danken nicht auslesen, entwickeln und in behöriger Ordnung und Verbindung vortragen kann, der hat mit der Verwirrung auch noch irriges darinn zu ver- muthen. Die versteckten Schlüsse sind demnach keine Vollkommenheit des Vortrages, zumal, wenn sie so versteckt sind, daß man die Richtigkeit der Folge gar nicht dabey empfindet, und diese durch nichts ange- deutet wird, dadurch man ohne viel Nachsinnen die Schlüsse, allenfalls es nöthig wäre, in ihre Form bringen könnte. Dieser Fehler wird desto größer, je mehr die Schlüsse und Beweise das Hauptwerk des Vortrags ausmachen.
§. 254.
Da demnach solche versteckte Schlüsse, die viel- mehr von einer Verwirrung im Vortrage herrühren, zu vermeiden sind, so will dieses doch nicht sagen, daß eben nothwendig alle Schlüsse in logischer Form noth- wendig vorgetragen werden müssen. Wo in Anse- hung der Nichtigkeit nicht die äußerste Sorgfalt nö- thig ist, da läßt es sich schon thun, daß man das Mittelglied eines Schlusses in jedem Vordersatz durch andre, aber gleichgültige Worte, ausdrücke, und so auch in dem Schlußsatz, statt der Worte der Vor- dersätze gleichgültige Worte und Umschreibungen ge- brauche, in die Vordersätze die Anzeige ihrer Grün- de einmenge, oder sie durch Anspielungen auf ähnli- che und bekanntere Dinge etc. vorstelle. Man sieht aber leicht, daß dieses vielmehr in Werken des Wi- tzes, als in solchen statt findet, wo man die Wahr- heit rein, bestimmt, zusammenhängend und von al- lem blendenden Schmucke, der endlich auch Jrrthü- mer scheinbar machen kann, entblößt, vorzustellen sucht, und wo folglich die Richtigkeit und der Zu- sammenhang der Sätze die Hauptabsicht ist.
§. 255.
von den einfachen Schluͤſſen.
danken nicht ausleſen, entwickeln und in behoͤriger Ordnung und Verbindung vortragen kann, der hat mit der Verwirrung auch noch irriges darinn zu ver- muthen. Die verſteckten Schluͤſſe ſind demnach keine Vollkommenheit des Vortrages, zumal, wenn ſie ſo verſteckt ſind, daß man die Richtigkeit der Folge gar nicht dabey empfindet, und dieſe durch nichts ange- deutet wird, dadurch man ohne viel Nachſinnen die Schluͤſſe, allenfalls es noͤthig waͤre, in ihre Form bringen koͤnnte. Dieſer Fehler wird deſto groͤßer, je mehr die Schluͤſſe und Beweiſe das Hauptwerk des Vortrags ausmachen.
§. 254.
Da demnach ſolche verſteckte Schluͤſſe, die viel- mehr von einer Verwirrung im Vortrage herruͤhren, zu vermeiden ſind, ſo will dieſes doch nicht ſagen, daß eben nothwendig alle Schluͤſſe in logiſcher Form noth- wendig vorgetragen werden muͤſſen. Wo in Anſe- hung der Nichtigkeit nicht die aͤußerſte Sorgfalt noͤ- thig iſt, da laͤßt es ſich ſchon thun, daß man das Mittelglied eines Schluſſes in jedem Vorderſatz durch andre, aber gleichguͤltige Worte, ausdruͤcke, und ſo auch in dem Schlußſatz, ſtatt der Worte der Vor- derſaͤtze gleichguͤltige Worte und Umſchreibungen ge- brauche, in die Vorderſaͤtze die Anzeige ihrer Gruͤn- de einmenge, oder ſie durch Anſpielungen auf aͤhnli- che und bekanntere Dinge ꝛc. vorſtelle. Man ſieht aber leicht, daß dieſes vielmehr in Werken des Wi- tzes, als in ſolchen ſtatt findet, wo man die Wahr- heit rein, beſtimmt, zuſammenhaͤngend und von al- lem blendenden Schmucke, der endlich auch Jrrthuͤ- mer ſcheinbar machen kann, entbloͤßt, vorzuſtellen ſucht, und wo folglich die Richtigkeit und der Zu- ſammenhang der Saͤtze die Hauptabſicht iſt.
§. 255.
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von den einfachen Schluͤſſen.
danken nicht ausleſen, entwickeln und in behoͤriger
Ordnung und Verbindung vortragen kann, der hat
mit der Verwirrung auch noch irriges darinn zu ver-
muthen. Die verſteckten Schluͤſſe ſind demnach keine
Vollkommenheit des Vortrages, zumal, wenn ſie ſo
verſteckt ſind, daß man die Richtigkeit der Folge gar
nicht dabey empfindet, und dieſe durch nichts ange-
deutet wird, dadurch man ohne viel Nachſinnen die
Schluͤſſe, allenfalls es noͤthig waͤre, in ihre Form
bringen koͤnnte. Dieſer Fehler wird deſto groͤßer, je
mehr die Schluͤſſe und Beweiſe das Hauptwerk des
Vortrags ausmachen.
§. 254.
Da demnach ſolche verſteckte Schluͤſſe, die viel-
mehr von einer Verwirrung im Vortrage herruͤhren,
zu vermeiden ſind, ſo will dieſes doch nicht ſagen, daß
eben nothwendig alle Schluͤſſe in logiſcher Form noth-
wendig vorgetragen werden muͤſſen. Wo in Anſe-
hung der Nichtigkeit nicht die aͤußerſte Sorgfalt noͤ-
thig iſt, da laͤßt es ſich ſchon thun, daß man das
Mittelglied eines Schluſſes in jedem Vorderſatz durch
andre, aber gleichguͤltige Worte, ausdruͤcke, und
ſo auch in dem Schlußſatz, ſtatt der Worte der Vor-
derſaͤtze gleichguͤltige Worte und Umſchreibungen ge-
brauche, in die Vorderſaͤtze die Anzeige ihrer Gruͤn-
de einmenge, oder ſie durch Anſpielungen auf aͤhnli-
che und bekanntere Dinge ꝛc. vorſtelle. Man ſieht
aber leicht, daß dieſes vielmehr in Werken des Wi-
tzes, als in ſolchen ſtatt findet, wo man die Wahr-
heit rein, beſtimmt, zuſammenhaͤngend und von al-
lem blendenden Schmucke, der endlich auch Jrrthuͤ-
mer ſcheinbar machen kann, entbloͤßt, vorzuſtellen
ſucht, und wo folglich die Richtigkeit und der Zu-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/181>, abgerufen am 23.11.2024.
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