Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
VI. Hauptstück,
öfters der eine schicklicher ist, und leichter auf
Schlüsse führt, als der andre. (§. 259.)
3. Hingegen sind diejenigen identischen Sätze besser,
wobey das Prädicat ein reicherer Begriff als
das Subject ist. Die oben (§. 71. 72. 73.)
gegebenen Beyspiele mögen auch hier dienen,
weil daselbst eigentlich die Frage war, Begriffe
zu finden, dergleichen in dem Schlusse (§. 408.)
der Begriff M ist. Denn man sucht den Be-
griff M nicht bloß, um B, sondern um noch
viel mehrere Eigenschaften daraus herleiten zu
können.
§. 413.

Von solchen identischen Sätzen, die in der Na-
turlehre gute Dienste thun, finden sich einige schon
unter den ersten Grundgesetzen der Bewegung der
Natur der Körper etc. die folglich um desto weiter rei-
chen, je allgemeiner sie sind. Z. E. aus dem Gesetze,
daß ein Körper, der in Bewegung gesetzt worden,
gleiche Direction und Geschwindigkeit behalte, schließt
man umgekehrt, daß, wenn sich seine Direction,
oder seine Geschwindigkeit, oder beyde ändern, eine
neue Kraft in denselben wirken müsse, oder daß der
Körper durch mehrere Kräfte getrieben werde. So
giebt auch die Theorie der Zusammensetzung der
Kräfte mehrere Sätze, die sich umkehren lassen. Bey
der Theorie der Centralkräfte, des Widerstandes etc.
kommen ebenfalls identische Sätze vor Es ist aus obigem
(§. 369 -- 373.) klar, daß sich diese Sätze und meh-
rere dergleichen haben finden lassen, weil solche schon
unter den ersten Grundsätzen vorkommen: Und hin-
wiederum erhellet besonders aus dem §. 373. und §.
375. daß ohne identische Grundsätze, identische Lehr-
sätze nicht vorkommen können, oder daß, wenn man

auf
VI. Hauptſtuͤck,
oͤfters der eine ſchicklicher iſt, und leichter auf
Schluͤſſe fuͤhrt, als der andre. (§. 259.)
3. Hingegen ſind diejenigen identiſchen Saͤtze beſſer,
wobey das Praͤdicat ein reicherer Begriff als
das Subject iſt. Die oben (§. 71. 72. 73.)
gegebenen Beyſpiele moͤgen auch hier dienen,
weil daſelbſt eigentlich die Frage war, Begriffe
zu finden, dergleichen in dem Schluſſe (§. 408.)
der Begriff M iſt. Denn man ſucht den Be-
griff M nicht bloß, um B, ſondern um noch
viel mehrere Eigenſchaften daraus herleiten zu
koͤnnen.
§. 413.

Von ſolchen identiſchen Saͤtzen, die in der Na-
turlehre gute Dienſte thun, finden ſich einige ſchon
unter den erſten Grundgeſetzen der Bewegung der
Natur der Koͤrper ꝛc. die folglich um deſto weiter rei-
chen, je allgemeiner ſie ſind. Z. E. aus dem Geſetze,
daß ein Koͤrper, der in Bewegung geſetzt worden,
gleiche Direction und Geſchwindigkeit behalte, ſchließt
man umgekehrt, daß, wenn ſich ſeine Direction,
oder ſeine Geſchwindigkeit, oder beyde aͤndern, eine
neue Kraft in denſelben wirken muͤſſe, oder daß der
Koͤrper durch mehrere Kraͤfte getrieben werde. So
giebt auch die Theorie der Zuſammenſetzung der
Kraͤfte mehrere Saͤtze, die ſich umkehren laſſen. Bey
der Theorie der Centralkraͤfte, des Widerſtandes ꝛc.
kommen ebenfalls identiſche Saͤtze vor Es iſt aus obigem
(§. 369 — 373.) klar, daß ſich dieſe Saͤtze und meh-
rere dergleichen haben finden laſſen, weil ſolche ſchon
unter den erſten Grundſaͤtzen vorkommen: Und hin-
wiederum erhellet beſonders aus dem §. 373. und §.
375. daß ohne identiſche Grundſaͤtze, identiſche Lehr-
ſaͤtze nicht vorkommen koͤnnen, oder daß, wenn man

auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0292" n="270"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
o&#x0364;fters der eine &#x017F;chicklicher i&#x017F;t, und leichter auf<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e fu&#x0364;hrt, als der andre. (§. 259.)</item><lb/>
              <item>3. Hingegen &#x017F;ind diejenigen identi&#x017F;chen Sa&#x0364;tze be&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
wobey das Pra&#x0364;dicat ein reicherer Begriff als<lb/>
das Subject i&#x017F;t. Die oben (§. 71. 72. 73.)<lb/>
gegebenen Bey&#x017F;piele mo&#x0364;gen auch hier dienen,<lb/>
weil da&#x017F;elb&#x017F;t eigentlich die Frage war, Begriffe<lb/>
zu finden, dergleichen in dem Schlu&#x017F;&#x017F;e (§. 408.)<lb/>
der Begriff <hi rendition="#aq">M</hi> i&#x017F;t. Denn man &#x017F;ucht den Be-<lb/>
griff <hi rendition="#aq">M</hi> nicht bloß, um <hi rendition="#aq">B,</hi> &#x017F;ondern um noch<lb/>
viel mehrere Eigen&#x017F;chaften daraus herleiten zu<lb/>
ko&#x0364;nnen.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 413.</head><lb/>
            <p>Von &#x017F;olchen identi&#x017F;chen Sa&#x0364;tzen, die in der Na-<lb/>
turlehre gute Dien&#x017F;te thun, finden &#x017F;ich einige &#x017F;chon<lb/>
unter den er&#x017F;ten Grundge&#x017F;etzen der Bewegung der<lb/>
Natur der Ko&#x0364;rper &#xA75B;c. die folglich um de&#x017F;to weiter rei-<lb/>
chen, je allgemeiner &#x017F;ie &#x017F;ind. Z. E. aus dem Ge&#x017F;etze,<lb/>
daß ein Ko&#x0364;rper, der in Bewegung ge&#x017F;etzt worden,<lb/>
gleiche Direction und Ge&#x017F;chwindigkeit behalte, &#x017F;chließt<lb/>
man umgekehrt, daß, wenn &#x017F;ich &#x017F;eine Direction,<lb/>
oder &#x017F;eine Ge&#x017F;chwindigkeit, oder beyde a&#x0364;ndern, eine<lb/>
neue Kraft in den&#x017F;elben wirken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, oder daß der<lb/>
Ko&#x0364;rper durch mehrere Kra&#x0364;fte getrieben werde. So<lb/>
giebt auch die Theorie der Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung der<lb/>
Kra&#x0364;fte mehrere Sa&#x0364;tze, die &#x017F;ich umkehren la&#x017F;&#x017F;en. Bey<lb/>
der Theorie der Centralkra&#x0364;fte, des Wider&#x017F;tandes &#xA75B;c.<lb/>
kommen ebenfalls identi&#x017F;che Sa&#x0364;tze vor Es i&#x017F;t aus obigem<lb/>
(§. 369 &#x2014; 373.) klar, daß &#x017F;ich die&#x017F;e Sa&#x0364;tze und meh-<lb/>
rere dergleichen haben finden la&#x017F;&#x017F;en, weil &#x017F;olche &#x017F;chon<lb/>
unter den er&#x017F;ten Grund&#x017F;a&#x0364;tzen vorkommen: Und hin-<lb/>
wiederum erhellet be&#x017F;onders aus dem §. 373. und §.<lb/>
375. daß ohne identi&#x017F;che Grund&#x017F;a&#x0364;tze, identi&#x017F;che Lehr-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze nicht vorkommen ko&#x0364;nnen, oder daß, wenn man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0292] VI. Hauptſtuͤck, oͤfters der eine ſchicklicher iſt, und leichter auf Schluͤſſe fuͤhrt, als der andre. (§. 259.) 3. Hingegen ſind diejenigen identiſchen Saͤtze beſſer, wobey das Praͤdicat ein reicherer Begriff als das Subject iſt. Die oben (§. 71. 72. 73.) gegebenen Beyſpiele moͤgen auch hier dienen, weil daſelbſt eigentlich die Frage war, Begriffe zu finden, dergleichen in dem Schluſſe (§. 408.) der Begriff M iſt. Denn man ſucht den Be- griff M nicht bloß, um B, ſondern um noch viel mehrere Eigenſchaften daraus herleiten zu koͤnnen. §. 413. Von ſolchen identiſchen Saͤtzen, die in der Na- turlehre gute Dienſte thun, finden ſich einige ſchon unter den erſten Grundgeſetzen der Bewegung der Natur der Koͤrper ꝛc. die folglich um deſto weiter rei- chen, je allgemeiner ſie ſind. Z. E. aus dem Geſetze, daß ein Koͤrper, der in Bewegung geſetzt worden, gleiche Direction und Geſchwindigkeit behalte, ſchließt man umgekehrt, daß, wenn ſich ſeine Direction, oder ſeine Geſchwindigkeit, oder beyde aͤndern, eine neue Kraft in denſelben wirken muͤſſe, oder daß der Koͤrper durch mehrere Kraͤfte getrieben werde. So giebt auch die Theorie der Zuſammenſetzung der Kraͤfte mehrere Saͤtze, die ſich umkehren laſſen. Bey der Theorie der Centralkraͤfte, des Widerſtandes ꝛc. kommen ebenfalls identiſche Saͤtze vor Es iſt aus obigem (§. 369 — 373.) klar, daß ſich dieſe Saͤtze und meh- rere dergleichen haben finden laſſen, weil ſolche ſchon unter den erſten Grundſaͤtzen vorkommen: Und hin- wiederum erhellet beſonders aus dem §. 373. und §. 375. daß ohne identiſche Grundſaͤtze, identiſche Lehr- ſaͤtze nicht vorkommen koͤnnen, oder daß, wenn man auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/292
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/292>, abgerufen am 23.11.2024.