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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von den Aufgaben.
Aufgaben, etwas viel nothwendigeres, als die syn-
thetische, weil man dadurch die einfachsten und unmit-
telbaren Data findet, aus welchen die Sache zu Stande
gebracht werden kann. Müssen diese Data sodann
erst selbst noch vorräthig gemacht werden, so löst sich
die Aufgabe in andre und einfachere auf, und man
hat neue Data zu suchen, wodurch man die erstern
erhält, die unmittelbar zu der vorgegebenen Haupt-
sache dienen. Wir können auch hiebey wiederum an-
merken, was bey den theoretischen Aufgaben, daß,
ungeachtet man hier die nächsten Data jedes für sich
durch anderweitige zu erhalten sucht, man es eben
nicht dabey müsse bewenden lassen, weil letztere, wenn
sie behörig verbunden werden, sehr oft eben so leicht
zu der Hauptsache und ihrer Bewerkstelligung füh-
ren, als wenn man aus denselben erst die unmittel-
baren Data, und sodann aus diesen die Hauptsache
zu Stande bringen wollte. Auf diese Art ist öfters
ein Umweg, der sich selbst anbeut und zum Ziele führt,
kürzer, als der gerade, wenn man diesen ohne viele
Vorbereitungen nicht gebrauchen kann.

§. 543.

Es geht aber nicht immer so leicht an, daß man
finden könnte, was zur Bewerkstelligung eines Quae-
siti
erfordert wird, und welche Data dazu gehören.
Besonders wird dieses schwer, wo man die innere
Beschaffenheit der Materie kennen müßte, um es aus
Gründen herauszubringen, und wobey folglich der
Proceß chymisch ist. (§. 535. 537.) Hier muß man
sich großentheils mit Analogien begnügen, und durch
Versuche finden, ob sie angehen. Z. E. Man will
sehen, ob sich Gold auslösen lasse. Man findet, daß
die übrigen Metallen im Scheidwasser auflösbar sind,
und so ist natürlich, daß man es mit dem Golde auch

versucht,
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von den Aufgaben.
Aufgaben, etwas viel nothwendigeres, als die ſyn-
thetiſche, weil man dadurch die einfachſten und unmit-
telbaren Data findet, aus welchen die Sache zu Stande
gebracht werden kann. Muͤſſen dieſe Data ſodann
erſt ſelbſt noch vorraͤthig gemacht werden, ſo loͤſt ſich
die Aufgabe in andre und einfachere auf, und man
hat neue Data zu ſuchen, wodurch man die erſtern
erhaͤlt, die unmittelbar zu der vorgegebenen Haupt-
ſache dienen. Wir koͤnnen auch hiebey wiederum an-
merken, was bey den theoretiſchen Aufgaben, daß,
ungeachtet man hier die naͤchſten Data jedes fuͤr ſich
durch anderweitige zu erhalten ſucht, man es eben
nicht dabey muͤſſe bewenden laſſen, weil letztere, wenn
ſie behoͤrig verbunden werden, ſehr oft eben ſo leicht
zu der Hauptſache und ihrer Bewerkſtelligung fuͤh-
ren, als wenn man aus denſelben erſt die unmittel-
baren Data, und ſodann aus dieſen die Hauptſache
zu Stande bringen wollte. Auf dieſe Art iſt oͤfters
ein Umweg, der ſich ſelbſt anbeut und zum Ziele fuͤhrt,
kuͤrzer, als der gerade, wenn man dieſen ohne viele
Vorbereitungen nicht gebrauchen kann.

§. 543.

Es geht aber nicht immer ſo leicht an, daß man
finden koͤnnte, was zur Bewerkſtelligung eines Quae-
ſiti
erfordert wird, und welche Data dazu gehoͤren.
Beſonders wird dieſes ſchwer, wo man die innere
Beſchaffenheit der Materie kennen muͤßte, um es aus
Gruͤnden herauszubringen, und wobey folglich der
Proceß chymiſch iſt. (§. 535. 537.) Hier muß man
ſich großentheils mit Analogien begnuͤgen, und durch
Verſuche finden, ob ſie angehen. Z. E. Man will
ſehen, ob ſich Gold auſloͤſen laſſe. Man findet, daß
die uͤbrigen Metallen im Scheidwaſſer aufloͤsbar ſind,
und ſo iſt natuͤrlich, daß man es mit dem Golde auch

verſucht,
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[343/0365] von den Aufgaben. Aufgaben, etwas viel nothwendigeres, als die ſyn- thetiſche, weil man dadurch die einfachſten und unmit- telbaren Data findet, aus welchen die Sache zu Stande gebracht werden kann. Muͤſſen dieſe Data ſodann erſt ſelbſt noch vorraͤthig gemacht werden, ſo loͤſt ſich die Aufgabe in andre und einfachere auf, und man hat neue Data zu ſuchen, wodurch man die erſtern erhaͤlt, die unmittelbar zu der vorgegebenen Haupt- ſache dienen. Wir koͤnnen auch hiebey wiederum an- merken, was bey den theoretiſchen Aufgaben, daß, ungeachtet man hier die naͤchſten Data jedes fuͤr ſich durch anderweitige zu erhalten ſucht, man es eben nicht dabey muͤſſe bewenden laſſen, weil letztere, wenn ſie behoͤrig verbunden werden, ſehr oft eben ſo leicht zu der Hauptſache und ihrer Bewerkſtelligung fuͤh- ren, als wenn man aus denſelben erſt die unmittel- baren Data, und ſodann aus dieſen die Hauptſache zu Stande bringen wollte. Auf dieſe Art iſt oͤfters ein Umweg, der ſich ſelbſt anbeut und zum Ziele fuͤhrt, kuͤrzer, als der gerade, wenn man dieſen ohne viele Vorbereitungen nicht gebrauchen kann. §. 543. Es geht aber nicht immer ſo leicht an, daß man finden koͤnnte, was zur Bewerkſtelligung eines Quae- ſiti erfordert wird, und welche Data dazu gehoͤren. Beſonders wird dieſes ſchwer, wo man die innere Beſchaffenheit der Materie kennen muͤßte, um es aus Gruͤnden herauszubringen, und wobey folglich der Proceß chymiſch iſt. (§. 535. 537.) Hier muß man ſich großentheils mit Analogien begnuͤgen, und durch Verſuche finden, ob ſie angehen. Z. E. Man will ſehen, ob ſich Gold auſloͤſen laſſe. Man findet, daß die uͤbrigen Metallen im Scheidwaſſer aufloͤsbar ſind, und ſo iſt natuͤrlich, daß man es mit dem Golde auch verſucht, Y 4

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/365>, abgerufen am 28.11.2024.