nis wachsen solle, wie die Trabanten des Saturns zu der Anzahl der Körper des Sonnen-Systems, die ich in einem meiner vorhergehenden Schreiben auf Mil- lionen gesetzt habe.
Ich kann nicht bestimmen, ob unsere Sonne na- he bey dem Mittelpunct des Systems ist, zu welchem sie gehört, oder ob sie weiter davon weg ist. So viel läßt sich ausmachen, daß sie nicht an den äusser- sten Grenzen ist, wenn ich nach dem vorhin beschriebe- nen Entwurfe schliessen kann. Denn ich setze zwi- schen diesem System und den übrigen, die in der Flä- che der Milchstrasse um dasselbe herum liegen, einen weiten Raum, wodurch die Systemen von einander abgesöndert werden. Wäre nun unsere Sonne an den Grenzen, so würden wir nur auf der einen Helfte des Himmels Fixsterne von der ersten, zweyten, und folgenden Grösse sehen. Dieses ist aber nicht, weil uns der gestirnte Himmel aller Orten solche Sterne zeigt. Daher ist unsere Sonne näher bey dem Mit- telpunct ihres Systems.
Hingegen kann es ehender seyn, daß dieses gan- ze System nicht mitten in der Fläche liegt, welche durch die Milchstrasse geht. Denn wäre dieses, so müßte die Milchstrasse auf der Himmelskugel als ein größter Circul erscheinen, und folglich von den Polen des Aequators und des Thierkreyses gleich abstehen, den Aequator und den Thierkreys selbst in zween glei- che Teile theilen. Dieses geschieht aber nicht. Da-
her
Coſmologiſche Briefe
nis wachſen ſolle, wie die Trabanten des Saturns zu der Anzahl der Koͤrper des Sonnen-Syſtems, die ich in einem meiner vorhergehenden Schreiben auf Mil- lionen geſetzt habe.
Ich kann nicht beſtimmen, ob unſere Sonne na- he bey dem Mittelpunct des Syſtems iſt, zu welchem ſie gehoͤrt, oder ob ſie weiter davon weg iſt. So viel laͤßt ſich ausmachen, daß ſie nicht an den aͤuſſer- ſten Grenzen iſt, wenn ich nach dem vorhin beſchriebe- nen Entwurfe ſchlieſſen kann. Denn ich ſetze zwi- ſchen dieſem Syſtem und den uͤbrigen, die in der Flaͤ- che der Milchſtraſſe um daſſelbe herum liegen, einen weiten Raum, wodurch die Syſtemen von einander abgeſoͤndert werden. Waͤre nun unſere Sonne an den Grenzen, ſo wuͤrden wir nur auf der einen Helfte des Himmels Fixſterne von der erſten, zweyten, und folgenden Groͤſſe ſehen. Dieſes iſt aber nicht, weil uns der geſtirnte Himmel aller Orten ſolche Sterne zeigt. Daher iſt unſere Sonne naͤher bey dem Mit- telpunct ihres Syſtems.
Hingegen kann es ehender ſeyn, daß dieſes gan- ze Syſtem nicht mitten in der Flaͤche liegt, welche durch die Milchſtraſſe geht. Denn waͤre dieſes, ſo muͤßte die Milchſtraſſe auf der Himmelskugel als ein groͤßter Circul erſcheinen, und folglich von den Polen des Aequators und des Thierkreyſes gleich abſtehen, den Aequator und den Thierkreys ſelbſt in zween glei- che Teile theilen. Dieſes geſchieht aber nicht. Da-
her
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Coſmologiſche Briefe
nis wachſen ſolle, wie die Trabanten des Saturns zu
der Anzahl der Koͤrper des Sonnen-Syſtems, die ich
in einem meiner vorhergehenden Schreiben auf Mil-
lionen geſetzt habe.
Ich kann nicht beſtimmen, ob unſere Sonne na-
he bey dem Mittelpunct des Syſtems iſt, zu welchem
ſie gehoͤrt, oder ob ſie weiter davon weg iſt. So
viel laͤßt ſich ausmachen, daß ſie nicht an den aͤuſſer-
ſten Grenzen iſt, wenn ich nach dem vorhin beſchriebe-
nen Entwurfe ſchlieſſen kann. Denn ich ſetze zwi-
ſchen dieſem Syſtem und den uͤbrigen, die in der Flaͤ-
che der Milchſtraſſe um daſſelbe herum liegen, einen
weiten Raum, wodurch die Syſtemen von einander
abgeſoͤndert werden. Waͤre nun unſere Sonne an
den Grenzen, ſo wuͤrden wir nur auf der einen Helfte
des Himmels Fixſterne von der erſten, zweyten, und
folgenden Groͤſſe ſehen. Dieſes iſt aber nicht, weil
uns der geſtirnte Himmel aller Orten ſolche Sterne
zeigt. Daher iſt unſere Sonne naͤher bey dem Mit-
telpunct ihres Syſtems.
Hingegen kann es ehender ſeyn, daß dieſes gan-
ze Syſtem nicht mitten in der Flaͤche liegt, welche
durch die Milchſtraſſe geht. Denn waͤre dieſes, ſo
muͤßte die Milchſtraſſe auf der Himmelskugel als ein
groͤßter Circul erſcheinen, und folglich von den Polen
des Aequators und des Thierkreyſes gleich abſtehen,
den Aequator und den Thierkreys ſelbſt in zween glei-
che Teile theilen. Dieſes geſchieht aber nicht. Da-
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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/165>, abgerufen am 16.02.2025.
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