Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
von den Urtheilen und Fragen.
§. 123.

Werden die Glieder dieser zwoen Eintheilungen
der Sätze combinirt, so entstehen vier specialere Ar-
ten, nämlich:

1. Allgemein bejahende.
2. Allgemein verneinende.
3. Besonders bejahende.
4. Besonders verneinende.

Denn jedes Glied der ersten Eintheilung wird mit
jedem Gliede der andern verbunden. Nun haben
beyde Eintheilungen jede zwey Glieder, folglich giebt
es nothwendig vier combinirte Stücke. Um nun zu
beweisen, daß diese vier Arten von Sätzen möglich
sind, und folglich von denen oben (§. 97.) angezoge-
nen Fällen der dritte statt habe, wird es genug seyn,
zu zeigen, daß sie wirklich vorkommen.

1. Es sey das Subject A eine Art, B ihre Gat-
tung, so ist A nothwendig unter B enthal-
ten, und B ein Merkmaal von A. Daher
kann man von allen Dingen, die A sind,
sagen, daß sie B seyn. Da nun der Satz,
alle A sind B in diesem Fall ein wahrer
und richtiger Satz ist, so sind allgemein be-
jahende Sätze möglich, folglich der Begriff
eines allgemein bejahenden Satzes ein wah-
rer und richtiger Begriff.
2. Wiederum hat B als eine Gattung mehr Ar-
ten unter sich, folglich kann man nicht von
allen B sagen, daß sie A sind. Da aber alle
A unter B gehören, so giebt es einige B die
A sind. Daher ist der Satz, etliche B sind
A, ein richtiger Satz, und folglich auch der
Begriff desselben ein wahrer und richtiger
Begriff. Es giebt demnach besonders beja-
hende Sätze.
3. Da
von den Urtheilen und Fragen.
§. 123.

Werden die Glieder dieſer zwoen Eintheilungen
der Saͤtze combinirt, ſo entſtehen vier ſpecialere Ar-
ten, naͤmlich:

1. Allgemein bejahende.
2. Allgemein verneinende.
3. Beſonders bejahende.
4. Beſonders verneinende.

Denn jedes Glied der erſten Eintheilung wird mit
jedem Gliede der andern verbunden. Nun haben
beyde Eintheilungen jede zwey Glieder, folglich giebt
es nothwendig vier combinirte Stuͤcke. Um nun zu
beweiſen, daß dieſe vier Arten von Saͤtzen moͤglich
ſind, und folglich von denen oben (§. 97.) angezoge-
nen Faͤllen der dritte ſtatt habe, wird es genug ſeyn,
zu zeigen, daß ſie wirklich vorkommen.

