Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite
Cosmologische Briefe

Ich rechne fast alle die Cometen zu dieser Classe,
die man nur wenige Nächte, aber dagegen fast alle
Jahre andere sieht. Die Zeit ihrer Sichtbarkeit ist
öfters zu kurz, um ihre Laufbahn daraus zu bestimmen.
Viele darunter werden uns von den Wolken bedeckt,
und wenn man erst Fernröhre gebrauchen muß, sie zu
entdecken, so ist leicht zu erachten, daß es sich eben
nicht so ofte zutragen, sondern mehrentheils nur gele-
gentlich geschehen werde. Da die Cometen überdiß
wegen ihrer grössern Atmosphaere einen geringern
Glanz haben, so ist es nicht vermuthlich, daß wir sie
sehen können, so bald sie sich niemals unter den Mars
herunter senken, weil wir auch die sichtbaren in dieser
Entfernung von der Sonne schon wieder anfangen aus
den Augen zu verlieren. Der Comet von 1759.
hält sich fast 5. Jahre inner dem Kreyse des Saturns
auf, uns aber ist er kaum so viele Monate sichtbar.

Halleys Tafel, wie Sie es, mein Herr, an-
merken, giebt uns nur noch einen kleinen Anfang von
der Lage der Cometenbahnen, darinn noch nicht alle
Arten derselben sind. Nehmen Sie nur die Perihelia
zum Beyspiele. Wir wollen sie noch nicht entfernter
setzen als die Erde, sondern inner diesen Schranken
bleiben, und die, so doppelt und dreyfach darinn vor-
kommen, nur einmal rechnen. Unter allen diesen Di-
stanz
en sind 7. und daher der dritte Theil von allen,
die zwischen die Zahlen 50000. und 60000. fallen.
Ich sollte daraus vermuthen, daß dieses die Umstände
eines Cometen seyen, dessen Sichtbarkeit auf unserer

Erde
Coſmologiſche Briefe

Ich rechne faſt alle die Cometen zu dieſer Claſſe,
die man nur wenige Naͤchte, aber dagegen faſt alle
Jahre andere ſieht. Die Zeit ihrer Sichtbarkeit iſt
oͤfters zu kurz, um ihre Laufbahn daraus zu beſtimmen.
Viele darunter werden uns von den Wolken bedeckt,
und wenn man erſt Fernroͤhre gebrauchen muß, ſie zu
entdecken, ſo iſt leicht zu erachten, daß es ſich eben
nicht ſo ofte zutragen, ſondern mehrentheils nur gele-
gentlich geſchehen werde. Da die Cometen uͤberdiß
wegen ihrer groͤſſern Atmoſphære einen geringern
Glanz haben, ſo iſt es nicht vermuthlich, daß wir ſie
ſehen koͤnnen, ſo bald ſie ſich niemals unter den Mars
herunter ſenken, weil wir auch die ſichtbaren in dieſer
Entfernung von der Sonne ſchon wieder anfangen aus
den Augen zu verlieren. Der Comet von 1759.
haͤlt ſich faſt 5. Jahre inner dem Kreyſe des Saturns
auf, uns aber iſt er kaum ſo viele Monate ſichtbar.

Halleys Tafel, wie Sie es, mein Herr, an-
merken, giebt uns nur noch einen kleinen Anfang von
der Lage der Cometenbahnen, darinn noch nicht alle
Arten derſelben ſind. Nehmen Sie nur die Perihelia
zum Beyſpiele. Wir wollen ſie noch nicht entfernter
ſetzen als die Erde, ſondern inner dieſen Schranken
bleiben, und die, ſo doppelt und dreyfach darinn vor-
kommen, nur einmal rechnen. Unter allen dieſen Di-
ſtanz
en ſind 7. und daher der dritte Theil von allen,
die zwiſchen die Zahlen 50000. und 60000. fallen.
Ich ſollte daraus vermuthen, daß dieſes die Umſtaͤnde
eines Cometen ſeyen, deſſen Sichtbarkeit auf unſerer

