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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

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über die Einrichtung des Weltbaues.
len ihrer Oberfläche merkliche Veränderung des Lichtes
leiden könnte. Eine starke Veränderung in dem Lichte
brächte auch eine eben so starke in der Erwärmung der
Planeten herfür. Durch den Umlauf der Sonne um
ihre Axe wird sie unter den Planeten gleichförmiger aus-
getheilt; weil diesen alle Tage andere Theile der Ober-
fläche der Sonne zu Gesichte kommen. Dieses würde
nicht so ordentlich geschehen, wenn die Planeten in einer
gegen den Sonnen-Aequator stark inclinirten oder gar
senkrechten Fläche liefen. Bey den Cometen hat dieses
weniger zu sagen, weil diese ohnehin zu stärkern Ab-
wechslungen der Wärme gewöhnt sind. Wie wenn die
Wärme der Sonne, in soferne sie von dem Lichte un-
terschieden ist, sich eben so wie die Athmosphaere der-
selben nach der Fläche ihres Aequators ausbreitete, o-
der diese Athmosphaere selbsten zur Ausbreitung der
Wärme diente, so würden die Planeten allerdings davon
einen einförmigen Nutzen ziehen, als wenn ihre Bahnen
gegen den Aequator der Sonne stärker inclinirt wären.

Für die Bewohner der Weltbürger ware ich nicht
sehr besorgt, weil ich wohl sahe, daß unsere Begriffe
nicht reich genug wären, um jede nach ihren Umständen
und nach der Beschaffenheit ihres Wohnorts auszubil-
den. Die Betrachtungen, die Sie, mein Herr, darüber
gemacht haben, waren mir sehr angenehme. Ich sehe
mit Ihnen den Gebrauch des Lichtes als sehr allgemein
an, und würde auf jedem Weltkörper den Einwohnern
eine Empfindung desselben zugeben, diese möchte nun
vermittelst der Augen oder auf andere Arten sich bis in
ihre Seelen fortpflanzen. Hierinn bestimme ich gleich-

falls
G 4

uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
len ihrer Oberflaͤche merkliche Veraͤnderung des Lichtes
leiden koͤnnte. Eine ſtarke Veraͤnderung in dem Lichte
braͤchte auch eine eben ſo ſtarke in der Erwaͤrmung der
Planeten herfuͤr. Durch den Umlauf der Sonne um
ihre Axe wird ſie unter den Planeten gleichfoͤrmiger aus-
getheilt; weil dieſen alle Tage andere Theile der Ober-
flaͤche der Sonne zu Geſichte kommen. Dieſes wuͤrde
nicht ſo ordentlich geſchehen, wenn die Planeten in einer
gegen den Sonnen-Aequator ſtark inclinirten oder gar
ſenkrechten Flaͤche liefen. Bey den Cometen hat dieſes
weniger zu ſagen, weil dieſe ohnehin zu ſtaͤrkern Ab-
wechslungen der Waͤrme gewoͤhnt ſind. Wie wenn die
Waͤrme der Sonne, in ſoferne ſie von dem Lichte un-
terſchieden iſt, ſich eben ſo wie die Athmoſphære der-
ſelben nach der Flaͤche ihres Aequators ausbreitete, o-
der dieſe Athmoſphære ſelbſten zur Ausbreitung der
Waͤrme diente, ſo wuͤrden die Planeten allerdings davon
einen einfoͤrmigen Nutzen ziehen, als wenn ihre Bahnen
gegen den Aequator der Sonne ſtaͤrker inclinirt waͤren.

Fuͤr die Bewohner der Weltbuͤrger ware ich nicht
ſehr beſorgt, weil ich wohl ſahe, daß unſere Begriffe
nicht reich genug waͤren, um jede nach ihren Umſtaͤnden
und nach der Beſchaffenheit ihres Wohnorts auszubil-
den. Die Betrachtungen, die Sie, mein Herr, daruͤber
gemacht haben, waren mir ſehr angenehme. Ich ſehe
mit Ihnen den Gebrauch des Lichtes als ſehr allgemein
an, und wuͤrde auf jedem Weltkoͤrper den Einwohnern
eine Empfindung deſſelben zugeben, dieſe moͤchte nun
vermittelſt der Augen oder auf andere Arten ſich bis in
ihre Seelen fortpflanzen. Hierinn beſtimme ich gleich-

falls
G 4
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[103/0136] uͤber die Einrichtung des Weltbaues. len ihrer Oberflaͤche merkliche Veraͤnderung des Lichtes leiden koͤnnte. Eine ſtarke Veraͤnderung in dem Lichte braͤchte auch eine eben ſo ſtarke in der Erwaͤrmung der Planeten herfuͤr. Durch den Umlauf der Sonne um ihre Axe wird ſie unter den Planeten gleichfoͤrmiger aus- getheilt; weil dieſen alle Tage andere Theile der Ober- flaͤche der Sonne zu Geſichte kommen. Dieſes wuͤrde nicht ſo ordentlich geſchehen, wenn die Planeten in einer gegen den Sonnen-Aequator ſtark inclinirten oder gar ſenkrechten Flaͤche liefen. Bey den Cometen hat dieſes weniger zu ſagen, weil dieſe ohnehin zu ſtaͤrkern Ab- wechslungen der Waͤrme gewoͤhnt ſind. Wie wenn die Waͤrme der Sonne, in ſoferne ſie von dem Lichte un- terſchieden iſt, ſich eben ſo wie die Athmoſphære der- ſelben nach der Flaͤche ihres Aequators ausbreitete, o- der dieſe Athmoſphære ſelbſten zur Ausbreitung der Waͤrme diente, ſo wuͤrden die Planeten allerdings davon einen einfoͤrmigen Nutzen ziehen, als wenn ihre Bahnen gegen den Aequator der Sonne ſtaͤrker inclinirt waͤren. Fuͤr die Bewohner der Weltbuͤrger ware ich nicht ſehr beſorgt, weil ich wohl ſahe, daß unſere Begriffe nicht reich genug waͤren, um jede nach ihren Umſtaͤnden und nach der Beſchaffenheit ihres Wohnorts auszubil- den. Die Betrachtungen, die Sie, mein Herr, daruͤber gemacht haben, waren mir ſehr angenehme. Ich ſehe mit Ihnen den Gebrauch des Lichtes als ſehr allgemein an, und wuͤrde auf jedem Weltkoͤrper den Einwohnern eine Empfindung deſſelben zugeben, dieſe moͤchte nun vermittelſt der Augen oder auf andere Arten ſich bis in ihre Seelen fortpflanzen. Hierinn beſtimme ich gleich- falls G 4

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/136>, abgerufen am 24.11.2024.