1. Es ſey das Subject A eine Art, B ihre Gat-
tung, ſo iſt A nothwendig unter B enthal-
ten, und B ein Merkmaal von A. Daher
kann man von allen Dingen, die A ſind,
ſagen, daß ſie B ſeyn. Da nun der Satz,
alle A ſind B in dieſem Fall ein wahrer
und richtiger Satz iſt, ſo ſind allgemein be-
jahende Saͤtze moͤglich, folglich der Begriff
eines allgemein bejahenden Satzes ein wah-
rer und richtiger Begriff.
2. Wiederum hat B als eine Gattung mehr Ar-
ten unter ſich, folglich kann man nicht von
allen B ſagen, daß ſie A ſind. Da aber alle
A unter B gehoͤren, ſo giebt es einige B die
A ſind. Daher iſt der Satz, etliche B ſind
A, ein richtiger Satz, und folglich auch der
Begriff deſſelben ein wahrer und richtiger
Begriff. Es giebt demnach beſonders beja-
hende Saͤtze.
3. Da
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0101" n="79"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von den Urtheilen und Fragen.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 123.</head><lb/>
            <p>Werden die Glieder die&#x017F;er zwoen Eintheilungen<lb/>
der Sa&#x0364;tze combinirt, &#x017F;o ent&#x017F;tehen vier &#x017F;pecialere Ar-<lb/>
ten, na&#x0364;mlich:</p><lb/>
            <list>
              <item>1. <hi rendition="#fr">Allgemein bejahende.</hi></item><lb/>
              <item>2. <hi rendition="#fr">Allgemein verneinende.</hi></item><lb/>
              <item>3. <hi rendition="#fr">Be&#x017F;onders bejahende.</hi></item><lb/>
              <item>4. <hi rendition="#fr">Be&#x017F;onders verneinende.</hi></item>
            </list><lb/>
            <p>Denn jedes Glied der er&#x017F;ten Eintheilung wird mit<lb/>
jedem Gliede der andern verbunden. Nun haben<lb/>
beyde Eintheilungen jede zwey Glieder, folglich giebt<lb/>
es nothwendig vier combinirte Stu&#x0364;cke. Um nun zu<lb/>
bewei&#x017F;en, daß die&#x017F;e vier Arten von Sa&#x0364;tzen mo&#x0364;glich<lb/>
&#x017F;ind, und folglich von denen oben (§. 97.) angezoge-<lb/>
nen Fa&#x0364;llen der dritte &#x017F;tatt habe, wird es genug &#x017F;eyn,<lb/>
zu zeigen, daß &#x017F;ie wirklich vorkommen.</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Es &#x017F;ey das Subject <hi rendition="#aq">A</hi> eine Art, <hi rendition="#aq">B</hi> ihre Gat-<lb/>
tung, &#x017F;o i&#x017F;t <hi rendition="#aq">A</hi> nothwendig unter <hi rendition="#aq">B</hi> enthal-<lb/>
ten, und <hi rendition="#aq">B</hi> ein Merkmaal von <hi rendition="#aq">A.</hi> Daher<lb/>
kann man von allen Dingen, die <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind,<lb/>
&#x017F;agen, daß &#x017F;ie <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;eyn. Da nun der Satz,<lb/>
alle <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">B</hi> in die&#x017F;em Fall ein wahrer<lb/>
und richtiger Satz i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;ind allgemein be-<lb/>
jahende Sa&#x0364;tze mo&#x0364;glich, folglich der Begriff<lb/>
eines allgemein bejahenden Satzes ein wah-<lb/>
rer und richtiger Begriff.</item><lb/>
              <item>2. Wiederum hat <hi rendition="#aq">B</hi> als eine Gattung mehr Ar-<lb/>
ten unter &#x017F;ich, folglich kann man nicht von<lb/>
allen <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;agen, daß &#x017F;ie <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind. Da aber alle<lb/><hi rendition="#aq">A</hi> unter <hi rendition="#aq">B</hi> geho&#x0364;ren, &#x017F;o giebt es einige <hi rendition="#aq">B</hi> die<lb/><hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind. Daher i&#x017F;t der Satz, etliche <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;ind<lb/><hi rendition="#aq">A,</hi> ein richtiger Satz, und folglich auch der<lb/>
Begriff de&#x017F;&#x017F;elben ein wahrer und richtiger<lb/>
Begriff. Es giebt demnach be&#x017F;onders beja-<lb/>
hende Sa&#x0364;tze.</item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">3. Da</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0101] von den Urtheilen und Fragen. §. 123. Werden die Glieder dieſer zwoen Eintheilungen der Saͤtze combinirt, ſo entſtehen vier ſpecialere Ar- ten, naͤmlich: 1. Allgemein bejahende. 2. Allgemein verneinende. 3. Beſonders bejahende. 4. Beſonders verneinende. Denn jedes Glied der erſten Eintheilung wird mit jedem Gliede der andern verbunden. Nun haben beyde Eintheilungen jede zwey Glieder, folglich giebt es nothwendig vier combinirte Stuͤcke. Um nun zu beweiſen, daß dieſe vier Arten von Saͤtzen moͤglich ſind, und folglich von denen oben (§. 97.) angezoge- nen Faͤllen der dritte ſtatt habe, wird es genug ſeyn, zu zeigen, daß ſie wirklich vorkommen. 1. Es ſey das Subject A eine Art, B ihre Gat- tung, ſo iſt A nothwendig unter B enthal- ten, und B ein Merkmaal von A. Daher kann man von allen Dingen, die A ſind, ſagen, daß ſie B ſeyn. Da nun der Satz, alle A ſind B in dieſem Fall ein wahrer und richtiger Satz iſt, ſo ſind allgemein be- jahende Saͤtze moͤglich, folglich der Begriff eines allgemein bejahenden Satzes ein wah- rer und richtiger Begriff. 2. Wiederum hat B als eine Gattung mehr Ar- ten unter ſich, folglich kann man nicht von allen B ſagen, daß ſie A ſind. Da aber alle A unter B gehoͤren, ſo giebt es einige B die A ſind. Daher iſt der Satz, etliche B ſind A, ein richtiger Satz, und folglich auch der Begriff deſſelben ein wahrer und richtiger Begriff. Es giebt demnach beſonders beja- hende Saͤtze. 3. Da

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/101
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/101>, abgerufen am 24.11.2024.