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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von der wissentschaftlichen Erkenntniß.
als für sich subsistirend, und er wird als a priori kön-
nen angesehen werden, so bald wir von seiner Mög-
lichkeit, ohne die Erfahrung, die Versicherung haben
können. (§. 656.)

§. 661.

Ungeachtet nun diese Versicherung noch dermalen
so allgemein nicht angeht, und besonders bey zusammen-
gesetztern Lehrbegriffen noch zurück bleibt: so können
wir uns doch der a pofteriori gefundenen Möglich-
keit auf eine andre Art bedienen. Denn einmal kön-
nen wir von seinen Merkmaalen nach Belieben weg-
lassen, doch so, daß wir untersuchen, ob mit den
weggelassenen nicht noch andre mit wegbleiben müssen?
Und hinwiederum, wenn wir auch alle beybehalten, so
bleibt zu untersuchen, ob diese nicht noch einige andre,
deren wir uns eben nicht bewußt sind, erfordern.
Auf diese Art gelangen wir endlich dazu, daß wir
bestimmen können, wie weit der Begriff reiche, was
er auf sich habe, was mit demselben zugleich gesetzt
werde etc. So z. E. haben wir zu Anfange des ge-
genwärtigen Hauptstückes verschiedene Vorzüge der
Meßkunst in Beyspielen angezeigt. Es war die Fra-
ge, wiefern sie der wissenschaftlichen Erkenntniß über-
haupt zukommen können, und wie weit sie auch außer der
Meßkunst reiche? Diese Untersuchung zog viele Re-
quifita
nach sich, die in Criteria zu verwandeln sind,
und die Arbeit ist hier noch nicht zu Ende, weil sie
durch das gegenwärtige Hauptstück ganz durchgehen,
und überdies noch allerdings mehrere Specialien for-
dern wird. Denn man sieht leicht, daß hier die
Frage ist, den Begriff und die Mittel zur wissen-
schaftlichen Erkenntniß weiter zu treiben, als noch
dermalen unsre Erfahrung reicht, um demselben seine
wahre Allgemeinheit zu geben.

§. 662.
D d 5

von der wiſſentſchaftlichen Erkenntniß.
als fuͤr ſich ſubſiſtirend, und er wird als a priori koͤn-
nen angeſehen werden, ſo bald wir von ſeiner Moͤg-
lichkeit, ohne die Erfahrung, die Verſicherung haben
koͤnnen. (§. 656.)

§. 661.

Ungeachtet nun dieſe Verſicherung noch dermalen
ſo allgemein nicht angeht, und beſonders bey zuſammen-
geſetztern Lehrbegriffen noch zuruͤck bleibt: ſo koͤnnen
wir uns doch der a pofteriori gefundenen Moͤglich-
keit auf eine andre Art bedienen. Denn einmal koͤn-
nen wir von ſeinen Merkmaalen nach Belieben weg-
laſſen, doch ſo, daß wir unterſuchen, ob mit den
weggelaſſenen nicht noch andre mit wegbleiben muͤſſen?
Und hinwiederum, wenn wir auch alle beybehalten, ſo
bleibt zu unterſuchen, ob dieſe nicht noch einige andre,
deren wir uns eben nicht bewußt ſind, erfordern.
Auf dieſe Art gelangen wir endlich dazu, daß wir
beſtimmen koͤnnen, wie weit der Begriff reiche, was
er auf ſich habe, was mit demſelben zugleich geſetzt
werde ꝛc. So z. E. haben wir zu Anfange des ge-
genwaͤrtigen Hauptſtuͤckes verſchiedene Vorzuͤge der
Meßkunſt in Beyſpielen angezeigt. Es war die Fra-
ge, wiefern ſie der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß uͤber-
haupt zukommen koͤnnen, und wie weit ſie auch außer der
Meßkunſt reiche? Dieſe Unterſuchung zog viele Re-
quifita
nach ſich, die in Criteria zu verwandeln ſind,
und die Arbeit iſt hier noch nicht zu Ende, weil ſie
durch das gegenwaͤrtige Hauptſtuͤck ganz durchgehen,
und uͤberdies noch allerdings mehrere Specialien for-
dern wird. Denn man ſieht leicht, daß hier die
Frage iſt, den Begriff und die Mittel zur wiſſen-
ſchaftlichen Erkenntniß weiter zu treiben, als noch
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wahre Allgemeinheit zu geben.

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[425/0447] von der wiſſentſchaftlichen Erkenntniß. als fuͤr ſich ſubſiſtirend, und er wird als a priori koͤn- nen angeſehen werden, ſo bald wir von ſeiner Moͤg- lichkeit, ohne die Erfahrung, die Verſicherung haben koͤnnen. (§. 656.) §. 661. Ungeachtet nun dieſe Verſicherung noch dermalen ſo allgemein nicht angeht, und beſonders bey zuſammen- geſetztern Lehrbegriffen noch zuruͤck bleibt: ſo koͤnnen wir uns doch der a pofteriori gefundenen Moͤglich- keit auf eine andre Art bedienen. Denn einmal koͤn- nen wir von ſeinen Merkmaalen nach Belieben weg- laſſen, doch ſo, daß wir unterſuchen, ob mit den weggelaſſenen nicht noch andre mit wegbleiben muͤſſen? Und hinwiederum, wenn wir auch alle beybehalten, ſo bleibt zu unterſuchen, ob dieſe nicht noch einige andre, deren wir uns eben nicht bewußt ſind, erfordern. Auf dieſe Art gelangen wir endlich dazu, daß wir beſtimmen koͤnnen, wie weit der Begriff reiche, was er auf ſich habe, was mit demſelben zugleich geſetzt werde ꝛc. So z. E. haben wir zu Anfange des ge- genwaͤrtigen Hauptſtuͤckes verſchiedene Vorzuͤge der Meßkunſt in Beyſpielen angezeigt. Es war die Fra- ge, wiefern ſie der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß uͤber- haupt zukommen koͤnnen, und wie weit ſie auch außer der Meßkunſt reiche? Dieſe Unterſuchung zog viele Re- quifita nach ſich, die in Criteria zu verwandeln ſind, und die Arbeit iſt hier noch nicht zu Ende, weil ſie durch das gegenwaͤrtige Hauptſtuͤck ganz durchgehen, und uͤberdies noch allerdings mehrere Specialien for- dern wird. Denn man ſieht leicht, daß hier die Frage iſt, den Begriff und die Mittel zur wiſſen- ſchaftlichen Erkenntniß weiter zu treiben, als noch dermalen unſre Erfahrung reicht, um demſelben ſeine wahre Allgemeinheit zu geben. §. 662. D d 5

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/447>, abgerufen am 23.11.2024.