gerade Linie, oder den Bogen ihres Krümmungs- kraises setzen kann, daß sich durch mehrere Punkte, von gegebener Lage eine Linie von parabolischer Art ziehen lasse, die der wahren desto näher kommt, je mehr man Punkte gegeben hat etc. Solche Jnterpo- lationen kommen bey mathematischen Versuchen, wo nämlich Größen zu bestimmen sind, sehr oft vor, und man gebraucht sie besonders, wo sich die Ver- änderung nach einem noch unbekannten und zusam- mengesetztern Gesetze richtet. Z. E. man observirt einen Cometen viele Nächte, so läßt sich durch solche Jnterpolationen der scheinbare Ort desselben für jede Zwischenzeit finden. Halleys Landcharte von der Abweichung der Magnetnadel für jede Oerter auf dem Meere, ingleichen die neulich von Mountaine und Dodson herausgebene, sind durch solche Jnter- polationen zu Stande gebracht worden, weil man si- cher glauben kann, daß die Schiffer eben nicht just da observirt haben, wo die Abweichung der Nadel ge- nau 5, 10, 15, 20 etc. Grade beträgt, oder daß sie den Halleyischen Linien nachgeschifft wären, welches einen Vorsatz anzeigen würde, den die Schiffer den Verfertigern dieser Charten würden angezeigt haben.
§. 595.
Ferner giebt es Fälle, wo die Stufen in einem Versuche nothwendig zwischen gewissen Schranken enthalten sind, und wobey folglich Jnduction und Jnterpolation complet gemacht werden kann. So z. E. Snellius machte Versuche über das Gesetz der Stralenbrechung. Da nun dabey die Einfalls- winkel nur von 0 bis 90 Gr. gehen, so ist klar, daß sich jede observiren, oder nachdem einige observirt wa- ren, die übrigen durch Jnterpolation sich finden ließen, wozu ihm das Mittel verhalf, daß die Secanten der
Winkel
von der Erfahrung.
gerade Linie, oder den Bogen ihres Kruͤmmungs- kraiſes ſetzen kann, daß ſich durch mehrere Punkte, von gegebener Lage eine Linie von paraboliſcher Art ziehen laſſe, die der wahren deſto naͤher kommt, je mehr man Punkte gegeben hat ꝛc. Solche Jnterpo- lationen kommen bey mathematiſchen Verſuchen, wo naͤmlich Groͤßen zu beſtimmen ſind, ſehr oft vor, und man gebraucht ſie beſonders, wo ſich die Ver- aͤnderung nach einem noch unbekannten und zuſam- mengeſetztern Geſetze richtet. Z. E. man obſervirt einen Cometen viele Naͤchte, ſo laͤßt ſich durch ſolche Jnterpolationen der ſcheinbare Ort deſſelben fuͤr jede Zwiſchenzeit finden. Halleys Landcharte von der Abweichung der Magnetnadel fuͤr jede Oerter auf dem Meere, ingleichen die neulich von Mountaine und Dodſon herausgebene, ſind durch ſolche Jnter- polationen zu Stande gebracht worden, weil man ſi- cher glauben kann, daß die Schiffer eben nicht juſt da obſervirt haben, wo die Abweichung der Nadel ge- nau 5, 10, 15, 20 ꝛc. Grade betraͤgt, oder daß ſie den Halleyiſchen Linien nachgeſchifft waͤren, welches einen Vorſatz anzeigen wuͤrde, den die Schiffer den Verfertigern dieſer Charten wuͤrden angezeigt haben.
§. 595.
Ferner giebt es Faͤlle, wo die Stufen in einem Verſuche nothwendig zwiſchen gewiſſen Schranken enthalten ſind, und wobey folglich Jnduction und Jnterpolation complet gemacht werden kann. So z. E. Snellius machte Verſuche uͤber das Geſetz der Stralenbrechung. Da nun dabey die Einfalls- winkel nur von 0 bis 90 Gr. gehen, ſo iſt klar, daß ſich jede obſerviren, oder nachdem einige obſervirt wa- ren, die uͤbrigen durch Jnterpolation ſich finden ließen, wozu ihm das Mittel verhalf, daß die Secanten der
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von der Erfahrung.
gerade Linie, oder den Bogen ihres Kruͤmmungs-
kraiſes ſetzen kann, daß ſich durch mehrere Punkte,
von gegebener Lage eine Linie von paraboliſcher Art
ziehen laſſe, die der wahren deſto naͤher kommt, je
mehr man Punkte gegeben hat ꝛc. Solche Jnterpo-
lationen kommen bey mathematiſchen Verſuchen, wo
naͤmlich Groͤßen zu beſtimmen ſind, ſehr oft vor,
und man gebraucht ſie beſonders, wo ſich die Ver-
aͤnderung nach einem noch unbekannten und zuſam-
mengeſetztern Geſetze richtet. Z. E. man obſervirt
einen Cometen viele Naͤchte, ſo laͤßt ſich durch ſolche
Jnterpolationen der ſcheinbare Ort deſſelben fuͤr jede
Zwiſchenzeit finden. Halleys Landcharte von der
Abweichung der Magnetnadel fuͤr jede Oerter auf dem
Meere, ingleichen die neulich von Mountaine
und Dodſon herausgebene, ſind durch ſolche Jnter-
polationen zu Stande gebracht worden, weil man ſi-
cher glauben kann, daß die Schiffer eben nicht juſt da
obſervirt haben, wo die Abweichung der Nadel ge-
nau 5, 10, 15, 20 ꝛc. Grade betraͤgt, oder daß ſie
den Halleyiſchen Linien nachgeſchifft waͤren, welches
einen Vorſatz anzeigen wuͤrde, den die Schiffer den
Verfertigern dieſer Charten wuͤrden angezeigt haben.
§. 595.
Ferner giebt es Faͤlle, wo die Stufen in einem
Verſuche nothwendig zwiſchen gewiſſen Schranken
enthalten ſind, und wobey folglich Jnduction und
Jnterpolation complet gemacht werden kann. So
z. E. Snellius machte Verſuche uͤber das Geſetz der
Stralenbrechung. Da nun dabey die Einfalls-
winkel nur von 0 bis 90 Gr. gehen, ſo iſt klar, daß
ſich jede obſerviren, oder nachdem einige obſervirt wa-
ren, die uͤbrigen durch Jnterpolation ſich finden ließen,
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/405>, abgerufen am 23.02.2025.
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