Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

über die Einrichtung des Weltbaues.
zu einer künftigen Erfahrung ohne Sehen nicht an-
nehmen sollte.

Sie haben mich Ihnen, mein Herr, durch die
Auflösung der Frage von den Neigungswinkeln der
Cometenbahnen sehr verbunden. Sie setzten dabey,
Ihrer Gewohnheit nach, meine Untersuchung darüber
in ein mehreres Licht, und was ich noch jedesmal an
Ihnen hochzuschätzen gefunden habe, so führen Sie
dieselbe, ohne Rücksicht auf Ihre eigene Meynung,
so fort, daß Sie zur Wahrheit kommen wollen, auch
wenn Sie Ihre eigene Gedanken umkehren müßten.
Sie können immer versichert seyn, daß Sie sich diese
edle Absicht, ohne mein Zumuthen, vorsetzen, weil
ich in der That die Sache im Zweifel liesse, und die
so gar ordentliche Uebereinstimmung Ihrer Rechnung
mit der Halleyschen Tafel mir ein Hauptanstoß für
meine Meynung ware. Wäre diese richtig, so wür-
de ich mich an die verschiedene Sichtbarkeit halten,
und mich verwundern, daß diese vermögend wäre, ein
leichtes Gesetz in ein noch leichteres zu verwandeln,
und die Neigungswinkel, deren Anzahl ich wie die
Cosinus derselben zu nehmen machte, in der Tafel
schlechthin als gleichförmig ausgetheilt vorzustellen.
Wären sie aber in der That gleich ausgetheilt, so ver-
fiele ich wieder auf die Perihelien, weil ich ohnedem
sehe, daß ihr Abstand von der Sonne einen sehr star-
ken Einfluß in die Bestimmung der Anzahl und Lage
der Cometenbahnen hat.

Da

uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
zu einer kuͤnftigen Erfahrung ohne Sehen nicht an-
nehmen ſollte.

Sie haben mich Ihnen, mein Herr, durch die
Aufloͤſung der Frage von den Neigungswinkeln der
Cometenbahnen ſehr verbunden. Sie ſetzten dabey,
Ihrer Gewohnheit nach, meine Unterſuchung daruͤber
in ein mehreres Licht, und was ich noch jedesmal an
Ihnen hochzuſchaͤtzen gefunden habe, ſo fuͤhren Sie
dieſelbe, ohne Ruͤckſicht auf Ihre eigene Meynung,
ſo fort, daß Sie zur Wahrheit kommen wollen, auch
wenn Sie Ihre eigene Gedanken umkehren muͤßten.
Sie koͤnnen immer verſichert ſeyn, daß Sie ſich dieſe
edle Abſicht, ohne mein Zumuthen, vorſetzen, weil
ich in der That die Sache im Zweifel lieſſe, und die
ſo gar ordentliche Uebereinſtimmung Ihrer Rechnung
mit der Halleyſchen Tafel mir ein Hauptanſtoß fuͤr
meine Meynung ware. Waͤre dieſe richtig, ſo wuͤr-
de ich mich an die verſchiedene Sichtbarkeit halten,
und mich verwundern, daß dieſe vermoͤgend waͤre, ein
leichtes Geſetz in ein noch leichteres zu verwandeln,
und die Neigungswinkel, deren Anzahl ich wie die
Coſinus derſelben zu nehmen machte, in der Tafel
ſchlechthin als gleichfoͤrmig ausgetheilt vorzuſtellen.
Waͤren ſie aber in der That gleich ausgetheilt, ſo ver-
fiele ich wieder auf die Perihelien, weil ich ohnedem
ſehe, daß ihr Abſtand von der Sonne einen ſehr ſtar-
ken Einfluß in die Beſtimmung der Anzahl und Lage
der Cometenbahnen hat.

