Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.XXIX. Hauptstück. Das Einförmige. nimmt, so geschieht es sodann besonders, damit manSätze daraus herleiten könne, die sich allgemein um- kehren lassen, und dadurch werden die gefundenen Eigenschaften in Criteria und Kennzeichen verwandelt, welche, wo sie in der Natur vorkommen, sogleich den Schlußsatz angeben, daß sich die ganze Theorie dabey anwenden lasse. Der Satz, daß die Erde eine Ku- gel sey, wurde auf diese Art aus dem runden Schat- ten derselben in den Mondsfinsternissen hergeleitet, und daß alle um die Sonne laufende Körper in Ke- gelschnitten um dieselbe laufen müssen, in deren Brennpunct die Sonne ist, wurde auf eben diese Art vermittelst der umgekehrten Sätze der Theorie der Centralkräfte gefunden. Hiebey ist nun für sich klar, daß es viel darauf ankömmt, wenn man gleich an- fangs die Theorie der Sache von derjenigen Seite be- trachtet vornimmt, welche am nächsten an solche Kenn- zeichen gränzet. Dazu verhilft nun allerdings, wenn man die Erfahrung zum Grunde legen, das Einför- mige darinn aufsuchen, und von diesem, so weit es angeht, rückwärts schließen kann, indem man nach- forschet, wie die Sache beschaffen seyn müsse, damit die Erfahrung und das darinn gefundene Einförmige statt haben könne. Man sehe hierüber Dianoiol. §. 404. seqq. wo wir diese Methode umständlicher aus einander gesetzt haben. Dreyßig-
XXIX. Hauptſtuͤck. Das Einfoͤrmige. nimmt, ſo geſchieht es ſodann beſonders, damit manSaͤtze daraus herleiten koͤnne, die ſich allgemein um- kehren laſſen, und dadurch werden die gefundenen Eigenſchaften in Criteria und Kennzeichen verwandelt, welche, wo ſie in der Natur vorkommen, ſogleich den Schlußſatz angeben, daß ſich die ganze Theorie dabey anwenden laſſe. Der Satz, daß die Erde eine Ku- gel ſey, wurde auf dieſe Art aus dem runden Schat- ten derſelben in den Mondsfinſterniſſen hergeleitet, und daß alle um die Sonne laufende Koͤrper in Ke- gelſchnitten um dieſelbe laufen muͤſſen, in deren Brennpunct die Sonne iſt, wurde auf eben dieſe Art vermittelſt der umgekehrten Saͤtze der Theorie der Centralkraͤfte gefunden. Hiebey iſt nun fuͤr ſich klar, daß es viel darauf ankoͤmmt, wenn man gleich an- fangs die Theorie der Sache von derjenigen Seite be- trachtet vornimmt, welche am naͤchſten an ſolche Kenn- zeichen graͤnzet. Dazu verhilft nun allerdings, wenn man die Erfahrung zum Grunde legen, das Einfoͤr- mige darinn aufſuchen, und von dieſem, ſo weit es angeht, ruͤckwaͤrts ſchließen kann, indem man nach- forſchet, wie die Sache beſchaffen ſeyn muͤſſe, damit die Erfahrung und das darinn gefundene Einfoͤrmige ſtatt haben koͤnne. Man ſehe hieruͤber Dianoiol. §. 404. ſeqq. wo wir dieſe Methode umſtaͤndlicher aus einander geſetzt haben. Dreyßig-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0484" n="476"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXIX.</hi> Hauptſtuͤck. Das Einfoͤrmige.</hi></fw><lb/> nimmt, ſo geſchieht es ſodann beſonders, damit man<lb/> Saͤtze daraus herleiten koͤnne, die ſich allgemein um-<lb/> kehren laſſen, und dadurch werden die gefundenen<lb/> Eigenſchaften in Criteria und Kennzeichen verwandelt,<lb/> welche, wo ſie in der Natur vorkommen, ſogleich den<lb/> Schlußſatz angeben, daß ſich die ganze Theorie dabey<lb/> anwenden laſſe. Der Satz, daß die Erde eine Ku-<lb/> gel ſey, wurde auf dieſe Art aus dem runden Schat-<lb/> ten derſelben in den Mondsfinſterniſſen hergeleitet,<lb/> und daß alle um die Sonne laufende Koͤrper in Ke-<lb/> gelſchnitten um dieſelbe laufen muͤſſen, in deren<lb/> Brennpunct die Sonne iſt, wurde auf eben dieſe Art<lb/> vermittelſt der umgekehrten Saͤtze der Theorie der<lb/> Centralkraͤfte gefunden. Hiebey iſt nun fuͤr ſich klar,<lb/> daß es viel darauf ankoͤmmt, wenn man gleich an-<lb/> fangs die Theorie der Sache von derjenigen Seite be-<lb/> trachtet vornimmt, welche am naͤchſten an ſolche Kenn-<lb/> zeichen graͤnzet. Dazu verhilft nun allerdings, wenn<lb/> man die Erfahrung zum Grunde legen, das Einfoͤr-<lb/> mige darinn aufſuchen, und von dieſem, ſo weit es<lb/> angeht, ruͤckwaͤrts ſchließen kann, indem man nach-<lb/> forſchet, wie die Sache beſchaffen ſeyn muͤſſe, damit<lb/> die Erfahrung und das darinn gefundene Einfoͤrmige<lb/> ſtatt haben koͤnne. Man ſehe hieruͤber <hi rendition="#aq">Dianoiol.<lb/> §. 404. ſeqq.</hi> wo wir dieſe Methode umſtaͤndlicher aus<lb/> einander geſetzt haben.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Dreyßig-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [476/0484]
XXIX. Hauptſtuͤck. Das Einfoͤrmige.
nimmt, ſo geſchieht es ſodann beſonders, damit man
Saͤtze daraus herleiten koͤnne, die ſich allgemein um-
kehren laſſen, und dadurch werden die gefundenen
Eigenſchaften in Criteria und Kennzeichen verwandelt,
welche, wo ſie in der Natur vorkommen, ſogleich den
Schlußſatz angeben, daß ſich die ganze Theorie dabey
anwenden laſſe. Der Satz, daß die Erde eine Ku-
gel ſey, wurde auf dieſe Art aus dem runden Schat-
ten derſelben in den Mondsfinſterniſſen hergeleitet,
und daß alle um die Sonne laufende Koͤrper in Ke-
gelſchnitten um dieſelbe laufen muͤſſen, in deren
Brennpunct die Sonne iſt, wurde auf eben dieſe Art
vermittelſt der umgekehrten Saͤtze der Theorie der
Centralkraͤfte gefunden. Hiebey iſt nun fuͤr ſich klar,
daß es viel darauf ankoͤmmt, wenn man gleich an-
fangs die Theorie der Sache von derjenigen Seite be-
trachtet vornimmt, welche am naͤchſten an ſolche Kenn-
zeichen graͤnzet. Dazu verhilft nun allerdings, wenn
man die Erfahrung zum Grunde legen, das Einfoͤr-
mige darinn aufſuchen, und von dieſem, ſo weit es
angeht, ruͤckwaͤrts ſchließen kann, indem man nach-
forſchet, wie die Sache beſchaffen ſeyn muͤſſe, damit
die Erfahrung und das darinn gefundene Einfoͤrmige
ſtatt haben koͤnne. Man ſehe hieruͤber Dianoiol.
§. 404. ſeqq. wo wir dieſe Methode umſtaͤndlicher aus
einander geſetzt haben.
Dreyßig-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |