedne<lb/>
Grund&#x017F;a&#x0364;tze von ausgedehntem Gebrauche. Sie<lb/>
kommen vornehmlich darauf an, <hi rendition="#fr">daß, wenn alles,<lb/>
was an einer Sache ver&#x017F;chieden &#x017F;eyn kann,<lb/>
einerley i&#x017F;t, auch die Sache einerley &#x017F;ey.</hi> Z. E.<lb/>
Wenn einerley Ur&#x017F;ache auf einerley Art und in einer-<lb/>
ley Stoff und mit einerley Kraft wirkt, &#x017F;o i&#x017F;t auch<lb/>
die Wirkung einerley. So auch: wenn einerley Sa-<lb/>
che auf einerley Art vera&#x0364;ndert wird, &#x017F;o i&#x017F;t auch die<lb/>
vera&#x0364;nderte Sache einerley.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Lamb. Org. <hi rendition="#aq">I.</hi> Band. K k</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 113.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[513/0535] ſo die einfachen Begriffe angeben. als beſſer vorſtellt, die Vorſtellung ſelbſt mag richtig oder unrichtig ſeyn. §. 110. Wir halten uns aber hiebey nicht laͤnger auf, weil wir hier uͤberhaupt nur die Abſicht hatten, die ein- fachen Begriffe, die wir im vorhergehenden Haupt- ſtuͤcke ausgeleſen haben, in ihren unmittelbarſten Mo- dificationen und Verbindungen zu betrachten. Wir werden nun noch einige Verhaͤltnißbegriffe vorneh- men, die einfacher und allgemeiner ſind, weil dieſe ei- gentlich dienen, uns von einem Begriff auf den an- dern zu fuͤhren. §. 111. Der erſte dieſer Begriffe iſt die Jdentitaͤt oder Einerleyheit, und dieſe wird der Verſchiedenheit und Veraͤnderung entgegengeſetzt. So fern dem- nach eine Sache unveraͤndert iſt, ſo fern iſt ſie ſich ſelbſt einerley, und ſofern ſie unveraͤnderlich iſt, ſo fern iſt ſie mehr oder minder nothwendig ſich ſelbſt einerley, oder eben dieſelbe. Auf dieſe Art ſagen wir, daß Gott immer eben daſſelbe Weſen ſey. §. 112. Der Begriff der Jdentitaͤt giebt uns verſchiedne Grundſaͤtze von ausgedehntem Gebrauche. Sie kommen vornehmlich darauf an, daß, wenn alles, was an einer Sache verſchieden ſeyn kann, einerley iſt, auch die Sache einerley ſey. Z. E. Wenn einerley Urſache auf einerley Art und in einer- ley Stoff und mit einerley Kraft wirkt, ſo iſt auch die Wirkung einerley. So auch: wenn einerley Sa- che auf einerley Art veraͤndert wird, ſo iſt auch die veraͤnderte Sache einerley. §. 113. Lamb. Org. I. Band. K k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/535
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/535>, abgerufen am 22.11.2024.