Erstes Hauptstück. Von den Begriffen und Erklärungen.
§. 1.
Eine Sache begreifen heißt sich selbige vorstellen können, und zwar so, daß man die Sache für das ansieht, was sie ist, daß man sich darein finden, sich darnach richten, sie jedesmal wieder erkennen kann etc.
§. 2.
Um sich von der Richtigkeit und dem Umfange dieser Erklärung zu versichern, darf man sich nur auf die Fälle besinnen, wo man entweder selbst einer Sache nachgedacht, oder sich selbige von jemand hat erklären lassen, und besonders auf das Acht haben, wodurch man bewogen worden, zu sagen, daß man es nunmehr begreife. Man wird immer das Bewußt- seyn dabey finden, daß man sich die Sache, wie sie ist und vorgeht, oder wie sie möglich ist, oder wie sie hat geschehen können, der Länge nach vorstellen kann.
§. 3.
A 2
Dianoiologie
Erſtes Hauptſtuͤck. Von den Begriffen und Erklaͤrungen.
§. 1.
Eine Sache begreifen heißt ſich ſelbige vorſtellen koͤnnen, und zwar ſo, daß man die Sache fuͤr das anſieht, was ſie iſt, daß man ſich darein finden, ſich darnach richten, ſie jedesmal wieder erkennen kann ꝛc.
§. 2.
Um ſich von der Richtigkeit und dem Umfange dieſer Erklaͤrung zu verſichern, darf man ſich nur auf die Faͤlle beſinnen, wo man entweder ſelbſt einer Sache nachgedacht, oder ſich ſelbige von jemand hat erklaͤren laſſen, und beſonders auf das Acht haben, wodurch man bewogen worden, zu ſagen, daß man es nunmehr begreife. Man wird immer das Bewußt- ſeyn dabey finden, daß man ſich die Sache, wie ſie iſt und vorgeht, oder wie ſie moͤglich iſt, oder wie ſie hat geſchehen koͤnnen, der Laͤnge nach vorſtellen kann.
§. 3.
A 2
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0025"n="[3]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Dianoiologie</hi></hi></head></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Erſtes Hauptſtuͤck.</hi><lb/><hirendition="#g">Von den</hi><lb/><hirendition="#b">Begriffen und Erklaͤrungen.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.</head><lb/><p><hirendition="#fr"><hirendition="#in">E</hi>ine Sache begreifen</hi> heißt ſich ſelbige<lb/>
vorſtellen koͤnnen, und zwar ſo, daß<lb/>
man die Sache fuͤr das anſieht, was<lb/>ſie iſt, daß man ſich darein finden, ſich<lb/>
darnach richten, ſie jedesmal wieder erkennen kann ꝛc.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 2.</head><lb/><p>Um ſich von der Richtigkeit und dem Umfange<lb/>
dieſer Erklaͤrung zu verſichern, darf man ſich nur auf<lb/>
die Faͤlle beſinnen, wo man entweder ſelbſt einer<lb/>
Sache nachgedacht, oder ſich ſelbige von jemand hat<lb/>
erklaͤren laſſen, und beſonders auf das Acht haben,<lb/>
wodurch man bewogen worden, zu ſagen, daß man<lb/>
es nunmehr begreife. Man wird immer das Bewußt-<lb/>ſeyn dabey finden, daß man ſich die Sache, wie ſie<lb/>
iſt und vorgeht, oder wie ſie moͤglich iſt, oder wie ſie<lb/>
hat geſchehen koͤnnen, der Laͤnge nach vorſtellen kann.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">§. 3.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[[3]/0025]
Dianoiologie
Erſtes Hauptſtuͤck.
Von den
Begriffen und Erklaͤrungen.
§. 1.
Eine Sache begreifen heißt ſich ſelbige
vorſtellen koͤnnen, und zwar ſo, daß
man die Sache fuͤr das anſieht, was
ſie iſt, daß man ſich darein finden, ſich
darnach richten, ſie jedesmal wieder erkennen kann ꝛc.
§. 2.
Um ſich von der Richtigkeit und dem Umfange
dieſer Erklaͤrung zu verſichern, darf man ſich nur auf
die Faͤlle beſinnen, wo man entweder ſelbſt einer
Sache nachgedacht, oder ſich ſelbige von jemand hat
erklaͤren laſſen, und beſonders auf das Acht haben,
wodurch man bewogen worden, zu ſagen, daß man
es nunmehr begreife. Man wird immer das Bewußt-
ſeyn dabey finden, daß man ſich die Sache, wie ſie
iſt und vorgeht, oder wie ſie moͤglich iſt, oder wie ſie
hat geſchehen koͤnnen, der Laͤnge nach vorſtellen kann.
§. 3.
A 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/25>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.