Da
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0300" n="267"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;ber die Einrichtung des Weltbaues.</hi></fw><lb/>
zu einer ku&#x0364;nftigen Erfahrung ohne Sehen nicht an-<lb/>
nehmen &#x017F;ollte.</p><lb/>
          <p>Sie haben mich Ihnen, mein Herr, durch die<lb/>
Auflo&#x0364;&#x017F;ung der Frage von den Neigungswinkeln der<lb/>
Cometenbahnen &#x017F;ehr verbunden. Sie &#x017F;etzten dabey,<lb/>
Ihrer Gewohnheit nach, meine Unter&#x017F;uchung daru&#x0364;ber<lb/>
in ein mehreres Licht, und was ich noch jedesmal an<lb/>
Ihnen hochzu&#x017F;cha&#x0364;tzen gefunden habe, &#x017F;o fu&#x0364;hren Sie<lb/>
die&#x017F;elbe, ohne Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf Ihre eigene Meynung,<lb/>
&#x017F;o fort, daß Sie zur Wahrheit kommen wollen, auch<lb/>
wenn Sie Ihre eigene Gedanken umkehren mu&#x0364;ßten.<lb/>
Sie ko&#x0364;nnen immer ver&#x017F;ichert &#x017F;eyn, daß Sie &#x017F;ich die&#x017F;e<lb/>
edle Ab&#x017F;icht, ohne mein Zumuthen, vor&#x017F;etzen, weil<lb/>
ich in der That die Sache im Zweifel lie&#x017F;&#x017F;e, und die<lb/>
&#x017F;o gar ordentliche Ueberein&#x017F;timmung Ihrer Rechnung<lb/>
mit der Halley&#x017F;chen Tafel mir ein Hauptan&#x017F;toß fu&#x0364;r<lb/>
meine Meynung ware. Wa&#x0364;re die&#x017F;e richtig, &#x017F;o wu&#x0364;r-<lb/>
de ich mich an die ver&#x017F;chiedene Sichtbarkeit halten,<lb/>
und mich verwundern, daß die&#x017F;e vermo&#x0364;gend wa&#x0364;re, ein<lb/>
leichtes Ge&#x017F;etz in ein noch leichteres zu verwandeln,<lb/>
und die Neigungswinkel, deren Anzahl ich wie die<lb/><hi rendition="#aq">Co&#x017F;inus</hi> der&#x017F;elben zu nehmen machte, in der Tafel<lb/>
&#x017F;chlechthin als gleichfo&#x0364;rmig ausgetheilt vorzu&#x017F;tellen.<lb/>
Wa&#x0364;ren &#x017F;ie aber in der That gleich ausgetheilt, &#x017F;o ver-<lb/>
fiele ich wieder auf die Perihelien, weil ich ohnedem<lb/>
&#x017F;ehe, daß ihr Ab&#x017F;tand von der Sonne einen &#x017F;ehr &#x017F;tar-<lb/>
ken Einfluß in die Be&#x017F;timmung der Anzahl und Lage<lb/>
der Cometenbahnen hat.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Da</fw></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0300] uͤber die Einrichtung des Weltbaues. zu einer kuͤnftigen Erfahrung ohne Sehen nicht an- nehmen ſollte. Sie haben mich Ihnen, mein Herr, durch die Aufloͤſung der Frage von den Neigungswinkeln der Cometenbahnen ſehr verbunden. Sie ſetzten dabey, Ihrer Gewohnheit nach, meine Unterſuchung daruͤber in ein mehreres Licht, und was ich noch jedesmal an Ihnen hochzuſchaͤtzen gefunden habe, ſo fuͤhren Sie dieſelbe, ohne Ruͤckſicht auf Ihre eigene Meynung, ſo fort, daß Sie zur Wahrheit kommen wollen, auch wenn Sie Ihre eigene Gedanken umkehren muͤßten. Sie koͤnnen immer verſichert ſeyn, daß Sie ſich dieſe edle Abſicht, ohne mein Zumuthen, vorſetzen, weil ich in der That die Sache im Zweifel lieſſe, und die ſo gar ordentliche Uebereinſtimmung Ihrer Rechnung mit der Halleyſchen Tafel mir ein Hauptanſtoß fuͤr meine Meynung ware. Waͤre dieſe richtig, ſo wuͤr- de ich mich an die verſchiedene Sichtbarkeit halten, und mich verwundern, daß dieſe vermoͤgend waͤre, ein leichtes Geſetz in ein noch leichteres zu verwandeln, und die Neigungswinkel, deren Anzahl ich wie die Coſinus derſelben zu nehmen machte, in der Tafel ſchlechthin als gleichfoͤrmig ausgetheilt vorzuſtellen. Waͤren ſie aber in der That gleich ausgetheilt, ſo ver- fiele ich wieder auf die Perihelien, weil ich ohnedem ſehe, daß ihr Abſtand von der Sonne einen ſehr ſtar- ken Einfluß in die Beſtimmung der Anzahl und Lage der Cometenbahnen hat. Da

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/300
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/300>, abgerufen am 25.11.2024.