Hier werde ich es der völligen Willkühr der Le- ser überlassen, zu urtheilen, ob ich mir selbsten eine Dedu[c]tionem ad absurdum errichtet habe, wenn die auch hiebey vorgeschlagenen Observationen, wozu ich dermalen weder Zeit noch Anlaß habe, nicht nach meiner Vermuthung ausfallen sollten?
Was ich noch vor der angegebenen Prüfung darüber denke, habe ich im 20ten Briefe in kurze Ar- tikel zusammen gezogen, und werde jedem Leser voll- kommen anheim stellen, was er davon zugeben, oder weglassen will, weil es vor der Erfahrung schlechter- dings eine Glaubenssache ist, und das Unglaubliche darinn nicht auf die Unmöglichkeit, sondern bloß auf das Unerwartete und Ungewöhnte fällt. Wären die Erfahrungen bereits angestellt, so würde ich entwe- der weggelassen, oder genauer erwiesen haben. So aber finde ich nichts ungewöhnliches dabey, wenn ich auf eine künftige Prüfung hin, eine Meynung wage, und die dadurch veranlaßte Fragen aufwerfe, welche die Erfahrung beantworten kann. Sie sind ohne dem von der Art, daß ihre Beantwortung, wie sie auch ausfallen mag, zu fernern Untersuchungen An- laß geben wird.
Sätze die nur wahrscheinlich gemacht werden, unterscheiden sich von solchen, die nach aller Schärfe
erwie-
Vorrede.
Hier werde ich es der voͤlligen Willkuͤhr der Le- ſer uͤberlaſſen, zu urtheilen, ob ich mir ſelbſten eine Dedu[c]tionem ad abſurdum errichtet habe, wenn die auch hiebey vorgeſchlagenen Obſervationen, wozu ich dermalen weder Zeit noch Anlaß habe, nicht nach meiner Vermuthung ausfallen ſollten?
Was ich noch vor der angegebenen Pruͤfung daruͤber denke, habe ich im 20ten Briefe in kurze Ar- tikel zuſammen gezogen, und werde jedem Leſer voll- kommen anheim ſtellen, was er davon zugeben, oder weglaſſen will, weil es vor der Erfahrung ſchlechter- dings eine Glaubensſache iſt, und das Unglaubliche darinn nicht auf die Unmoͤglichkeit, ſondern bloß auf das Unerwartete und Ungewoͤhnte faͤllt. Waͤren die Erfahrungen bereits angeſtellt, ſo wuͤrde ich entwe- der weggelaſſen, oder genauer erwieſen haben. So aber finde ich nichts ungewoͤhnliches dabey, wenn ich auf eine kuͤnftige Pruͤfung hin, eine Meynung wage, und die dadurch veranlaßte Fragen aufwerfe, welche die Erfahrung beantworten kann. Sie ſind ohne dem von der Art, daß ihre Beantwortung, wie ſie auch ausfallen mag, zu fernern Unterſuchungen An- laß geben wird.
Saͤtze die nur wahrſcheinlich gemacht werden, unterſcheiden ſich von ſolchen, die nach aller Schaͤrfe
erwie-
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[XVIII/0023]
Vorrede.
Hier werde ich es der voͤlligen Willkuͤhr der Le-
ſer uͤberlaſſen, zu urtheilen, ob ich mir ſelbſten eine
Deductionem ad abſurdum errichtet habe, wenn die
auch hiebey vorgeſchlagenen Obſervationen, wozu
ich dermalen weder Zeit noch Anlaß habe, nicht nach
meiner Vermuthung ausfallen ſollten?
Was ich noch vor der angegebenen Pruͤfung
daruͤber denke, habe ich im 20ten Briefe in kurze Ar-
tikel zuſammen gezogen, und werde jedem Leſer voll-
kommen anheim ſtellen, was er davon zugeben, oder
weglaſſen will, weil es vor der Erfahrung ſchlechter-
dings eine Glaubensſache iſt, und das Unglaubliche
darinn nicht auf die Unmoͤglichkeit, ſondern bloß auf
das Unerwartete und Ungewoͤhnte faͤllt. Waͤren die
Erfahrungen bereits angeſtellt, ſo wuͤrde ich entwe-
der weggelaſſen, oder genauer erwieſen haben. So
aber finde ich nichts ungewoͤhnliches dabey, wenn ich
auf eine kuͤnftige Pruͤfung hin, eine Meynung wage,
und die dadurch veranlaßte Fragen aufwerfe, welche
die Erfahrung beantworten kann. Sie ſind ohne
dem von der Art, daß ihre Beantwortung, wie ſie
auch ausfallen mag, zu fernern Unterſuchungen An-
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Saͤtze die nur wahrſcheinlich gemacht werden,
unterſcheiden ſich von ſolchen, die nach aller Schaͤrfe
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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. XVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/23>, abgerufen am 24.11.2024.
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