der Schlußrede (§. 405.) eine Erfahrung ist; sondern überhaupt auch in den Fällen, wo man zwischen dem Subject A und Prädicat B eines allgemein bejahen- den Satzes ein Mittelglied M zu suchen habe. Selbst die Schlüße, durch die wir die Beschaffenheit dieser analytischen Methode herausgebracht haben, geben Beyspiele davon. So z. E. haben wir (§. 405.) geschlossen, diese Methode erfordre die erste Figur, weil diese eigentlich Gründe giebt, und diese Methode Gründe ausfündig machen sollen. Eben so kömmt daselbst der identische Satz vor, daß ein Satz, der bewiesen werden soll, zum Schlußsatz gemacht werden müsse, weil eigentlich Schlußsätze bewiesen werden. Endlich forderte der Beweis (§. 406.) ebenfalls den identischen Satz, daß, wenn in einer Schlußrede in Barbara einer der Vordersätze identisch ist, der andre Vordersatz durch den ersten und durch den Schlußsatz gefunden werden könne; und hinwiederum, daß wenn letzteres gethan werden soll, auch das erstere seyn müsse. Und dieses wird in dem angeführten § eigent- lich erwiesen.
§. 418.
Man sieht ferner hieraus, daß in den Schlüssen, so diese Methode erfordert, etwas viel nothwendi- gers vorkomme, als wo ein Satz nur directe zu be- weisen ist, weil hier die Vordersätze von einer beson- dern Art seyn müssen. Die dreyerley Arten von Sätzen, die den Unterschied der Vernunftlehre des möglichen, wirklichen und nothwendigen aus- machen, (§. 137.) laufen hiebey gewisser Maaßen durch einander, weil man, wo man Gründe sucht, unter denen, die etwann seyn könnten, die auszusu- chen hat, die entweder in dieser Welt wirklich sind,
oder
Lamb. Org. I. Band. S
von den Beweiſen.
der Schlußrede (§. 405.) eine Erfahrung iſt; ſondern uͤberhaupt auch in den Faͤllen, wo man zwiſchen dem Subject A und Praͤdicat B eines allgemein bejahen- den Satzes ein Mittelglied M zu ſuchen habe. Selbſt die Schluͤße, durch die wir die Beſchaffenheit dieſer analytiſchen Methode herausgebracht haben, geben Beyſpiele davon. So z. E. haben wir (§. 405.) geſchloſſen, dieſe Methode erfordre die erſte Figur, weil dieſe eigentlich Gruͤnde giebt, und dieſe Methode Gruͤnde ausfuͤndig machen ſollen. Eben ſo koͤmmt daſelbſt der identiſche Satz vor, daß ein Satz, der bewieſen werden ſoll, zum Schlußſatz gemacht werden muͤſſe, weil eigentlich Schlußſaͤtze bewieſen werden. Endlich forderte der Beweis (§. 406.) ebenfalls den identiſchen Satz, daß, wenn in einer Schlußrede in Barbara einer der Vorderſaͤtze identiſch iſt, der andre Vorderſatz durch den erſten und durch den Schlußſatz gefunden werden koͤnne; und hinwiederum, daß wenn letzteres gethan werden ſoll, auch das erſtere ſeyn muͤſſe. Und dieſes wird in dem angefuͤhrten § eigent- lich erwieſen.
§. 418.
Man ſieht ferner hieraus, daß in den Schluͤſſen, ſo dieſe Methode erfordert, etwas viel nothwendi- gers vorkomme, als wo ein Satz nur directe zu be- weiſen iſt, weil hier die Vorderſaͤtze von einer beſon- dern Art ſeyn muͤſſen. Die dreyerley Arten von Saͤtzen, die den Unterſchied der Vernunftlehre des moͤglichen, wirklichen und nothwendigen aus- machen, (§. 137.) laufen hiebey gewiſſer Maaßen durch einander, weil man, wo man Gruͤnde ſucht, unter denen, die etwann ſeyn koͤnnten, die auszuſu- chen hat, die entweder in dieſer Welt wirklich ſind,
oder
Lamb. Org. I. Band. S
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von den Beweiſen.
der Schlußrede (§. 405.) eine Erfahrung iſt; ſondern
uͤberhaupt auch in den Faͤllen, wo man zwiſchen dem
Subject A und Praͤdicat B eines allgemein bejahen-
den Satzes ein Mittelglied M zu ſuchen habe. Selbſt
die Schluͤße, durch die wir die Beſchaffenheit dieſer
analytiſchen Methode herausgebracht haben, geben
Beyſpiele davon. So z. E. haben wir (§. 405.)
geſchloſſen, dieſe Methode erfordre die erſte Figur,
weil dieſe eigentlich Gruͤnde giebt, und dieſe Methode
Gruͤnde ausfuͤndig machen ſollen. Eben ſo koͤmmt
daſelbſt der identiſche Satz vor, daß ein Satz, der
bewieſen werden ſoll, zum Schlußſatz gemacht werden
muͤſſe, weil eigentlich Schlußſaͤtze bewieſen werden.
Endlich forderte der Beweis (§. 406.) ebenfalls den
identiſchen Satz, daß, wenn in einer Schlußrede in
Barbara einer der Vorderſaͤtze identiſch iſt, der andre
Vorderſatz durch den erſten und durch den Schlußſatz
gefunden werden koͤnne; und hinwiederum, daß wenn
letzteres gethan werden ſoll, auch das erſtere ſeyn
muͤſſe. Und dieſes wird in dem angefuͤhrten § eigent-
lich erwieſen.
§. 418.
Man ſieht ferner hieraus, daß in den Schluͤſſen,
ſo dieſe Methode erfordert, etwas viel nothwendi-
gers vorkomme, als wo ein Satz nur directe zu be-
weiſen iſt, weil hier die Vorderſaͤtze von einer beſon-
dern Art ſeyn muͤſſen. Die dreyerley Arten von
Saͤtzen, die den Unterſchied der Vernunftlehre des
moͤglichen, wirklichen und nothwendigen aus-
machen, (§. 137.) laufen hiebey gewiſſer Maaßen
durch einander, weil man, wo man Gruͤnde ſucht,
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/295>, abgerufen am 16.02.2025.
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