steht bey einem denkenden Wesen nothwendig der ein- fache und klare Begriff der Existenz, durch das Be- wußtseyn, daß es existire |oder sey. Wenn wir demnach das Bewußtseyn unter die Postulata rech- nen, so ist das Bewußtseyn, und folglich der klare Begriff der Existenz eine unmittelbare Folge. Es wird nämlich möglich, diesen Begriff zu erlangen, weil uns das Bewußtseyn möglich ist.
§. 72.
Dieses Bewußtseyn unsrer Existenz giebt uns den Begriff und zugleich den Maaßstab der Gewißheit. Die Redensart: So gewiß ich bin, oder bestimm- ter: So gewiß ich da bin, die wir bey jeder wah- ren oder vermeynten völligen Gewißheit gebrauchen, erläutert beydes. Denn mehr können wir zur Gewiß- heit einer Sache nicht fordern, als daß sie so gewiß sey, oder wahr sey, so gewiß wir sind.
§. 73.
Es ist nicht zu zweifeln, daß der Begriff der Gewißheit eben so wie der Begriff der Existenz un- ter die einfachen Begriffe gehöre, die nicht mehrere innere Merkmaale haben, und folglich auch nicht durch solche definirt werden können. Daher dienen beyde viel öfters zu Prädicaten, als zu Subjecten. Von der Existenz haben wir dieses bereits (§. 24.) ange- merkt. Wenn wir denken, daß es entweder sey oder nicht sey, daß etwas wahr sey oder nicht wahr sey; so denken wir leicht dazu, dieses sey gewiß. Z. E. wenn wir denken, so ist es wahr und gewiß, daß wir denken. Es ist gewiß, daß wir sind, daß wir uns etwas vorstellen, wenn wir es uns vorstellen etc. Man hat daher den Satz: Was ist, das ist, den Grund der Gewißheit Principium certitudinis genennt.
§. 74.
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ſo die einfachen Begriffe angeben.
ſteht bey einem denkenden Weſen nothwendig der ein- fache und klare Begriff der Exiſtenz, durch das Be- wußtſeyn, daß es exiſtire |oder ſey. Wenn wir demnach das Bewußtſeyn unter die Poſtulata rech- nen, ſo iſt das Bewußtſeyn, und folglich der klare Begriff der Exiſtenz eine unmittelbare Folge. Es wird naͤmlich moͤglich, dieſen Begriff zu erlangen, weil uns das Bewußtſeyn moͤglich iſt.
§. 72.
Dieſes Bewußtſeyn unſrer Exiſtenz giebt uns den Begriff und zugleich den Maaßſtab der Gewißheit. Die Redensart: So gewiß ich bin, oder beſtimm- ter: So gewiß ich da bin, die wir bey jeder wah- ren oder vermeynten voͤlligen Gewißheit gebrauchen, erlaͤutert beydes. Denn mehr koͤnnen wir zur Gewiß- heit einer Sache nicht fordern, als daß ſie ſo gewiß ſey, oder wahr ſey, ſo gewiß wir ſind.
§. 73.
Es iſt nicht zu zweifeln, daß der Begriff der Gewißheit eben ſo wie der Begriff der Exiſtenz un- ter die einfachen Begriffe gehoͤre, die nicht mehrere innere Merkmaale haben, und folglich auch nicht durch ſolche definirt werden koͤnnen. Daher dienen beyde viel oͤfters zu Praͤdicaten, als zu Subjecten. Von der Exiſtenz haben wir dieſes bereits (§. 24.) ange- merkt. Wenn wir denken, daß es entweder ſey oder nicht ſey, daß etwas wahr ſey oder nicht wahr ſey; ſo denken wir leicht dazu, dieſes ſey gewiß. Z. E. wenn wir denken, ſo iſt es wahr und gewiß, daß wir denken. Es iſt gewiß, daß wir ſind, daß wir uns etwas vorſtellen, wenn wir es uns vorſtellen ꝛc. Man hat daher den Satz: Was iſt, das iſt, den Grund der Gewißheit Principium certitudinis genennt.
§. 74.
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ſo die einfachen Begriffe angeben.
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demnach das Bewußtſeyn unter die Poſtulata rech-
nen, ſo iſt das Bewußtſeyn, und folglich der klare
Begriff der Exiſtenz eine unmittelbare Folge. Es
wird naͤmlich moͤglich, dieſen Begriff zu erlangen,
weil uns das Bewußtſeyn moͤglich iſt.
§. 72.
Dieſes Bewußtſeyn unſrer Exiſtenz giebt uns den
Begriff und zugleich den Maaßſtab der Gewißheit.
Die Redensart: So gewiß ich bin, oder beſtimm-
ter: So gewiß ich da bin, die wir bey jeder wah-
ren oder vermeynten voͤlligen Gewißheit gebrauchen,
erlaͤutert beydes. Denn mehr koͤnnen wir zur Gewiß-
heit einer Sache nicht fordern, als daß ſie ſo gewiß
ſey, oder wahr ſey, ſo gewiß wir ſind.
§. 73.
Es iſt nicht zu zweifeln, daß der Begriff der
Gewißheit eben ſo wie der Begriff der Exiſtenz un-
ter die einfachen Begriffe gehoͤre, die nicht mehrere
innere Merkmaale haben, und folglich auch nicht durch
ſolche definirt werden koͤnnen. Daher dienen beyde
viel oͤfters zu Praͤdicaten, als zu Subjecten. Von
der Exiſtenz haben wir dieſes bereits (§. 24.) ange-
merkt. Wenn wir denken, daß es entweder ſey oder
nicht ſey, daß etwas wahr ſey oder nicht wahr ſey;
ſo denken wir leicht dazu, dieſes ſey gewiß. Z. E.
wenn wir denken, ſo iſt es wahr und gewiß, daß wir
denken. Es iſt gewiß, daß wir ſind, daß wir uns
etwas vorſtellen, wenn wir es uns vorſtellen ꝛc. Man
hat daher den Satz: Was iſt, das iſt, den Grund
der Gewißheit Principium certitudinis genennt.
§. 74.
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/521>, abgerufen am 25.11.2024.
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