der vom Gehör, und daß folglich Sanderson viel leichter in mechanischen und geometrischen Uebungen darauf hätte verfallen können. Es ist daher an sich möglich, daß der Mechanismus eines uns vollends unbekannten und mangelnden Sinnes, noch einfacher als die Stralenbrechung seyn könnte.
§. 63.
Die Sinnen sind nur Werkzeuge, wodurch wir die Wirkungen empfinden, die in der Natur bereits da sind. Demnach ändern die Sinnen an diesen Ursachen und Wirkungen nichts, und selbst ein Sinn hindert den andern höchstens nur in so weit, als wir nicht immer uns aller Empfindungen zugleich bewußt sind, und die schwächere von der stärkern verdunkelt wird. Wir können zugleich das Licht der Sonne se- hen und ihre Wärme empfinden, und das Anschauen eines tönenden Jnstrumentes hindert uns nicht, zugleich diesen Klang zu hören. Demnach würde uns auch mit mehrern Sinnen dennoch das Sichtbare sichtbar, das Hörbare hörbar etc. verbleiben.
§. 64.
Das Licht hat ohne allen Zweifel eine Wirkung auf jede Gliedmaßen, allein zu schwach, als daß wir sie empfinden könnten. Jn dem Auge wird es durch die Brechung verstärkt, und die Gesichtsnerven sind fein genug, dadurch erschüttert zu werden, und uns ein überwiegendes Bewußtseyn zu veranlassen, und bey allzustarkem Lichte die Empfindung des Schmer- zens zu erregen. Wenn wir setzen, der Raum der Welt sey dichte ausgefüllt, und aus der Erfahrung nehmen, daß das Gold den Fluß der magnetischen Materie so viel als gar nicht hindere; so können wir kaum zweifeln, daß nicht noch mehrere Empfindun- gen möglich seyn sollten, und daß wir, wiewohl viel
zu
I. Hauptſtuͤck, von den einfachen
der vom Gehoͤr, und daß folglich Sanderſon viel leichter in mechaniſchen und geometriſchen Uebungen darauf haͤtte verfallen koͤnnen. Es iſt daher an ſich moͤglich, daß der Mechaniſmus eines uns vollends unbekannten und mangelnden Sinnes, noch einfacher als die Stralenbrechung ſeyn koͤnnte.
§. 63.
Die Sinnen ſind nur Werkzeuge, wodurch wir die Wirkungen empfinden, die in der Natur bereits da ſind. Demnach aͤndern die Sinnen an dieſen Urſachen und Wirkungen nichts, und ſelbſt ein Sinn hindert den andern hoͤchſtens nur in ſo weit, als wir nicht immer uns aller Empfindungen zugleich bewußt ſind, und die ſchwaͤchere von der ſtaͤrkern verdunkelt wird. Wir koͤnnen zugleich das Licht der Sonne ſe- hen und ihre Waͤrme empfinden, und das Anſchauen eines toͤnenden Jnſtrumentes hindert uns nicht, zugleich dieſen Klang zu hoͤren. Demnach wuͤrde uns auch mit mehrern Sinnen dennoch das Sichtbare ſichtbar, das Hoͤrbare hoͤrbar ꝛc. verbleiben.
§. 64.
Das Licht hat ohne allen Zweifel eine Wirkung auf jede Gliedmaßen, allein zu ſchwach, als daß wir ſie empfinden koͤnnten. Jn dem Auge wird es durch die Brechung verſtaͤrkt, und die Geſichtsnerven ſind fein genug, dadurch erſchuͤttert zu werden, und uns ein uͤberwiegendes Bewußtſeyn zu veranlaſſen, und bey allzuſtarkem Lichte die Empfindung des Schmer- zens zu erregen. Wenn wir ſetzen, der Raum der Welt ſey dichte ausgefuͤllt, und aus der Erfahrung nehmen, daß das Gold den Fluß der magnetiſchen Materie ſo viel als gar nicht hindere; ſo koͤnnen wir kaum zweifeln, daß nicht noch mehrere Empfindun- gen moͤglich ſeyn ſollten, und daß wir, wiewohl viel
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I. Hauptſtuͤck, von den einfachen
der vom Gehoͤr, und daß folglich Sanderſon viel
leichter in mechaniſchen und geometriſchen Uebungen
darauf haͤtte verfallen koͤnnen. Es iſt daher an ſich
moͤglich, daß der Mechaniſmus eines uns vollends
unbekannten und mangelnden Sinnes, noch einfacher
als die Stralenbrechung ſeyn koͤnnte.
§. 63.
Die Sinnen ſind nur Werkzeuge, wodurch wir
die Wirkungen empfinden, die in der Natur bereits
da ſind. Demnach aͤndern die Sinnen an dieſen
Urſachen und Wirkungen nichts, und ſelbſt ein Sinn
hindert den andern hoͤchſtens nur in ſo weit, als wir
nicht immer uns aller Empfindungen zugleich bewußt
ſind, und die ſchwaͤchere von der ſtaͤrkern verdunkelt
wird. Wir koͤnnen zugleich das Licht der Sonne ſe-
hen und ihre Waͤrme empfinden, und das Anſchauen
eines toͤnenden Jnſtrumentes hindert uns nicht, zugleich
dieſen Klang zu hoͤren. Demnach wuͤrde uns auch
mit mehrern Sinnen dennoch das Sichtbare ſichtbar,
das Hoͤrbare hoͤrbar ꝛc. verbleiben.
§. 64.
Das Licht hat ohne allen Zweifel eine Wirkung
auf jede Gliedmaßen, allein zu ſchwach, als daß wir
ſie empfinden koͤnnten. Jn dem Auge wird es durch
die Brechung verſtaͤrkt, und die Geſichtsnerven ſind
fein genug, dadurch erſchuͤttert zu werden, und uns
ein uͤberwiegendes Bewußtſeyn zu veranlaſſen, und
bey allzuſtarkem Lichte die Empfindung des Schmer-
zens zu erregen. Wenn wir ſetzen, der Raum der
Welt ſey dichte ausgefuͤllt, und aus der Erfahrung
nehmen, daß das Gold den Fluß der magnetiſchen
Materie ſo viel als gar nicht hindere; ſo koͤnnen wir
kaum zweifeln, daß nicht noch mehrere Empfindun-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/516>, abgerufen am 21.11.2024.
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