So glaubten Sie denn, mein Herr, in Ernste am Ende Ihrer guten und schicklichen Ein- fälle über die Einrichtung des Weltgebäudes zu seyn? Das werde ich mir nie vorstellen, und Ihr ge- schätztestes Schreiben ist gewiß keine Probe davon. Es ware Bescheidenheit und neue Aufmunterungen, daß Sie sich meiner beyläuftigen Berechnungen über die Geschwindigkeit des Laufes der Fixsterne und eini- ger andern von meinen Betrachtungen haben bedienen wollen, um den Anfang zu Ihren fernern Schlüssen zu machen. Sie haben mir dadurch auf eine sehr ver- bindliche Art gezeigt, wie ich meine eigene Gedanken weiter hätte fortsetzen sollen, und dadurch geben Sie mir einen erwünschten Leitfaden, da Sie mir zeigen, wie mich eben diese Gedanken zur Hauptsache, die ich noch nicht sahe, hätten führen können. Da ich indes- sen nichts so sehr wünsche, als nach und nach selbsten einige sichere Schritte zu thun, und mir die Mittel und Wege immer bekannter zu machen, die man an dem Firmamente einschlagen muß, so freuet es mich, daß dieser erste Versuch Ihren Beyfall erhalten, und daß Sie mir die Fortsetzung davon haben anzeigen wollen.
Ich sehe nun vollkommen ein, daß das Haupt- werk bey der entdeckten Verrückung der Fixsterne auf die Parallaxe der Sonnenbahn ankömmt, und um mir
sie
Coſmologiſche Briefe
Siebenzehnter Brief.
So glaubten Sie denn, mein Herr, in Ernſte am Ende Ihrer guten und ſchicklichen Ein- faͤlle uͤber die Einrichtung des Weltgebaͤudes zu ſeyn? Das werde ich mir nie vorſtellen, und Ihr ge- ſchaͤtzteſtes Schreiben iſt gewiß keine Probe davon. Es ware Beſcheidenheit und neue Aufmunterungen, daß Sie ſich meiner beylaͤuftigen Berechnungen uͤber die Geſchwindigkeit des Laufes der Fixſterne und eini- ger andern von meinen Betrachtungen haben bedienen wollen, um den Anfang zu Ihren fernern Schluͤſſen zu machen. Sie haben mir dadurch auf eine ſehr ver- bindliche Art gezeigt, wie ich meine eigene Gedanken weiter haͤtte fortſetzen ſollen, und dadurch geben Sie mir einen erwuͤnſchten Leitfaden, da Sie mir zeigen, wie mich eben dieſe Gedanken zur Hauptſache, die ich noch nicht ſahe, haͤtten fuͤhren koͤnnen. Da ich indeſ- ſen nichts ſo ſehr wuͤnſche, als nach und nach ſelbſten einige ſichere Schritte zu thun, und mir die Mittel und Wege immer bekannter zu machen, die man an dem Firmamente einſchlagen muß, ſo freuet es mich, daß dieſer erſte Verſuch Ihren Beyfall erhalten, und daß Sie mir die Fortſetzung davon haben anzeigen wollen.
Ich ſehe nun vollkommen ein, daß das Haupt- werk bey der entdeckten Verruͤckung der Fixſterne auf die Parallaxe der Sonnenbahn ankoͤmmt, und um mir
ſie
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0267"n="234"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Coſmologiſche Briefe</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Siebenzehnter Brief.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">S</hi>o glaubten Sie denn, mein Herr, in Ernſte<lb/><hirendition="#et">am Ende Ihrer guten und ſchicklichen Ein-<lb/>
faͤlle uͤber die Einrichtung des Weltgebaͤudes</hi><lb/>
zu ſeyn? Das werde ich mir nie vorſtellen, und Ihr ge-<lb/>ſchaͤtzteſtes Schreiben iſt gewiß keine Probe davon.<lb/>
Es ware Beſcheidenheit und neue Aufmunterungen,<lb/>
daß Sie ſich meiner beylaͤuftigen Berechnungen uͤber<lb/>
die Geſchwindigkeit des Laufes der Fixſterne und eini-<lb/>
ger andern von meinen Betrachtungen haben bedienen<lb/>
wollen, um den Anfang zu Ihren fernern Schluͤſſen<lb/>
zu machen. Sie haben mir dadurch auf eine ſehr ver-<lb/>
bindliche Art gezeigt, wie ich meine eigene Gedanken<lb/>
weiter haͤtte fortſetzen ſollen, und dadurch geben Sie<lb/>
mir einen erwuͤnſchten Leitfaden, da Sie mir zeigen,<lb/>
wie mich eben dieſe Gedanken zur Hauptſache, die ich<lb/>
noch nicht ſahe, haͤtten fuͤhren koͤnnen. Da ich indeſ-<lb/>ſen nichts ſo ſehr wuͤnſche, als nach und nach ſelbſten<lb/>
einige ſichere Schritte zu thun, und mir die Mittel<lb/>
und Wege immer bekannter zu machen, die man an<lb/>
dem Firmamente einſchlagen muß, ſo freuet es mich,<lb/>
daß dieſer erſte Verſuch Ihren Beyfall erhalten, und<lb/>
daß Sie mir die Fortſetzung davon haben anzeigen<lb/>
wollen.</p><lb/><p>Ich ſehe nun vollkommen ein, daß das Haupt-<lb/>
werk bey der entdeckten Verruͤckung der Fixſterne auf<lb/>
die <hirendition="#aq">Parallaxe</hi> der Sonnenbahn ankoͤmmt, und um mir<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſie</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[234/0267]
Coſmologiſche Briefe
Siebenzehnter Brief.
So glaubten Sie denn, mein Herr, in Ernſte
am Ende Ihrer guten und ſchicklichen Ein-
faͤlle uͤber die Einrichtung des Weltgebaͤudes
zu ſeyn? Das werde ich mir nie vorſtellen, und Ihr ge-
ſchaͤtzteſtes Schreiben iſt gewiß keine Probe davon.
Es ware Beſcheidenheit und neue Aufmunterungen,
daß Sie ſich meiner beylaͤuftigen Berechnungen uͤber
die Geſchwindigkeit des Laufes der Fixſterne und eini-
ger andern von meinen Betrachtungen haben bedienen
wollen, um den Anfang zu Ihren fernern Schluͤſſen
zu machen. Sie haben mir dadurch auf eine ſehr ver-
bindliche Art gezeigt, wie ich meine eigene Gedanken
weiter haͤtte fortſetzen ſollen, und dadurch geben Sie
mir einen erwuͤnſchten Leitfaden, da Sie mir zeigen,
wie mich eben dieſe Gedanken zur Hauptſache, die ich
noch nicht ſahe, haͤtten fuͤhren koͤnnen. Da ich indeſ-
ſen nichts ſo ſehr wuͤnſche, als nach und nach ſelbſten
einige ſichere Schritte zu thun, und mir die Mittel
und Wege immer bekannter zu machen, die man an
dem Firmamente einſchlagen muß, ſo freuet es mich,
daß dieſer erſte Verſuch Ihren Beyfall erhalten, und
daß Sie mir die Fortſetzung davon haben anzeigen
wollen.
Ich ſehe nun vollkommen ein, daß das Haupt-
werk bey der entdeckten Verruͤckung der Fixſterne auf
die Parallaxe der Sonnenbahn ankoͤmmt, und um mir
ſie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/267>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.