Schlußsätze durch die bloße Zeichnung der Vor- dersätze bestimmt werden; die Anmerkungen über die Art, jede Aufgabe aus den Wis- senschaften auf eine logische zu reduciren; die Vergleichung der Sätze, Regeln, Be- dingungen und Fragen mit den 4 modis verborum der Grammatic; die Theorie der Beweise und Erfahrung etc. führe ich hier nur im Vorbeygehen an. Man wird daraus sehen, daß ich eben nicht gesonnen war, abzu- schreiben. Die Anweisung, Bücher zu lesen und zu schreiben, zu disputiren, zu widerlegen etc. habe ich weggelassen, weil meine Absicht mehr auf das Nachdenken und Erfinden gienge. Lockens und Wolfens Werke kann ich, ver- möge des vorhin gesagten, immer zur Verglei- chung anrathen.
Jn der Semiotic wird man sehr viele und verschiedene Absichten finden, und wo ich nicht irre, alle, die man sich in Ansehung der Sprache und Zeichen vorstellen kann. Jn dem ersten Hauptstücke erweise ich die ganz natürliche Nothwendigkeit der Rede zur Bezeichnung der Gedanken und Dinge, und nachdem ich darinn das eigene Merkmal wissenschaftlicher Zei- chen angegeben, daß nemlich ihre Theorie statt der Theorie der Sache selbst solle dienen kön- nen, so durchgehe ich jede bisher bekannte Ar- ten der Zeichen, wodurch wir etwas vorstellen, und beurtheile sie nach diesem Merkmale. Zu-
gleich
Vorrede.
Schlußſaͤtze durch die bloße Zeichnung der Vor- derſaͤtze beſtimmt werden; die Anmerkungen uͤber die Art, jede Aufgabe aus den Wiſ- ſenſchaften auf eine logiſche zu reduciren; die Vergleichung der Saͤtze, Regeln, Be- dingungen und Fragen mit den 4 modis verborum der Grammatic; die Theorie der Beweiſe und Erfahrung ꝛc. fuͤhre ich hier nur im Vorbeygehen an. Man wird daraus ſehen, daß ich eben nicht geſonnen war, abzu- ſchreiben. Die Anweiſung, Buͤcher zu leſen und zu ſchreiben, zu diſputiren, zu widerlegen ꝛc. habe ich weggelaſſen, weil meine Abſicht mehr auf das Nachdenken und Erfinden gienge. Lockens und Wolfens Werke kann ich, ver- moͤge des vorhin geſagten, immer zur Verglei- chung anrathen.
Jn der Semiotic wird man ſehr viele und verſchiedene Abſichten finden, und wo ich nicht irre, alle, die man ſich in Anſehung der Sprache und Zeichen vorſtellen kann. Jn dem erſten Hauptſtuͤcke erweiſe ich die ganz natuͤrliche Nothwendigkeit der Rede zur Bezeichnung der Gedanken und Dinge, und nachdem ich darinn das eigene Merkmal wiſſenſchaftlicher Zei- chen angegeben, daß nemlich ihre Theorie ſtatt der Theorie der Sache ſelbſt ſolle dienen koͤn- nen, ſo durchgehe ich jede bisher bekannte Ar- ten der Zeichen, wodurch wir etwas vorſtellen, und beurtheile ſie nach dieſem Merkmale. Zu-
gleich
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[0014]
Vorrede.
Schlußſaͤtze durch die bloße Zeichnung der Vor-
derſaͤtze beſtimmt werden; die Anmerkungen
uͤber die Art, jede Aufgabe aus den Wiſ-
ſenſchaften auf eine logiſche zu reduciren;
die Vergleichung der Saͤtze, Regeln, Be-
dingungen und Fragen mit den 4 modis
verborum der Grammatic; die Theorie der
Beweiſe und Erfahrung ꝛc. fuͤhre ich hier
nur im Vorbeygehen an. Man wird daraus
ſehen, daß ich eben nicht geſonnen war, abzu-
ſchreiben. Die Anweiſung, Buͤcher zu leſen
und zu ſchreiben, zu diſputiren, zu widerlegen ꝛc.
habe ich weggelaſſen, weil meine Abſicht mehr
auf das Nachdenken und Erfinden gienge.
Lockens und Wolfens Werke kann ich, ver-
moͤge des vorhin geſagten, immer zur Verglei-
chung anrathen.
Jn der Semiotic wird man ſehr viele und
verſchiedene Abſichten finden, und wo ich nicht
irre, alle, die man ſich in Anſehung der Sprache
und Zeichen vorſtellen kann. Jn dem erſten
Hauptſtuͤcke erweiſe ich die ganz natuͤrliche
Nothwendigkeit der Rede zur Bezeichnung der
Gedanken und Dinge, und nachdem ich darinn
das eigene Merkmal wiſſenſchaftlicher Zei-
chen angegeben, daß nemlich ihre Theorie ſtatt
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nen, ſo durchgehe ich jede bisher bekannte Ar-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/14>, abgerufen am 24.11.2024.
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