Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Schranken.
Und dieses hat den Erfolg, daß, weil sich öfters die
Genauigkeit und Leichtigkeit der Berechnung gar nicht
beysammen finden, diese beyden Absichten, so gegen
einander müssen proportionirt werden, daß man das,
so man nur beyläufig zu wissen verlanget, eben nicht
mühsam suchen dürfe, und daß man sich hingegen
etwas mehr Mühe gefallen lasse, wo man die gesuch-
te Größe schärfer bestimmt haben will. Die Anwei-
sung, auch da, wo man nach aller Schärfe rechnen
könnte, einen beyläufigen Ueberschlag zu ma-
chen, hat aus diesem Grunde ihre Vortheile, weil
man lange nicht immer alles bis aufs genaueste zu
wissen nöthig hat, und öfters erst sich durch einen sol-
chen Ueberschlag versichern will, ob es allenfalls der
Mühe lohnen würde, die Rechnung genauer anzu-
stellen, und sich um alle einzele dazu gehörende Da-
ta und Regeln umzusehen. Auf diese Art begnüget
man sich z. E. in vielen Fällen mit dem Augenmaaße,
oder man mißt eine Länge mit Spannen oder Schrit-
ten aus. Eben so setzet man, der Sinus eines Win-
kels von 30, 20, 15, 10, 5 Graden sey. 1/3 . 1/4. 1/6 . .
des Halbmessers, der Diameter verhalte sich zum
Umkreise wie 1 zu 3, oder genauer wie 7 zu 22. Jn
der Astronomie, und selbst auch zur Berechnung der
Festtage des julianischen und gregorianischen Calen-
ders gebraucht man den Sonnencircul, die güldene
Zahl und die Epacten, und in sehr vielen Fällen ge-
braucht man statt der Rechnungen eine Construction.

§. 855.

Man sieht aus diesen Beyspielen, daß die Bestim-
mung der Schranken und die Näherung selbst auch
in der reinen Mathematic vorkömmt. Die erste
Art, wie man dabey verfährt, ist, wenn man, um

zu
Lamb. Archit. II. B. H h

Die Schranken.
Und dieſes hat den Erfolg, daß, weil ſich oͤfters die
Genauigkeit und Leichtigkeit der Berechnung gar nicht
beyſammen finden, dieſe beyden Abſichten, ſo gegen
einander muͤſſen proportionirt werden, daß man das,
ſo man nur beylaͤufig zu wiſſen verlanget, eben nicht
muͤhſam ſuchen duͤrfe, und daß man ſich hingegen
etwas mehr Muͤhe gefallen laſſe, wo man die geſuch-
te Groͤße ſchaͤrfer beſtimmt haben will. Die Anwei-
ſung, auch da, wo man nach aller Schaͤrfe rechnen
koͤnnte, einen beylaͤufigen Ueberſchlag zu ma-
chen, hat aus dieſem Grunde ihre Vortheile, weil
man lange nicht immer alles bis aufs genaueſte zu
wiſſen noͤthig hat, und oͤfters erſt ſich durch einen ſol-
chen Ueberſchlag verſichern will, ob es allenfalls der
Muͤhe lohnen wuͤrde, die Rechnung genauer anzu-
ſtellen, und ſich um alle einzele dazu gehoͤrende Da-
ta und Regeln umzuſehen. Auf dieſe Art begnuͤget
man ſich z. E. in vielen Faͤllen mit dem Augenmaaße,
oder man mißt eine Laͤnge mit Spannen oder Schrit-
ten aus. Eben ſo ſetzet man, der Sinus eines Win-
kels von 30, 20, 15, 10, 5 Graden ſey. ⅓. ¼. ⅙. .
des Halbmeſſers, der Diameter verhalte ſich zum
Umkreiſe wie 1 zu 3, oder genauer wie 7 zu 22. Jn
der Aſtronomie, und ſelbſt auch zur Berechnung der
Feſttage des julianiſchen und gregorianiſchen Calen-
ders gebraucht man den Sonnencircul, die guͤldene
Zahl und die Epacten, und in ſehr vielen Faͤllen ge-
braucht man ſtatt der Rechnungen eine Conſtruction.

§. 855.

Man ſieht aus dieſen Beyſpielen, daß die Beſtim-
mung der Schranken und die Naͤherung ſelbſt auch
in der reinen Mathematic vorkoͤmmt. Die erſte
Art, wie man dabey verfaͤhrt, iſt, wenn man, um

