che sich das Quaesitum nicht finden läßt, so darf man nur, nachdem man einige Requisita herausge- bracht hat, die Frage umkehren, und sehen, ob, wenn man dieselben zusammen nimmt, und mit einander verbindet, das Quaesitum daraus ganz bestimmt wer- de, und zwar so, daß man den Weg sieht, den man dabey zu nehmen hat. Findet sich dieses, so ist die Probe gemacht, und man kann fortfahren, diese Requisita weiter aufzulösen, indem man jedes beson- ders nimmt, bis man zu den Datis kömmt. Und so läßt sich diese Probe bey jedem Schritte wiederum anstellen. Findet man aber nicht, daß die Requisita noch zureichen, das Quaesitum zu bestimmen, so ist der Grund entweder, weil man noch nicht alle hat, oder nicht einsieht, wie man das Quaesitum daraus herleiten könne. Letzteres kömmt gewöhnlich daher, daß man nicht Schritt für Schritt geht, und for- dert demnach, die Untersuchung ordentlicher anzu- stellen. Ersteres aber fordert, daß man sehe, warum und in welchem Stücke die Requisita, so man ge- funden, noch zurück bleiben, und was erfordert werde, sie vollständig zu machen.
§. 467.
So weit haben wir nun die Frage, (§. 444.) ei- ne Aufgabe aus andern Wissenschaften auf ei- ne pur logische zu bringen, entwickelt, und dar- aus die Requisita hergeleitet, welche die Vernunft- lehre haben soll, um hiezu zu dienen. Wir haben bey jedem Stücke zur Erläuterung Beyspiele aus den vorhergehenden Hauptstücken angeführt, und dadurch die Möglichkeit einer solchen Vernunftlehre augenscheinlicher gemacht. Es sind aber die ange- führten Beyspiele lange nicht alle, die die Vernunft- lehre aufweisen sollte, und wir haben sie großentheils
auch
VII. Hauptſtuͤck,
che ſich das Quaeſitum nicht finden laͤßt, ſo darf man nur, nachdem man einige Requiſita herausge- bracht hat, die Frage umkehren, und ſehen, ob, wenn man dieſelben zuſammen nimmt, und mit einander verbindet, das Quaeſitum daraus ganz beſtimmt wer- de, und zwar ſo, daß man den Weg ſieht, den man dabey zu nehmen hat. Findet ſich dieſes, ſo iſt die Probe gemacht, und man kann fortfahren, dieſe Requiſita weiter aufzuloͤſen, indem man jedes beſon- ders nimmt, bis man zu den Datis koͤmmt. Und ſo laͤßt ſich dieſe Probe bey jedem Schritte wiederum anſtellen. Findet man aber nicht, daß die Requiſita noch zureichen, das Quaeſitum zu beſtimmen, ſo iſt der Grund entweder, weil man noch nicht alle hat, oder nicht einſieht, wie man das Quaeſitum daraus herleiten koͤnne. Letzteres koͤmmt gewoͤhnlich daher, daß man nicht Schritt fuͤr Schritt geht, und for- dert demnach, die Unterſuchung ordentlicher anzu- ſtellen. Erſteres aber fordert, daß man ſehe, warum und in welchem Stuͤcke die Requiſita, ſo man ge- funden, noch zuruͤck bleiben, und was erfordert werde, ſie vollſtaͤndig zu machen.
§. 467.
So weit haben wir nun die Frage, (§. 444.) ei- ne Aufgabe aus andern Wiſſenſchaften auf ei- ne pur logiſche zu bringen, entwickelt, und dar- aus die Requiſita hergeleitet, welche die Vernunft- lehre haben ſoll, um hiezu zu dienen. Wir haben bey jedem Stuͤcke zur Erlaͤuterung Beyſpiele aus den vorhergehenden Hauptſtuͤcken angefuͤhrt, und dadurch die Moͤglichkeit einer ſolchen Vernunftlehre augenſcheinlicher gemacht. Es ſind aber die ange- fuͤhrten Beyſpiele lange nicht alle, die die Vernunft- lehre aufweiſen ſollte, und wir haben ſie großentheils
auch
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VII. Hauptſtuͤck,
che ſich das Quaeſitum nicht finden laͤßt, ſo darf
man nur, nachdem man einige Requiſita herausge-
bracht hat, die Frage umkehren, und ſehen, ob, wenn
man dieſelben zuſammen nimmt, und mit einander
verbindet, das Quaeſitum daraus ganz beſtimmt wer-
de, und zwar ſo, daß man den Weg ſieht, den man
dabey zu nehmen hat. Findet ſich dieſes, ſo iſt die
Probe gemacht, und man kann fortfahren, dieſe
Requiſita weiter aufzuloͤſen, indem man jedes beſon-
ders nimmt, bis man zu den Datis koͤmmt. Und ſo
laͤßt ſich dieſe Probe bey jedem Schritte wiederum
anſtellen. Findet man aber nicht, daß die Requiſita
noch zureichen, das Quaeſitum zu beſtimmen, ſo iſt
der Grund entweder, weil man noch nicht alle hat,
oder nicht einſieht, wie man das Quaeſitum daraus
herleiten koͤnne. Letzteres koͤmmt gewoͤhnlich daher,
daß man nicht Schritt fuͤr Schritt geht, und for-
dert demnach, die Unterſuchung ordentlicher anzu-
ſtellen. Erſteres aber fordert, daß man ſehe, warum
und in welchem Stuͤcke die Requiſita, ſo man ge-
funden, noch zuruͤck bleiben, und was erfordert
werde, ſie vollſtaͤndig zu machen.
§. 467.
So weit haben wir nun die Frage, (§. 444.) ei-
ne Aufgabe aus andern Wiſſenſchaften auf ei-
ne pur logiſche zu bringen, entwickelt, und dar-
aus die Requiſita hergeleitet, welche die Vernunft-
lehre haben ſoll, um hiezu zu dienen. Wir haben
bey jedem Stuͤcke zur Erlaͤuterung Beyſpiele aus
den vorhergehenden Hauptſtuͤcken angefuͤhrt, und
dadurch die Moͤglichkeit einer ſolchen Vernunftlehre
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/324>, abgerufen am 16.02.2025.
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