die Entdeckungen derjenigen Merkmaale, die zu der Art oder Gattung gehören, schwerer macht, weil man dieselben bemerken, prüfen und auslesen muß, um sie besonders zu haben. Laßt uns dieses mehr ins Licht setzen.
§. 26.
Wenn man den Begriff einer Gattung deutlich machen, oder ihre Merkmaale finden will, so nimmt man einzelne Fälle oder Beyspiele, worinn der Begriff der Gattung vorkömmt. Er muß ganz darinn vor- kommen, und man muß davon versichert seyn. Jch werde hier noch nicht untersuchen, was zu dieser Ver- sicherung gehört, wo die Sache nicht vor Augen liegt und für sich klar ist. Jch merke nur an, daß man es gemeiniglich nur auf ein confuses Bewußtseyn an- kommen läßt, und sich vielmal damit ohne zureichen- den Grund begnügt. Vorausgesetzt, daß die Bey- spiele oder Fälle, die man gewählt hat, den Begriff der Gattung enthalten, so müssen ihre Merkmaale darinn bemerkt und aufgesucht werden. Diese kom- men aber darinn nicht immer in ihrer wahren Allge- meinheit und ganz entblößt von allen Nebenumstän- den und specialeren Bestimmungen vor, sondern man findet sie etwann nur in einigen von ihren Arten verste- cket. Nimmt man sie demnach heraus, so müssen sie geprüft werden, ob sie mit dem Begriff der Gat- tung von gleicher Allgemeinheit sind. Sind sie es, so muß man davon so viel und solche auslesen, welche zureichend seyn, den Begriff der Gattung und seinen Umfang vollständig zu bezeichnen. Sind sie es aber nicht, so muß man das, was sie gemein haben, unter einem allgemeinen Begriff zusammen fassen. Z. E. Man wollte den Begriff des Lobes deutlich machen, und würdige Beyspiele von Lobsprüchen zusammen nehmen.
Cajus
I. Hauptſtuͤck,
die Entdeckungen derjenigen Merkmaale, die zu der Art oder Gattung gehoͤren, ſchwerer macht, weil man dieſelben bemerken, pruͤfen und ausleſen muß, um ſie beſonders zu haben. Laßt uns dieſes mehr ins Licht ſetzen.
§. 26.
Wenn man den Begriff einer Gattung deutlich machen, oder ihre Merkmaale finden will, ſo nimmt man einzelne Faͤlle oder Beyſpiele, worinn der Begriff der Gattung vorkoͤmmt. Er muß ganz darinn vor- kommen, und man muß davon verſichert ſeyn. Jch werde hier noch nicht unterſuchen, was zu dieſer Ver- ſicherung gehoͤrt, wo die Sache nicht vor Augen liegt und fuͤr ſich klar iſt. Jch merke nur an, daß man es gemeiniglich nur auf ein confuſes Bewußtſeyn an- kommen laͤßt, und ſich vielmal damit ohne zureichen- den Grund begnuͤgt. Vorausgeſetzt, daß die Bey- ſpiele oder Faͤlle, die man gewaͤhlt hat, den Begriff der Gattung enthalten, ſo muͤſſen ihre Merkmaale darinn bemerkt und aufgeſucht werden. Dieſe kom- men aber darinn nicht immer in ihrer wahren Allge- meinheit und ganz entbloͤßt von allen Nebenumſtaͤn- den und ſpecialeren Beſtimmungen vor, ſondern man findet ſie etwann nur in einigen von ihren Arten verſte- cket. Nimmt man ſie demnach heraus, ſo muͤſſen ſie gepruͤft werden, ob ſie mit dem Begriff der Gat- tung von gleicher Allgemeinheit ſind. Sind ſie es, ſo muß man davon ſo viel und ſolche ausleſen, welche zureichend ſeyn, den Begriff der Gattung und ſeinen Umfang vollſtaͤndig zu bezeichnen. Sind ſie es aber nicht, ſo muß man das, was ſie gemein haben, unter einem allgemeinen Begriff zuſammen faſſen. Z. E. Man wollte den Begriff des Lobes deutlich machen, und wuͤrdige Beyſpiele von Lobſpruͤchen zuſammen nehmen.
Cajus
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I. Hauptſtuͤck,
die Entdeckungen derjenigen Merkmaale, die zu der Art
oder Gattung gehoͤren, ſchwerer macht, weil man
dieſelben bemerken, pruͤfen und ausleſen muß, um
ſie beſonders zu haben. Laßt uns dieſes mehr ins
Licht ſetzen.
§. 26.
Wenn man den Begriff einer Gattung deutlich
machen, oder ihre Merkmaale finden will, ſo nimmt
man einzelne Faͤlle oder Beyſpiele, worinn der Begriff
der Gattung vorkoͤmmt. Er muß ganz darinn vor-
kommen, und man muß davon verſichert ſeyn. Jch
werde hier noch nicht unterſuchen, was zu dieſer Ver-
ſicherung gehoͤrt, wo die Sache nicht vor Augen liegt
und fuͤr ſich klar iſt. Jch merke nur an, daß man
es gemeiniglich nur auf ein confuſes Bewußtſeyn an-
kommen laͤßt, und ſich vielmal damit ohne zureichen-
den Grund begnuͤgt. Vorausgeſetzt, daß die Bey-
ſpiele oder Faͤlle, die man gewaͤhlt hat, den Begriff
der Gattung enthalten, ſo muͤſſen ihre Merkmaale
darinn bemerkt und aufgeſucht werden. Dieſe kom-
men aber darinn nicht immer in ihrer wahren Allge-
meinheit und ganz entbloͤßt von allen Nebenumſtaͤn-
den und ſpecialeren Beſtimmungen vor, ſondern man
findet ſie etwann nur in einigen von ihren Arten verſte-
cket. Nimmt man ſie demnach heraus, ſo muͤſſen
ſie gepruͤft werden, ob ſie mit dem Begriff der Gat-
tung von gleicher Allgemeinheit ſind. Sind ſie es,
ſo muß man davon ſo viel und ſolche ausleſen, welche
zureichend ſeyn, den Begriff der Gattung und ſeinen
Umfang vollſtaͤndig zu bezeichnen. Sind ſie es aber nicht,
ſo muß man das, was ſie gemein haben, unter einem
allgemeinen Begriff zuſammen faſſen. Z. E. Man
wollte den Begriff des Lobes deutlich machen, und
wuͤrdige Beyſpiele von Lobſpruͤchen zuſammen nehmen.
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/38>, abgerufen am 24.11.2024.
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