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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

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über die Einrichtung des Weltbaues.
Sonne wenigstens bis zu der Erdbahn erstrecke, und
daher die beyden untern Planeten, oder Venus und
Mercur, sich in derselben bewegen, dieses verleitete
mich fast zu dem Schlusse, daß die Sonne alle Mate-
rie
und Körper, die um sie herum sind, gleich als in
einem Wirbel mit sich forttrage. Ich weiß wohl,
daß man die Athmosphaere der Sonne nicht selbst als
den Wirbel ansehen kann, und daß ein Körper, der
sich darinn bewegt, einen ihm eigenen Kreyßlauf um
die Sonne hat, welchen man den Theilgen der Ath-
mosphaere
nicht wohl zuschreiben kann; allein dessen
uneracht bleibt alles beysammen, und das ganze Son-
nensystem wälzt sich mit der Sonne und ihrer Ath-
msphaere
fort. Diese wird man allerdings als eine
sehr dünne flüssige Materie ansehen müssen, damit sie
durch ihren Druck gegen die Sonne, ungefehr eben so
wie unsere Erdluft, zusammen hänge, und einen Kör-
per ausmache, widrigen Falls würde ich für ihre Zer-
streuung nicht gut stehen, und es kömmt mir ohnede-
me vor, daß ihre Figur nicht circular, sondern ablang
seye. Die äusserste Spitze des Zodiacal-Lichtes sieht
man öfter bis 100. und mehr Grade von der Sonne
entfernt. Ihre Figur mag nun aussehen wie sie will,
so scheinet es mir, daß man annehmen müsse, die aus
dem Auge an diese Spitze gezogene Linie seye eine Tan-
gente daselbst. Die Athmosphaere der Sonne scheint
in eine Spitze auszulaufen, weil wir die äusserste
Schärfe davon sehen, ungefehr wie ein auf beyden
Seiten erhabenes Brennglas, wenn das Aug in seiner
Fläche liegt. Ziehen Sie nun einen Triangel, dessen

drey

uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
Sonne wenigſtens bis zu der Erdbahn erſtrecke, und
daher die beyden untern Planeten, oder Venus und
Mercur, ſich in derſelben bewegen, dieſes verleitete
mich faſt zu dem Schluſſe, daß die Sonne alle Mate-
rie
und Koͤrper, die um ſie herum ſind, gleich als in
einem Wirbel mit ſich forttrage. Ich weiß wohl,
daß man die Athmoſphære der Sonne nicht ſelbſt als
den Wirbel anſehen kann, und daß ein Koͤrper, der
ſich darinn bewegt, einen ihm eigenen Kreyßlauf um
die Sonne hat, welchen man den Theilgen der Ath-
moſphære
nicht wohl zuſchreiben kann; allein deſſen
uneracht bleibt alles beyſammen, und das ganze Son-
nenſyſtem waͤlzt ſich mit der Sonne und ihrer Ath-
mſphære
fort. Dieſe wird man allerdings als eine
ſehr duͤnne fluͤſſige Materie anſehen muͤſſen, damit ſie
durch ihren Druck gegen die Sonne, ungefehr eben ſo
wie unſere Erdluft, zuſammen haͤnge, und einen Koͤr-
per ausmache, widrigen Falls wuͤrde ich fuͤr ihre Zer-
ſtreuung nicht gut ſtehen, und es koͤmmt mir ohnede-
me vor, daß ihre Figur nicht circular, ſondern ablang
ſeye. Die aͤuſſerſte Spitze des Zodiacal-Lichtes ſieht
man oͤfter bis 100. und mehr Grade von der Sonne
entfernt. Ihre Figur mag nun ausſehen wie ſie will,
ſo ſcheinet es mir, daß man annehmen muͤſſe, die aus
dem Auge an dieſe Spitze gezogene Linie ſeye eine Tan-
gente daſelbſt. Die Athmoſphære der Sonne ſcheint
in eine Spitze auszulaufen, weil wir die aͤuſſerſte
Schaͤrfe davon ſehen, ungefehr wie ein auf beyden
Seiten erhabenes Brennglas, wenn das Aug in ſeiner
Flaͤche liegt. Ziehen Sie nun einen Triangel, deſſen

drey
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[269/0302] uͤber die Einrichtung des Weltbaues. Sonne wenigſtens bis zu der Erdbahn erſtrecke, und daher die beyden untern Planeten, oder Venus und Mercur, ſich in derſelben bewegen, dieſes verleitete mich faſt zu dem Schluſſe, daß die Sonne alle Mate- rie und Koͤrper, die um ſie herum ſind, gleich als in einem Wirbel mit ſich forttrage. Ich weiß wohl, daß man die Athmoſphære der Sonne nicht ſelbſt als den Wirbel anſehen kann, und daß ein Koͤrper, der ſich darinn bewegt, einen ihm eigenen Kreyßlauf um die Sonne hat, welchen man den Theilgen der Ath- moſphære nicht wohl zuſchreiben kann; allein deſſen uneracht bleibt alles beyſammen, und das ganze Son- nenſyſtem waͤlzt ſich mit der Sonne und ihrer Ath- mſphære fort. Dieſe wird man allerdings als eine ſehr duͤnne fluͤſſige Materie anſehen muͤſſen, damit ſie durch ihren Druck gegen die Sonne, ungefehr eben ſo wie unſere Erdluft, zuſammen haͤnge, und einen Koͤr- per ausmache, widrigen Falls wuͤrde ich fuͤr ihre Zer- ſtreuung nicht gut ſtehen, und es koͤmmt mir ohnede- me vor, daß ihre Figur nicht circular, ſondern ablang ſeye. Die aͤuſſerſte Spitze des Zodiacal-Lichtes ſieht man oͤfter bis 100. und mehr Grade von der Sonne entfernt. Ihre Figur mag nun ausſehen wie ſie will, ſo ſcheinet es mir, daß man annehmen muͤſſe, die aus dem Auge an dieſe Spitze gezogene Linie ſeye eine Tan- gente daſelbſt. Die Athmoſphære der Sonne ſcheint in eine Spitze auszulaufen, weil wir die aͤuſſerſte Schaͤrfe davon ſehen, ungefehr wie ein auf beyden Seiten erhabenes Brennglas, wenn das Aug in ſeiner Flaͤche liegt. Ziehen Sie nun einen Triangel, deſſen drey

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/302>, abgerufen am 22.11.2024.