Erde
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0071" n="38"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Co&#x017F;mologi&#x017F;che Briefe</hi> </fw><lb/>
          <p>Ich rechne fa&#x017F;t alle die Cometen zu die&#x017F;er Cla&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
die man nur wenige Na&#x0364;chte, aber dagegen fa&#x017F;t alle<lb/>
Jahre andere &#x017F;ieht. Die Zeit ihrer Sichtbarkeit i&#x017F;t<lb/>
o&#x0364;fters zu kurz, um ihre Laufbahn daraus zu be&#x017F;timmen.<lb/>
Viele darunter werden uns von den Wolken bedeckt,<lb/>
und wenn man er&#x017F;t Fernro&#x0364;hre gebrauchen muß, &#x017F;ie zu<lb/>
entdecken, &#x017F;o i&#x017F;t leicht zu erachten, daß es &#x017F;ich eben<lb/>
nicht &#x017F;o ofte zutragen, &#x017F;ondern mehrentheils nur gele-<lb/>
gentlich ge&#x017F;chehen werde. Da die Cometen u&#x0364;berdiß<lb/>
wegen ihrer gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Atmo&#x017F;phære</hi> einen geringern<lb/>
Glanz haben, &#x017F;o i&#x017F;t es nicht vermuthlich, daß wir &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ehen ko&#x0364;nnen, &#x017F;o bald &#x017F;ie &#x017F;ich niemals unter den Mars<lb/>
herunter &#x017F;enken, weil wir auch die &#x017F;ichtbaren in die&#x017F;er<lb/>
Entfernung von der Sonne &#x017F;chon wieder anfangen aus<lb/>
den Augen zu verlieren. Der Comet von 1759.<lb/>
ha&#x0364;lt &#x017F;ich fa&#x017F;t 5. Jahre inner dem Krey&#x017F;e des Saturns<lb/>
auf, uns aber i&#x017F;t er kaum &#x017F;o viele Monate &#x017F;ichtbar.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Halleys</hi> Tafel, wie Sie es, mein Herr, an-<lb/>
merken, giebt uns nur noch einen kleinen Anfang von<lb/>
der Lage der Cometenbahnen, darinn noch nicht alle<lb/>
Arten der&#x017F;elben &#x017F;ind. Nehmen Sie nur die <hi rendition="#aq">Perihelia</hi><lb/>
zum Bey&#x017F;piele. Wir wollen &#x017F;ie noch nicht entfernter<lb/>
&#x017F;etzen als die Erde, &#x017F;ondern inner die&#x017F;en Schranken<lb/>
bleiben, und die, &#x017F;o doppelt und dreyfach darinn vor-<lb/>
kommen, nur einmal rechnen. Unter allen die&#x017F;en <hi rendition="#aq">Di-<lb/>
&#x017F;tanz</hi>en &#x017F;ind 7. und daher der dritte Theil von allen,<lb/>
die zwi&#x017F;chen die Zahlen 50000. und 60000. fallen.<lb/>
Ich &#x017F;ollte daraus vermuthen, daß die&#x017F;es die Um&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
eines Cometen &#x017F;eyen, de&#x017F;&#x017F;en Sichtbarkeit auf un&#x017F;erer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Erde</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0071] Coſmologiſche Briefe Ich rechne faſt alle die Cometen zu dieſer Claſſe, die man nur wenige Naͤchte, aber dagegen faſt alle Jahre andere ſieht. Die Zeit ihrer Sichtbarkeit iſt oͤfters zu kurz, um ihre Laufbahn daraus zu beſtimmen. Viele darunter werden uns von den Wolken bedeckt, und wenn man erſt Fernroͤhre gebrauchen muß, ſie zu entdecken, ſo iſt leicht zu erachten, daß es ſich eben nicht ſo ofte zutragen, ſondern mehrentheils nur gele- gentlich geſchehen werde. Da die Cometen uͤberdiß wegen ihrer groͤſſern Atmoſphære einen geringern Glanz haben, ſo iſt es nicht vermuthlich, daß wir ſie ſehen koͤnnen, ſo bald ſie ſich niemals unter den Mars herunter ſenken, weil wir auch die ſichtbaren in dieſer Entfernung von der Sonne ſchon wieder anfangen aus den Augen zu verlieren. Der Comet von 1759. haͤlt ſich faſt 5. Jahre inner dem Kreyſe des Saturns auf, uns aber iſt er kaum ſo viele Monate ſichtbar. Halleys Tafel, wie Sie es, mein Herr, an- merken, giebt uns nur noch einen kleinen Anfang von der Lage der Cometenbahnen, darinn noch nicht alle Arten derſelben ſind. Nehmen Sie nur die Perihelia zum Beyſpiele. Wir wollen ſie noch nicht entfernter ſetzen als die Erde, ſondern inner dieſen Schranken bleiben, und die, ſo doppelt und dreyfach darinn vor- kommen, nur einmal rechnen. Unter allen dieſen Di- ſtanzen ſind 7. und daher der dritte Theil von allen, die zwiſchen die Zahlen 50000. und 60000. fallen. Ich ſollte daraus vermuthen, daß dieſes die Umſtaͤnde eines Cometen ſeyen, deſſen Sichtbarkeit auf unſerer Erde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/71
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/71>, abgerufen am 22.11.2024.