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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XXXIII. Hauptstück.
endliche Größe, weil bey dieser nicht nur die Art
der Größe, sondern auch ihr bestimmtes Maaß
gegeben
werden muß, wenn man sie sich vorstellen
soll, dafern sie nicht eine bestimmte Einheit hat.

§. 908.

Das Geben der unendlichen Größe scheint aber
auch das einige zu seyn, was man um sie deutlich
zu machen
thun kann. Eine unendliche Größe
ist eine Größe schlechthin oder per eminentiam. Der
Begriff davon ist ganz positiv und einfach, und
daher auch keiner Definition fähig. Denn will
man ihn durch Vorzählung der innern Merkmale
definiren, so findet sich nichts darinn, als was wir
per eminentiam die Größe nennen können, ohne al-
len Zusatz von Schranken. Dieser Zusatz würde
ebenfalls etwas positives seyn. Er würde aber die
Größe endlich, und den Begriff zusammengesetzt
machen. Es setzet ferner jede Größe eine absolute
Homogeneität voraus. Und eben dieses machet,
daß der Begriff der Größe überhaupt, und so auch
der Begriff der unendlichen Größe, nicht durch Merk-
male, die der Qualität nach verschieden wären, de-
finirt werden kann. Also bleiben nichts als die Ver-
hältnisse,
die die Größe ihren Stufen oder Schran-
ken
nach haben kann. Das ist nun aber eben die
Natur des Unendlichen, daß sich zwischen demsel-
ben und dem Endlichen, welches Schranken hat,
kein in Zahlen angebliches Verhältniß gedenken läßt.
Und damit ist ganz klar, daß sich mit dem Definiren
des Unendlichen nichts thun läßt. Es muß und es
kann auch gegeben werden.

§. 909.

XXXIII. Hauptſtuͤck.
endliche Groͤße, weil bey dieſer nicht nur die Art
der Groͤße, ſondern auch ihr beſtimmtes Maaß
gegeben
werden muß, wenn man ſie ſich vorſtellen
ſoll, dafern ſie nicht eine beſtimmte Einheit hat.

§. 908.

Das Geben der unendlichen Groͤße ſcheint aber
auch das einige zu ſeyn, was man um ſie deutlich
zu machen
thun kann. Eine unendliche Groͤße
iſt eine Groͤße ſchlechthin oder per eminentiam. Der
Begriff davon iſt ganz poſitiv und einfach, und
daher auch keiner Definition faͤhig. Denn will
man ihn durch Vorzaͤhlung der innern Merkmale
definiren, ſo findet ſich nichts darinn, als was wir
per eminentiam die Groͤße nennen koͤnnen, ohne al-
len Zuſatz von Schranken. Dieſer Zuſatz wuͤrde
ebenfalls etwas poſitives ſeyn. Er wuͤrde aber die
Groͤße endlich, und den Begriff zuſammengeſetzt
machen. Es ſetzet ferner jede Groͤße eine abſolute
Homogeneitaͤt voraus. Und eben dieſes machet,
daß der Begriff der Groͤße uͤberhaupt, und ſo auch
der Begriff der unendlichen Groͤße, nicht durch Merk-
male, die der Qualitaͤt nach verſchieden waͤren, de-
finirt werden kann. Alſo bleiben nichts als die Ver-
haͤltniſſe,
die die Groͤße ihren Stufen oder Schran-
ken
nach haben kann. Das iſt nun aber eben die
Natur des Unendlichen, daß ſich zwiſchen demſel-
ben und dem Endlichen, welches Schranken hat,
kein in Zahlen angebliches Verhaͤltniß gedenken laͤßt.
Und damit iſt ganz klar, daß ſich mit dem Definiren
des Unendlichen nichts thun laͤßt. Es muß und es
kann auch gegeben werden.

§. 909.
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[550/0558] XXXIII. Hauptſtuͤck. endliche Groͤße, weil bey dieſer nicht nur die Art der Groͤße, ſondern auch ihr beſtimmtes Maaß gegeben werden muß, wenn man ſie ſich vorſtellen ſoll, dafern ſie nicht eine beſtimmte Einheit hat. §. 908. Das Geben der unendlichen Groͤße ſcheint aber auch das einige zu ſeyn, was man um ſie deutlich zu machen thun kann. Eine unendliche Groͤße iſt eine Groͤße ſchlechthin oder per eminentiam. Der Begriff davon iſt ganz poſitiv und einfach, und daher auch keiner Definition faͤhig. Denn will man ihn durch Vorzaͤhlung der innern Merkmale definiren, ſo findet ſich nichts darinn, als was wir per eminentiam die Groͤße nennen koͤnnen, ohne al- len Zuſatz von Schranken. Dieſer Zuſatz wuͤrde ebenfalls etwas poſitives ſeyn. Er wuͤrde aber die Groͤße endlich, und den Begriff zuſammengeſetzt machen. Es ſetzet ferner jede Groͤße eine abſolute Homogeneitaͤt voraus. Und eben dieſes machet, daß der Begriff der Groͤße uͤberhaupt, und ſo auch der Begriff der unendlichen Groͤße, nicht durch Merk- male, die der Qualitaͤt nach verſchieden waͤren, de- finirt werden kann. Alſo bleiben nichts als die Ver- haͤltniſſe, die die Groͤße ihren Stufen oder Schran- ken nach haben kann. Das iſt nun aber eben die Natur des Unendlichen, daß ſich zwiſchen demſel- ben und dem Endlichen, welches Schranken hat, kein in Zahlen angebliches Verhaͤltniß gedenken laͤßt. Und damit iſt ganz klar, daß ſich mit dem Definiren des Unendlichen nichts thun laͤßt. Es muß und es kann auch gegeben werden. §. 909.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/558>, abgerufen am 27.11.2024.