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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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IX. Hauptstück,
§. 627.

Jnsbesondre ist hiebey zu bemerken, daß, wenn das
Subject gewisse Umstände und Bedingungen voraus-
setzt, es gemeiniglich zu noch mehrern gehöre, die
zusammengenommen eine Klasse ausmachen. Und
da ist für sich klar, daß man diese Klasse complet zu
machen suchen müsse, damit man alle Fälle habe.
Die Trigonometrie giebt hievon ein Beyspiel, weil
alle Fälle in derselben abgezählt sind, wie man aus
drey Stücken eines Triangels die drey übrigen finden
könne. Man sehe auch §. 450.

§. 628.

Hinwiederum, da das Prädicat dem Subject
öfters nur wegen gewissen Bestimmungen, und zwar
nur wegen einigen von denen, die es hat, zukömmt;
so ist klar, daß man ebenfalls suchen müsse, was das
Subject wegen andern Bestimmungen für Prädicate
habe, und werden die Bestimmungen abgezählt und
combinirt, so wird die wissenschaftliche Erkenntniß
des Subjectes auch in dieser Absicht vollständiger.
Dieses reicht besonders weit, wenn man Prädicate zu
einem Subject sucht, die ihm wegen Verhältnissen
zukommen, in denen es mit andern Dingen steht.
Man hat dabey ein weites Feld, alle diese Dinge und
Verhältnisse aufzusuchen, und die daher rührende
Prädicate und Sätze auszufinden. Wir können
noch anmerken, daß, weil wir das innere Wesen der
Dinge in der Natur wenig oder gar nicht kennen,
unsre meisten Begriffe und Sätze, die wir davon
wissen und finden, sich auf solche Verhältnisse grün-
den. Z. E. Wir kennen die Materie und innere
Natur der Sonne nicht, aber sie leuchtet, sie wärmt,
sie lenkt die Planeten im Kraise, sie ist eine Rugel,
sie hat eine determinirte Größe und Abstand von

der
IX. Hauptſtuͤck,
§. 627.

Jnsbeſondre iſt hiebey zu bemerken, daß, wenn das
Subject gewiſſe Umſtaͤnde und Bedingungen voraus-
ſetzt, es gemeiniglich zu noch mehrern gehoͤre, die
zuſammengenommen eine Klaſſe ausmachen. Und
da iſt fuͤr ſich klar, daß man dieſe Klaſſe complet zu
machen ſuchen muͤſſe, damit man alle Faͤlle habe.
Die Trigonometrie giebt hievon ein Beyſpiel, weil
alle Faͤlle in derſelben abgezaͤhlt ſind, wie man aus
drey Stuͤcken eines Triangels die drey uͤbrigen finden
koͤnne. Man ſehe auch §. 450.

§. 628.

Hinwiederum, da das Praͤdicat dem Subject
oͤfters nur wegen gewiſſen Beſtimmungen, und zwar
nur wegen einigen von denen, die es hat, zukoͤmmt;
ſo iſt klar, daß man ebenfalls ſuchen muͤſſe, was das
Subject wegen andern Beſtimmungen fuͤr Praͤdicate
habe, und werden die Beſtimmungen abgezaͤhlt und
combinirt, ſo wird die wiſſenſchaftliche Erkenntniß
des Subjectes auch in dieſer Abſicht vollſtaͤndiger.
Dieſes reicht beſonders weit, wenn man Praͤdicate zu
einem Subject ſucht, die ihm wegen Verhaͤltniſſen
zukommen, in denen es mit andern Dingen ſteht.
Man hat dabey ein weites Feld, alle dieſe Dinge und
Verhaͤltniſſe aufzuſuchen, und die daher ruͤhrende
Praͤdicate und Saͤtze auszufinden. Wir koͤnnen
noch anmerken, daß, weil wir das innere Weſen der
Dinge in der Natur wenig oder gar nicht kennen,
unſre meiſten Begriffe und Saͤtze, die wir davon
wiſſen und finden, ſich auf ſolche Verhaͤltniſſe gruͤn-
den. Z. E. Wir kennen die Materie und innere
Natur der Sonne nicht, aber ſie leuchtet, ſie waͤrmt,
ſie lenkt die Planeten im Kraiſe, ſie iſt eine Rugel,
ſie hat eine determinirte Groͤße und Abſtand von

der
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[406/0428] IX. Hauptſtuͤck, §. 627. Jnsbeſondre iſt hiebey zu bemerken, daß, wenn das Subject gewiſſe Umſtaͤnde und Bedingungen voraus- ſetzt, es gemeiniglich zu noch mehrern gehoͤre, die zuſammengenommen eine Klaſſe ausmachen. Und da iſt fuͤr ſich klar, daß man dieſe Klaſſe complet zu machen ſuchen muͤſſe, damit man alle Faͤlle habe. Die Trigonometrie giebt hievon ein Beyſpiel, weil alle Faͤlle in derſelben abgezaͤhlt ſind, wie man aus drey Stuͤcken eines Triangels die drey uͤbrigen finden koͤnne. Man ſehe auch §. 450. §. 628. Hinwiederum, da das Praͤdicat dem Subject oͤfters nur wegen gewiſſen Beſtimmungen, und zwar nur wegen einigen von denen, die es hat, zukoͤmmt; ſo iſt klar, daß man ebenfalls ſuchen muͤſſe, was das Subject wegen andern Beſtimmungen fuͤr Praͤdicate habe, und werden die Beſtimmungen abgezaͤhlt und combinirt, ſo wird die wiſſenſchaftliche Erkenntniß des Subjectes auch in dieſer Abſicht vollſtaͤndiger. Dieſes reicht beſonders weit, wenn man Praͤdicate zu einem Subject ſucht, die ihm wegen Verhaͤltniſſen zukommen, in denen es mit andern Dingen ſteht. Man hat dabey ein weites Feld, alle dieſe Dinge und Verhaͤltniſſe aufzuſuchen, und die daher ruͤhrende Praͤdicate und Saͤtze auszufinden. Wir koͤnnen noch anmerken, daß, weil wir das innere Weſen der Dinge in der Natur wenig oder gar nicht kennen, unſre meiſten Begriffe und Saͤtze, die wir davon wiſſen und finden, ſich auf ſolche Verhaͤltniſſe gruͤn- den. Z. E. Wir kennen die Materie und innere Natur der Sonne nicht, aber ſie leuchtet, ſie waͤrmt, ſie lenkt die Planeten im Kraiſe, ſie iſt eine Rugel, ſie hat eine determinirte Groͤße und Abſtand von der

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/428>, abgerufen am 23.11.2024.