von den beyden gezeichneten, und jeder hätte für sich gefunden werden können. Jn den beyden letzten wird P mit S verglichen, und hiezu waren beyde gezeich- neten Sätze nöthig, weil diese Vergleichung aus ei- nem allein nicht würde gefunden worden seyn. Bey- de folgen aus den gezeichneten Sätzen, und wer- den daher auch Schlußsätze genennet. Jndessen, da man angenommen, daß das eigne Glied des Un- tersatzes, welches hier S ist, zum Subject des Schluß- satzes genommen werde, so gilt für die erste Figur nur der letzte von den angezogenen vier Sätzen, näm- lich: AlleSsindP. Und so wird der völlige Schluß, oder die völlige Schlußrede,Syllogismus, in die gemeine Sprache übersetzt, folgende seyn:
Obersatz ........ Alle M sind P
Untersatz ...... Alle S sind M
Schlußsatz .... folglich Alle S sind P.
§. 203.
Da man also aus zween Sätzen, die ein gemein- sames Glied haben, einen dritten folgern kann, der das Verhältniß der eignen Glieder jedes Satzes an- zeigt, so entsteht die Frage, ob dieses in jeder Figur, bey allen vorhin (§. 199.) angeführten 16 Fällen an- gehe? Diese Frage in die Sprache von unsrer Zeich- nungsart übersetzt, verwandelt sich in folgende: Ob die beyden Sätze, die man annimmt, bestimmt genug seyn, daß, wenn man den einen gezeich- net hat, der Ort für den andern dadurch zu- gleich auch determinirt sey? Jst dieses, so wird die Zeichnung nicht nur den verlangten Schlußsatz, sondern zu diesem noch alle andre Sätze geben, die aus den beyden gezeichneten können gefolgert werden, weil sie alle Verhältnisse der drey Begriffe zugleich vor Augen legt. Geht die Zeichnung aber nicht an,
so
von den einfachen Schluͤſſen.
von den beyden gezeichneten, und jeder haͤtte fuͤr ſich gefunden werden koͤnnen. Jn den beyden letzten wird P mit S verglichen, und hiezu waren beyde gezeich- neten Saͤtze noͤthig, weil dieſe Vergleichung aus ei- nem allein nicht wuͤrde gefunden worden ſeyn. Bey- de folgen aus den gezeichneten Saͤtzen, und wer- den daher auch Schlußſaͤtze genennet. Jndeſſen, da man angenommen, daß das eigne Glied des Un- terſatzes, welches hier S iſt, zum Subject des Schluß- ſatzes genommen werde, ſo gilt fuͤr die erſte Figur nur der letzte von den angezogenen vier Saͤtzen, naͤm- lich: AlleSſindP. Und ſo wird der voͤllige Schluß, oder die voͤllige Schlußrede,Syllogiſmus, in die gemeine Sprache uͤberſetzt, folgende ſeyn:
Oberſatz ........ Alle M ſind P
Unterſatz ...... Alle S ſind M
Schlußſatz .... folglich Alle S ſind P.
§. 203.
Da man alſo aus zween Saͤtzen, die ein gemein- ſames Glied haben, einen dritten folgern kann, der das Verhaͤltniß der eignen Glieder jedes Satzes an- zeigt, ſo entſteht die Frage, ob dieſes in jeder Figur, bey allen vorhin (§. 199.) angefuͤhrten 16 Faͤllen an- gehe? Dieſe Frage in die Sprache von unſrer Zeich- nungsart uͤberſetzt, verwandelt ſich in folgende: Ob die beyden Saͤtze, die man annimmt, beſtimmt genug ſeyn, daß, wenn man den einen gezeich- net hat, der Ort fuͤr den andern dadurch zu- gleich auch determinirt ſey? Jſt dieſes, ſo wird die Zeichnung nicht nur den verlangten Schlußſatz, ſondern zu dieſem noch alle andre Saͤtze geben, die aus den beyden gezeichneten koͤnnen gefolgert werden, weil ſie alle Verhaͤltniſſe der drey Begriffe zugleich vor Augen legt. Geht die Zeichnung aber nicht an,
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von den einfachen Schluͤſſen.
von den beyden gezeichneten, und jeder haͤtte fuͤr ſich
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P mit S verglichen, und hiezu waren beyde gezeich-
neten Saͤtze noͤthig, weil dieſe Vergleichung aus ei-
nem allein nicht wuͤrde gefunden worden ſeyn. Bey-
de folgen aus den gezeichneten Saͤtzen, und wer-
den daher auch Schlußſaͤtze genennet. Jndeſſen,
da man angenommen, daß das eigne Glied des Un-
terſatzes, welches hier S iſt, zum Subject des Schluß-
ſatzes genommen werde, ſo gilt fuͤr die erſte Figur
nur der letzte von den angezogenen vier Saͤtzen, naͤm-
lich: Alle S ſind P. Und ſo wird der voͤllige Schluß,
oder die voͤllige Schlußrede, Syllogiſmus, in die
gemeine Sprache uͤberſetzt, folgende ſeyn:
Oberſatz ........ Alle M ſind P
Unterſatz ...... Alle S ſind M
Schlußſatz .... folglich Alle S ſind P.
§. 203.
Da man alſo aus zween Saͤtzen, die ein gemein-
ſames Glied haben, einen dritten folgern kann, der
das Verhaͤltniß der eignen Glieder jedes Satzes an-
zeigt, ſo entſteht die Frage, ob dieſes in jeder Figur,
bey allen vorhin (§. 199.) angefuͤhrten 16 Faͤllen an-
gehe? Dieſe Frage in die Sprache von unſrer Zeich-
nungsart uͤberſetzt, verwandelt ſich in folgende: Ob
die beyden Saͤtze, die man annimmt, beſtimmt
genug ſeyn, daß, wenn man den einen gezeich-
net hat, der Ort fuͤr den andern dadurch zu-
gleich auch determinirt ſey? Jſt dieſes, ſo wird
die Zeichnung nicht nur den verlangten Schlußſatz,
ſondern zu dieſem noch alle andre Saͤtze geben, die
aus den beyden gezeichneten koͤnnen gefolgert werden,
weil ſie alle Verhaͤltniſſe der drey Begriffe zugleich
vor Augen legt. Geht die Zeichnung aber nicht an,
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/147>, abgerufen am 23.02.2025.
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