etwas erhebliches an sich haben, oder von der Art seyn werden, wie man sie zu gewissen vorgenomme- nen Absichten zu finden Vorhabens war. Wir haben (§. 58.) in Ansehung der Erklärungen eine ähnliche Anmerkung gemacht, da die vielerley Erklärungen, die von einer Sache können gemacht werden, nicht immer gleich brauchbar sind. Man geht daher auch bey der synthetischen Methode aufs blinde hin, wenn man nicht gewisser Maassen voraus weis, von welcher Seite man anfangen soll, die Sache zu betrachten. Denn so z. E. wenn man endlich das Verhältniß zwischen zwoen Sachen her- ausbringen will, und man fängt an, die eine zum Subject des Untersatzes zu machen, so muß man allerdings solche Eigenschaften derselben zum Prädi- cat nehmen, die dem gesuchten Verhältniß näher kommen. Widrigenfalls würde man entweder ohne Noth durch Umwege gehen, oder gar nicht zum Ziele kommen.
§. 330.
Es giebt daher zwischen der analytischen Metho- de, welche bey dem völlig bestimmten Schlußsatz an- fängt, (§. 315.) und der synthetischen, in so ferne diese zu keinem bestimmten Ziele führt, (§. 329.) ein Mittelweg, welcher den Schlußsatz, den man eigentlich herausbringen will, gewisser Maassen kenntlich macht, ohne ihn vollends zu bestimmen, und es sodann der synthetischen Methode überläßt, die dazu dienende Vor- dersätze aufzusuchen. Das heißt kurz, den Leit- faden angeben, der uns zum Ziele führen, oder we- nigstens die Abwege anzeigen sollen.
§. 331.
VI. Hauptſtuͤck,
etwas erhebliches an ſich haben, oder von der Art ſeyn werden, wie man ſie zu gewiſſen vorgenomme- nen Abſichten zu finden Vorhabens war. Wir haben (§. 58.) in Anſehung der Erklaͤrungen eine aͤhnliche Anmerkung gemacht, da die vielerley Erklaͤrungen, die von einer Sache koͤnnen gemacht werden, nicht immer gleich brauchbar ſind. Man geht daher auch bey der ſynthetiſchen Methode aufs blinde hin, wenn man nicht gewiſſer Maaſſen voraus weis, von welcher Seite man anfangen ſoll, die Sache zu betrachten. Denn ſo z. E. wenn man endlich das Verhaͤltniß zwiſchen zwoen Sachen her- ausbringen will, und man faͤngt an, die eine zum Subject des Unterſatzes zu machen, ſo muß man allerdings ſolche Eigenſchaften derſelben zum Praͤdi- cat nehmen, die dem geſuchten Verhaͤltniß naͤher kommen. Widrigenfalls wuͤrde man entweder ohne Noth durch Umwege gehen, oder gar nicht zum Ziele kommen.
§. 330.
Es giebt daher zwiſchen der analytiſchen Metho- de, welche bey dem voͤllig beſtimmten Schlußſatz an- faͤngt, (§. 315.) und der ſynthetiſchen, in ſo ferne dieſe zu keinem beſtimmten Ziele fuͤhrt, (§. 329.) ein Mittelweg, welcher den Schlußſatz, den man eigentlich herausbringen will, gewiſſer Maaſſen kenntlich macht, ohne ihn vollends zu beſtimmen, und es ſodann der ſynthetiſchen Methode uͤberlaͤßt, die dazu dienende Vor- derſaͤtze aufzuſuchen. Das heißt kurz, den Leit- faden angeben, der uns zum Ziele fuͤhren, oder we- nigſtens die Abwege anzeigen ſollen.
§. 331.
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VI. Hauptſtuͤck,
etwas erhebliches an ſich haben, oder von der Art
ſeyn werden, wie man ſie zu gewiſſen vorgenomme-
nen Abſichten zu finden Vorhabens war. Wir haben
(§. 58.) in Anſehung der Erklaͤrungen eine aͤhnliche
Anmerkung gemacht, da die vielerley Erklaͤrungen, die
von einer Sache koͤnnen gemacht werden, nicht immer
gleich brauchbar ſind. Man geht daher auch bey
der ſynthetiſchen Methode aufs blinde hin,
wenn man nicht gewiſſer Maaſſen voraus
weis, von welcher Seite man anfangen ſoll, die
Sache zu betrachten. Denn ſo z. E. wenn man
endlich das Verhaͤltniß zwiſchen zwoen Sachen her-
ausbringen will, und man faͤngt an, die eine zum
Subject des Unterſatzes zu machen, ſo muß man
allerdings ſolche Eigenſchaften derſelben zum Praͤdi-
cat nehmen, die dem geſuchten Verhaͤltniß naͤher
kommen. Widrigenfalls wuͤrde man entweder ohne
Noth durch Umwege gehen, oder gar nicht zum Ziele
kommen.
§. 330.
Es giebt daher zwiſchen der analytiſchen Metho-
de, welche bey dem voͤllig beſtimmten Schlußſatz an-
faͤngt, (§. 315.) und der ſynthetiſchen, in ſo ferne
dieſe zu keinem beſtimmten Ziele fuͤhrt, (§. 329.)
ein Mittelweg, welcher den Schlußſatz, den
man eigentlich herausbringen will, gewiſſer
Maaſſen kenntlich macht, ohne ihn vollends
zu beſtimmen, und es ſodann der ſynthetiſchen
Methode uͤberlaͤßt, die dazu dienende Vor-
derſaͤtze aufzuſuchen. Das heißt kurz, den Leit-
faden angeben, der uns zum Ziele fuͤhren, oder we-
nigſtens die Abwege anzeigen ſollen.
§. 331.
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/240>, abgerufen am 23.02.2025.
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