Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

XXVIII. Hauptstück.
ab = ab : 1 setzet, und da stellet z. E. a eine Linie,
b : 1 aber Zahlen oder ein bloßes Verhältniß vor.
Ein Rectangel, und da stellet sowohl a als b schlecht-
hin nur Zahlen oder Verhältnisse vor, weil man hier
ab = 1. ab : 1. 1 setzet, und in diesem Ausdrucke durch
das erste 1 ein Quadrat versteht, dessen Seite = 1 ist,
durch den Ausdruck ab : 1. 1 aber anzeiget, wie viel-
mal dieses Quadrat genommen wird. Da man nun
aber auch da, wo jede Linie durch einen Buchstaben
angezeiget wird, immer eine willkührliche Einheit
zum Grunde legen kann, so begnüget man sich über-
haupt mit dem Ausdrucke ab, und behält sich gleich-
sam vor, bey der Construction der Rechnung, Linien,
Flächen oder auch nur Verhältnisse daraus zu ma-
chen. Um aber dieses zu thun, muß man allerdings
darauf sehen, welche und wie viele Einheiten man
mit dazu nehmen muß.

§. 815.

Diese Betrachtungen, die wir hier nur durch sehr
einfache Beyspiele aus der Geometrie vorgestellet ha-
ben, dehnen sich auf jede Arten von Größen und
Verhältnissen aus, und werden in solchen Fällen noch
merklicher, wo die in der Rechnung vorkommenden Grö-
ßen der Art nach ganz verschieden sind. Es sey z. E. t
eine Zeit, c eine Geschwindigkeit, so sieht man in
der Mechanic den Ausdruck ct als einen Raum an,
welcher in der Zeit t mit der Geschwindigkeit c durch-
laufen wird. Dieses setzet nun nothwendig drey ver-
schiedene Einheiten voraus, und der Ausdruck ct will
eigentlich sagen, daß, wenn in der Zeit = 1 mit der
Geschwindigkeit = 1 der Raum = 1 durchlaufen wird,
sodann in der Zeit t mit der Geschwindigkeit c ein
Raum s durchlaufen werde, welcher so vielmal grö-

ßer

XXVIII. Hauptſtuͤck.
ab = ab : 1 ſetzet, und da ſtellet z. E. a eine Linie,
b : 1 aber Zahlen oder ein bloßes Verhaͤltniß vor.
Ein Rectangel, und da ſtellet ſowohl a als b ſchlecht-
hin nur Zahlen oder Verhaͤltniſſe vor, weil man hier
ab = 1. ab : 1. 1 ſetzet, und in dieſem Ausdrucke durch
das erſte 1 ein Quadrat verſteht, deſſen Seite = 1 iſt,
durch den Ausdruck ab : 1. 1 aber anzeiget, wie viel-
mal dieſes Quadrat genommen wird. Da man nun
aber auch da, wo jede Linie durch einen Buchſtaben
angezeiget wird, immer eine willkuͤhrliche Einheit
zum Grunde legen kann, ſo begnuͤget man ſich uͤber-
haupt mit dem Ausdrucke ab, und behaͤlt ſich gleich-
ſam vor, bey der Conſtruction der Rechnung, Linien,
Flaͤchen oder auch nur Verhaͤltniſſe daraus zu ma-
chen. Um aber dieſes zu thun, muß man allerdings
darauf ſehen, welche und wie viele Einheiten man
mit dazu nehmen muß.

§. 815.

