nicht nur in Ansehung der Wärme und Kälte, deren Abänderungen am unmittelbarsten von der Sonne herrühren, sondern auch in Ansehung der barometri- schen Veränderungen, weil diese in den Sommermo- naten kaum halb so groß sind, als um die Zeit der kürzesten Tage, und weil dieselbe sich eben so, wie die Abänderungen der Wärme und Kälte, vom Ae- quator gegen die Pole, auf eine sehr einförmige Art vergrößern, wie es sich aus vieljährigen Beobachtun- gen von verschiedenen Polhöhen offenbar erweisen läßt. Jn Ansehung jeder übrigen Dinge findet sich das zum Beharrungsstande erforderliche Gesetz allgemein, daß was sterblich ist, sein Geschlecht fortpflanzet, und was der Veränderung unterworfen ist, sich erneuere, und dazu ist alles so eingerichtet, daß man zur Be- stimmung der dazu erforderlichen Gesetze, immer ein Datum oder eine Gleichung daher nehmen kann.
§. 848.
Es giebt ferner bey der Art, wie sich die Dinge dem Beharrungsstande nähern, immer solche Fälle, wo diese Näherung nach der Beschaffenheit der Um- stände am einförmigsten ist, und dieser Fall ist gleich- sam die Asymtote für die übrigen nicht so einfachen Fälle, so, daß die Dinge sich demjenigen Fall nä- hern, in welchem sie am einförmigsten zum Behar- rungsstande kommen können, und dieses geht zuwei- len so, daß sie sich anfangs von dem Beharrungs- stande wirklich entfernen, um sich demselben sodann desto einförmiger und ordentlicher zu nähern.
§. 849.
Man gebraucht aber den Begriff der Einförmig- keit nicht nur da, wo man bey den Beobachtungen
Lücken
XXIX. Hauptſtuͤck.
nicht nur in Anſehung der Waͤrme und Kaͤlte, deren Abaͤnderungen am unmittelbarſten von der Sonne herruͤhren, ſondern auch in Anſehung der barometri- ſchen Veraͤnderungen, weil dieſe in den Sommermo- naten kaum halb ſo groß ſind, als um die Zeit der kuͤrzeſten Tage, und weil dieſelbe ſich eben ſo, wie die Abaͤnderungen der Waͤrme und Kaͤlte, vom Ae- quator gegen die Pole, auf eine ſehr einfoͤrmige Art vergroͤßern, wie es ſich aus vieljaͤhrigen Beobachtun- gen von verſchiedenen Polhoͤhen offenbar erweiſen laͤßt. Jn Anſehung jeder uͤbrigen Dinge findet ſich das zum Beharrungsſtande erforderliche Geſetz allgemein, daß was ſterblich iſt, ſein Geſchlecht fortpflanzet, und was der Veraͤnderung unterworfen iſt, ſich erneuere, und dazu iſt alles ſo eingerichtet, daß man zur Be- ſtimmung der dazu erforderlichen Geſetze, immer ein Datum oder eine Gleichung daher nehmen kann.
§. 848.
Es giebt ferner bey der Art, wie ſich die Dinge dem Beharrungsſtande naͤhern, immer ſolche Faͤlle, wo dieſe Naͤherung nach der Beſchaffenheit der Um- ſtaͤnde am einfoͤrmigſten iſt, und dieſer Fall iſt gleich- ſam die Aſymtote fuͤr die uͤbrigen nicht ſo einfachen Faͤlle, ſo, daß die Dinge ſich demjenigen Fall naͤ- hern, in welchem ſie am einfoͤrmigſten zum Behar- rungsſtande kommen koͤnnen, und dieſes geht zuwei- len ſo, daß ſie ſich anfangs von dem Beharrungs- ſtande wirklich entfernen, um ſich demſelben ſodann deſto einfoͤrmiger und ordentlicher zu naͤhern.
§. 849.
Man gebraucht aber den Begriff der Einfoͤrmig- keit nicht nur da, wo man bey den Beobachtungen
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XXIX. Hauptſtuͤck.
nicht nur in Anſehung der Waͤrme und Kaͤlte, deren
Abaͤnderungen am unmittelbarſten von der Sonne
herruͤhren, ſondern auch in Anſehung der barometri-
ſchen Veraͤnderungen, weil dieſe in den Sommermo-
naten kaum halb ſo groß ſind, als um die Zeit der
kuͤrzeſten Tage, und weil dieſelbe ſich eben ſo, wie
die Abaͤnderungen der Waͤrme und Kaͤlte, vom Ae-
quator gegen die Pole, auf eine ſehr einfoͤrmige Art
vergroͤßern, wie es ſich aus vieljaͤhrigen Beobachtun-
gen von verſchiedenen Polhoͤhen offenbar erweiſen laͤßt.
Jn Anſehung jeder uͤbrigen Dinge findet ſich das zum
Beharrungsſtande erforderliche Geſetz allgemein, daß
was ſterblich iſt, ſein Geſchlecht fortpflanzet, und
was der Veraͤnderung unterworfen iſt, ſich erneuere,
und dazu iſt alles ſo eingerichtet, daß man zur Be-
ſtimmung der dazu erforderlichen Geſetze, immer ein
Datum oder eine Gleichung daher nehmen kann.
§. 848.
Es giebt ferner bey der Art, wie ſich die Dinge
dem Beharrungsſtande naͤhern, immer ſolche Faͤlle,
wo dieſe Naͤherung nach der Beſchaffenheit der Um-
ſtaͤnde am einfoͤrmigſten iſt, und dieſer Fall iſt gleich-
ſam die Aſymtote fuͤr die uͤbrigen nicht ſo einfachen
Faͤlle, ſo, daß die Dinge ſich demjenigen Fall naͤ-
hern, in welchem ſie am einfoͤrmigſten zum Behar-
rungsſtande kommen koͤnnen, und dieſes geht zuwei-
len ſo, daß ſie ſich anfangs von dem Beharrungs-
ſtande wirklich entfernen, um ſich demſelben ſodann
deſto einfoͤrmiger und ordentlicher zu naͤhern.
§. 849.
Man gebraucht aber den Begriff der Einfoͤrmig-
keit nicht nur da, wo man bey den Beobachtungen
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/482>, abgerufen am 16.02.2025.
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