Jn einem hypothetischen Satze werden die Be- dingung und die Aussage als zwey Glieder betrachtet. Erstere heißt das vorhergehende,Antecedens; letztere aber das folgende,Consequens. Nimmt man daher zween hypothetische Sätze, die ein gemein- sames Glied haben so lassen sie sich ebenfalls als Vordersätze einer Schlußrede ansehen, und der Schluß- satz wird gleichfalls bedingt seyn. Die Schlußreden sind von folgenden zwoen Arten:
I. Wenn A, B ist; so ist C, D.
Wenn C, D ist; so ist E, F.
Folglich, wenn A, B ist; so ist E, F.
II. Wenn A, B ist; so ist C, D.
Wenn E, F ist; so ist C nicht D.
Folglich, wenn E, F ist; so ist A nicht C.
Oder auch, wenn A, B ist; so ist E nicht F.
Denn soll ein Schluß gezogen werden können, ohne nichts als die Form der Sätze vor sich zu haben; so müssen die Vordersätze von der Art seyn, daß die Aus- sage des einen entweder die Bedingung des andern setzt, oder des andern Aussage aufhebt. (§. 270. 27[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt].) So z. E. auch bey verneinenden Gliedern der Vor- dersätze:
I. Wenn C nicht D ist; so ist E nicht F.
Nun aber wenn A nicht B ist; so ist C nicht D.
Folglich, wenn A nicht B ist; so ist E nicht F.
II. Wenn A nicht B ist; so ist C nicht D (oder es ist D.)
Aber wenn E nicht F ist; so ist C, D. (oder es ist nicht D.)
Folglich wenn E nicht F ist: so ist A, B.
Oder wenn A nicht B ist; so ist E, F.
Denn wenn das Mittelglted in beyden Sätzen die Aussage ist, so muß es in dem einen bejahend, in dem
andern
und den naͤchſten Umwegen im Schließen.
§. 276.
Jn einem hypothetiſchen Satze werden die Be- dingung und die Ausſage als zwey Glieder betrachtet. Erſtere heißt das vorhergehende,Antecedens; letztere aber das folgende,Conſequens. Nimmt man daher zween hypothetiſche Saͤtze, die ein gemein- ſames Glied haben ſo laſſen ſie ſich ebenfalls als Vorderſaͤtze einer Schlußrede anſehen, und der Schluß- ſatz wird gleichfalls bedingt ſeyn. Die Schlußreden ſind von folgenden zwoen Arten:
I. Wenn A, B iſt; ſo iſt C, D.
Wenn C, D iſt; ſo iſt E, F.
Folglich, wenn A, B iſt; ſo iſt E, F.
II. Wenn A, B iſt; ſo iſt C, D.
Wenn E, F iſt; ſo iſt C nicht D.
Folglich, wenn E, F iſt; ſo iſt A nicht C.
Oder auch, wenn A, B iſt; ſo iſt E nicht F.
Denn ſoll ein Schluß gezogen werden koͤnnen, ohne nichts als die Form der Saͤtze vor ſich zu haben; ſo muͤſſen die Vorderſaͤtze von der Art ſeyn, daß die Aus- ſage des einen entweder die Bedingung des andern ſetzt, oder des andern Ausſage aufhebt. (§. 270. 27[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt].) So z. E. auch bey verneinenden Gliedern der Vor- derſaͤtze:
I. Wenn C nicht D iſt; ſo iſt E nicht F.
Nun aber wenn A nicht B iſt; ſo iſt C nicht D.
Folglich, wenn A nicht B iſt; ſo iſt E nicht F.
II. Wenn A nicht B iſt; ſo iſt C nicht D (oder es iſt D.)
Aber wenn E nicht F iſt; ſo iſt C, D. (oder es iſt nicht D.)
Folglich wenn E nicht F iſt: ſo iſt A, B.
Oder wenn A nicht B iſt; ſo iſt E, F.
Denn wenn das Mittelglted in beyden Saͤtzen die Ausſage iſt, ſo muß es in dem einen bejahend, in dem
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Jn einem hypothetiſchen Satze werden die Be-
dingung und die Ausſage als zwey Glieder betrachtet.
Erſtere heißt das vorhergehende, Antecedens;
letztere aber das folgende, Conſequens. Nimmt
man daher zween hypothetiſche Saͤtze, die ein gemein-
ſames Glied haben ſo laſſen ſie ſich ebenfalls als
Vorderſaͤtze einer Schlußrede anſehen, und der Schluß-
ſatz wird gleichfalls bedingt ſeyn. Die Schlußreden
ſind von folgenden zwoen Arten:
I. Wenn A, B iſt; ſo iſt C, D.
Wenn C, D iſt; ſo iſt E, F.
Folglich, wenn A, B iſt; ſo iſt E, F.
II. Wenn A, B iſt; ſo iſt C, D.
Wenn E, F iſt; ſo iſt C nicht D.
Folglich, wenn E, F iſt; ſo iſt A nicht C.
Oder auch, wenn A, B iſt; ſo iſt E nicht F.
Denn ſoll ein Schluß gezogen werden koͤnnen, ohne
nichts als die Form der Saͤtze vor ſich zu haben; ſo
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ſage des einen entweder die Bedingung des andern
ſetzt, oder des andern Ausſage aufhebt. (§. 270. 27_.)
So z. E. auch bey verneinenden Gliedern der Vor-
derſaͤtze:
I. Wenn C nicht D iſt; ſo iſt E nicht F.
Nun aber wenn A nicht B iſt; ſo iſt C nicht D.
Folglich, wenn A nicht B iſt; ſo iſt E nicht F.
II. Wenn A nicht B iſt; ſo iſt C nicht D (oder es iſt D.)
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Folglich wenn E nicht F iſt: ſo iſt A, B.
Oder wenn A nicht B iſt; ſo iſt E, F.
Denn wenn das Mittelglted in beyden Saͤtzen die
Ausſage iſt, ſo muß es in dem einen bejahend, in dem
andern
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/197>, abgerufen am 23.02.2025.
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