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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

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über die Einrichtung des Weltbaues.
mehr ich nun den Weltbau ansehe, desto mehr bieten
sich mir Fragen an, die ich gerne erörtern möchte.

Indessen vergnügt es mich, die Einrichtung des
Ganzen einzusehen, so unbestimmt auch jede einzele
Umstände bleiben. Wo sind wir nun in der Welt?
Wie weit steht unsere Erde von jedem der Körper ab,
um welchen sie sich herum schwingt? Wie viele einze-
le Wendungen gebraucht sie zu der nächst grössern,
und wie viele von diesen zu der noch grössern? Wie
nahe kann sie zu dem Mittelpunct der Schöpfung kom-
men, und wie weit kann sie sich in ihrer Cycloide von
tausend grössern Wendungen davon entfernen? In
welchem Puncte von jeder Wendung läuft sie jezt?
Wie groß ist ihre wahre Geschwindigkeit, oder steht
sie vielleicht diesen Augenblik ganz stille, indem sie wie-
der den Rückweg zu nehmen anfängt, oder hat sie ihre
größte mögliche Geschwindigkeit, welche die Summe
der Geschwindigkeiten in jeden Ellipsen ausmacht, so
die Körper von jedem Range, zu welchem sie gehört,
durchlaufen würden, wenn der von dem nächst höhern
Range in Ruhe bliebe? Fällt diese Geschwindigkeit
nicht fast ins unendliche, oder wird sie dadurch gemäs-
sigt, daß einige dieser Körper vorwärts, die andere
ruckwärts, noch andere herauf, und andere herunter
laufen? So würde bey den Lustfeuern kein Schwär-
mer in der Luft wunderbarere Wendungen machen,
als die Erde oder jede andere Weltkugel durch die Tie-
fen des Firmamentes. Und bey dieser unausdenkba-
ren Krümmung ihrer Bahn mußte dennoch unsern Au-

gen

uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
mehr ich nun den Weltbau anſehe, deſto mehr bieten
ſich mir Fragen an, die ich gerne eroͤrtern moͤchte.

Indeſſen vergnuͤgt es mich, die Einrichtung des
Ganzen einzuſehen, ſo unbeſtimmt auch jede einzele
Umſtaͤnde bleiben. Wo ſind wir nun in der Welt?
Wie weit ſteht unſere Erde von jedem der Koͤrper ab,
um welchen ſie ſich herum ſchwingt? Wie viele einze-
le Wendungen gebraucht ſie zu der naͤchſt groͤſſern,
und wie viele von dieſen zu der noch groͤſſern? Wie
nahe kann ſie zu dem Mittelpunct der Schoͤpfung kom-
men, und wie weit kann ſie ſich in ihrer Cycloide von
tauſend groͤſſern Wendungen davon entfernen? In
welchem Puncte von jeder Wendung laͤuft ſie jezt?
Wie groß iſt ihre wahre Geſchwindigkeit, oder ſteht
ſie vielleicht dieſen Augenblik ganz ſtille, indem ſie wie-
der den Ruͤckweg zu nehmen anfaͤngt, oder hat ſie ihre
groͤßte moͤgliche Geſchwindigkeit, welche die Summe
der Geſchwindigkeiten in jeden Ellipſen ausmacht, ſo
die Koͤrper von jedem Range, zu welchem ſie gehoͤrt,
durchlaufen wuͤrden, wenn der von dem naͤchſt hoͤhern
Range in Ruhe bliebe? Faͤllt dieſe Geſchwindigkeit
nicht faſt ins unendliche, oder wird ſie dadurch gemaͤſ-
ſigt, daß einige dieſer Koͤrper vorwaͤrts, die andere
ruckwaͤrts, noch andere herauf, und andere herunter
laufen? So wuͤrde bey den Luſtfeuern kein Schwaͤr-
mer in der Luft wunderbarere Wendungen machen,
als die Erde oder jede andere Weltkugel durch die Tie-
fen des Firmamentes. Und bey dieſer unausdenkba-
ren Kruͤmmung ihrer Bahn mußte dennoch unſern Au-

gen
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[283/0316] uͤber die Einrichtung des Weltbaues. mehr ich nun den Weltbau anſehe, deſto mehr bieten ſich mir Fragen an, die ich gerne eroͤrtern moͤchte. Indeſſen vergnuͤgt es mich, die Einrichtung des Ganzen einzuſehen, ſo unbeſtimmt auch jede einzele Umſtaͤnde bleiben. Wo ſind wir nun in der Welt? Wie weit ſteht unſere Erde von jedem der Koͤrper ab, um welchen ſie ſich herum ſchwingt? Wie viele einze- le Wendungen gebraucht ſie zu der naͤchſt groͤſſern, und wie viele von dieſen zu der noch groͤſſern? Wie nahe kann ſie zu dem Mittelpunct der Schoͤpfung kom- men, und wie weit kann ſie ſich in ihrer Cycloide von tauſend groͤſſern Wendungen davon entfernen? In welchem Puncte von jeder Wendung laͤuft ſie jezt? Wie groß iſt ihre wahre Geſchwindigkeit, oder ſteht ſie vielleicht dieſen Augenblik ganz ſtille, indem ſie wie- der den Ruͤckweg zu nehmen anfaͤngt, oder hat ſie ihre groͤßte moͤgliche Geſchwindigkeit, welche die Summe der Geſchwindigkeiten in jeden Ellipſen ausmacht, ſo die Koͤrper von jedem Range, zu welchem ſie gehoͤrt, durchlaufen wuͤrden, wenn der von dem naͤchſt hoͤhern Range in Ruhe bliebe? Faͤllt dieſe Geſchwindigkeit nicht faſt ins unendliche, oder wird ſie dadurch gemaͤſ- ſigt, daß einige dieſer Koͤrper vorwaͤrts, die andere ruckwaͤrts, noch andere herauf, und andere herunter laufen? So wuͤrde bey den Luſtfeuern kein Schwaͤr- mer in der Luft wunderbarere Wendungen machen, als die Erde oder jede andere Weltkugel durch die Tie- fen des Firmamentes. Und bey dieſer unausdenkba- ren Kruͤmmung ihrer Bahn mußte dennoch unſern Au- gen

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/316>, abgerufen am 25.11.2024.