zu
Lamb. Archit. II. B. H h
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0489" n="481"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Schranken.</hi></fw><lb/>
Und die&#x017F;es hat den Erfolg, daß, weil &#x017F;ich o&#x0364;fters die<lb/>
Genauigkeit und Leichtigkeit der Berechnung gar nicht<lb/>
bey&#x017F;ammen finden, die&#x017F;e beyden Ab&#x017F;ichten, &#x017F;o gegen<lb/>
einander mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en proportionirt werden, daß man das,<lb/>
&#x017F;o man nur beyla&#x0364;ufig zu wi&#x017F;&#x017F;en verlanget, eben nicht<lb/>
mu&#x0364;h&#x017F;am &#x017F;uchen du&#x0364;rfe, und daß man &#x017F;ich hingegen<lb/>
etwas mehr Mu&#x0364;he gefallen la&#x017F;&#x017F;e, wo man die ge&#x017F;uch-<lb/>
te Gro&#x0364;ße &#x017F;cha&#x0364;rfer be&#x017F;timmt haben will. Die Anwei-<lb/>
&#x017F;ung, auch da, wo man nach aller Scha&#x0364;rfe rechnen<lb/>
ko&#x0364;nnte, einen <hi rendition="#fr">beyla&#x0364;ufigen Ueber&#x017F;chlag</hi> zu ma-<lb/>
chen, hat aus die&#x017F;em Grunde ihre Vortheile, weil<lb/>
man lange nicht immer alles bis aufs genaue&#x017F;te zu<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en no&#x0364;thig hat, und o&#x0364;fters er&#x017F;t &#x017F;ich durch einen &#x017F;ol-<lb/>
chen Ueber&#x017F;chlag ver&#x017F;ichern will, ob es allenfalls der<lb/>
Mu&#x0364;he lohnen wu&#x0364;rde, die Rechnung genauer anzu-<lb/>
&#x017F;tellen, und &#x017F;ich um alle einzele dazu geho&#x0364;rende Da-<lb/>
ta und Regeln umzu&#x017F;ehen. Auf die&#x017F;e Art begnu&#x0364;get<lb/>
man &#x017F;ich z. E. in vielen Fa&#x0364;llen mit dem Augenmaaße,<lb/>
oder man mißt eine La&#x0364;nge mit Spannen oder Schrit-<lb/>
ten aus. Eben &#x017F;o &#x017F;etzet man, der Sinus eines Win-<lb/>
kels von 30, 20, 15, 10, 5 Graden &#x017F;ey<formula notation="TeX">\frac {1} {2}</formula>. &#x2153;. ¼. &#x2159;. <formula notation="TeX"> \frac {1} {12}</formula>.<lb/>
des Halbme&#x017F;&#x017F;ers, der Diameter verhalte &#x017F;ich zum<lb/>
Umkrei&#x017F;e wie 1 zu 3, oder genauer wie 7 zu 22. Jn<lb/>
der A&#x017F;tronomie, und &#x017F;elb&#x017F;t auch zur Berechnung der<lb/>
Fe&#x017F;ttage des juliani&#x017F;chen und gregoriani&#x017F;chen Calen-<lb/>
ders gebraucht man den Sonnencircul, die gu&#x0364;ldene<lb/>
Zahl und die Epacten, und in &#x017F;ehr vielen Fa&#x0364;llen ge-<lb/>
braucht man &#x017F;tatt der Rechnungen eine Con&#x017F;truction.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 855.</head><lb/>
            <p>Man &#x017F;ieht aus die&#x017F;en Bey&#x017F;pielen, daß die Be&#x017F;tim-<lb/>
mung der Schranken und die Na&#x0364;herung &#x017F;elb&#x017F;t auch<lb/>
in der reinen Mathematic vorko&#x0364;mmt. Die er&#x017F;te<lb/>
Art, wie man dabey verfa&#x0364;hrt, i&#x017F;t, wenn man, um<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Lamb. Archit.</hi><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#fr">B.</hi> H h</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[481/0489] Die Schranken. Und dieſes hat den Erfolg, daß, weil ſich oͤfters die Genauigkeit und Leichtigkeit der Berechnung gar nicht beyſammen finden, dieſe beyden Abſichten, ſo gegen einander muͤſſen proportionirt werden, daß man das, ſo man nur beylaͤufig zu wiſſen verlanget, eben nicht muͤhſam ſuchen duͤrfe, und daß man ſich hingegen etwas mehr Muͤhe gefallen laſſe, wo man die geſuch- te Groͤße ſchaͤrfer beſtimmt haben will. Die Anwei- ſung, auch da, wo man nach aller Schaͤrfe rechnen koͤnnte, einen beylaͤufigen Ueberſchlag zu ma- chen, hat aus dieſem Grunde ihre Vortheile, weil man lange nicht immer alles bis aufs genaueſte zu wiſſen noͤthig hat, und oͤfters erſt ſich durch einen ſol- chen Ueberſchlag verſichern will, ob es allenfalls der Muͤhe lohnen wuͤrde, die Rechnung genauer anzu- ſtellen, und ſich um alle einzele dazu gehoͤrende Da- ta und Regeln umzuſehen. Auf dieſe Art begnuͤget man ſich z. E. in vielen Faͤllen mit dem Augenmaaße, oder man mißt eine Laͤnge mit Spannen oder Schrit- ten aus. Eben ſo ſetzet man, der Sinus eines Win- kels von 30, 20, 15, 10, 5 Graden ſey[FORMEL]. ⅓. ¼. ⅙. [FORMEL]. des Halbmeſſers, der Diameter verhalte ſich zum Umkreiſe wie 1 zu 3, oder genauer wie 7 zu 22. Jn der Aſtronomie, und ſelbſt auch zur Berechnung der Feſttage des julianiſchen und gregorianiſchen Calen- ders gebraucht man den Sonnencircul, die guͤldene Zahl und die Epacten, und in ſehr vielen Faͤllen ge- braucht man ſtatt der Rechnungen eine Conſtruction. §. 855. Man ſieht aus dieſen Beyſpielen, daß die Beſtim- mung der Schranken und die Naͤherung ſelbſt auch in der reinen Mathematic vorkoͤmmt. Die erſte Art, wie man dabey verfaͤhrt, iſt, wenn man, um zu Lamb. Archit. II. B. H h

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/489
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/489>, abgerufen am 23.11.2024.