Dieſe Betrachtungen, die wir hier nur durch ſehr
einfache Beyſpiele aus der Geometrie vorgeſtellet ha-
ben, dehnen ſich auf jede Arten von Groͤßen und
Verhaͤltniſſen aus, und werden in ſolchen Faͤllen noch
merklicher, wo die in der Rechnung vorkommenden Groͤ-
ßen der Art nach ganz verſchieden ſind. Es ſey z. E. t
eine Zeit, c eine Geſchwindigkeit, ſo ſieht man in
der Mechanic den Ausdruck ct als einen Raum an,
welcher in der Zeit t mit der Geſchwindigkeit c durch-
laufen wird. Dieſes ſetzet nun nothwendig drey ver-
ſchiedene Einheiten voraus, und der Ausdruck ct will
eigentlich ſagen, daß, wenn in der Zeit = 1 mit der
Geſchwindigkeit = 1 der Raum = 1 durchlaufen wird,
ſodann in der Zeit t mit der Geſchwindigkeit c ein
Raum ſ durchlaufen werde, welcher ſo vielmal groͤ-

ßer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0450" n="442"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">ab = ab</hi> : 1 &#x017F;etzet, und da &#x017F;tellet z. E. <hi rendition="#aq">a</hi> eine Linie,<lb/><hi rendition="#aq">b</hi> : 1 aber Zahlen oder ein bloßes Verha&#x0364;ltniß vor.<lb/>
Ein Rectangel, und da &#x017F;tellet &#x017F;owohl <hi rendition="#aq">a</hi> als <hi rendition="#aq">b</hi> &#x017F;chlecht-<lb/>
hin nur Zahlen oder Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e vor, weil man hier<lb/><hi rendition="#aq">ab = 1. ab</hi> : 1. 1 &#x017F;etzet, und in die&#x017F;em Ausdrucke durch<lb/>
das er&#x017F;te 1 ein Quadrat ver&#x017F;teht, de&#x017F;&#x017F;en Seite = 1 i&#x017F;t,<lb/>
durch den Ausdruck <hi rendition="#aq">ab</hi> : 1. 1 aber anzeiget, wie viel-<lb/>
mal die&#x017F;es Quadrat genommen wird. Da man nun<lb/>
aber auch da, wo jede Linie durch einen Buch&#x017F;taben<lb/>
angezeiget wird, immer eine willku&#x0364;hrliche Einheit<lb/>
zum Grunde legen kann, &#x017F;o begnu&#x0364;get man &#x017F;ich u&#x0364;ber-<lb/>
haupt mit dem Ausdrucke <hi rendition="#aq">ab,</hi> und beha&#x0364;lt &#x017F;ich gleich-<lb/>
&#x017F;am vor, bey der Con&#x017F;truction der Rechnung, Linien,<lb/>
Fla&#x0364;chen oder auch nur Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e daraus zu ma-<lb/>
chen. Um aber die&#x017F;es zu thun, muß man allerdings<lb/>
darauf &#x017F;ehen, welche und wie viele Einheiten man<lb/>
mit dazu nehmen muß.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 815.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;e Betrachtungen, die wir hier nur durch &#x017F;ehr<lb/>
einfache Bey&#x017F;piele aus der Geometrie vorge&#x017F;tellet ha-<lb/>
ben, dehnen &#x017F;ich auf jede Arten von Gro&#x0364;ßen und<lb/>
Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en aus, und werden in &#x017F;olchen Fa&#x0364;llen noch<lb/>
merklicher, wo die in der Rechnung vorkommenden Gro&#x0364;-<lb/>
ßen der Art nach ganz ver&#x017F;chieden &#x017F;ind. Es &#x017F;ey z. E. <hi rendition="#aq">t</hi><lb/>
eine Zeit, <hi rendition="#aq">c</hi> eine Ge&#x017F;chwindigkeit, &#x017F;o &#x017F;ieht man in<lb/>
der Mechanic den Ausdruck <hi rendition="#aq">ct</hi> als einen Raum an,<lb/>
welcher in der Zeit <hi rendition="#aq">t</hi> mit der Ge&#x017F;chwindigkeit <hi rendition="#aq">c</hi> durch-<lb/>
laufen wird. Die&#x017F;es &#x017F;etzet nun nothwendig drey ver-<lb/>
&#x017F;chiedene Einheiten voraus, und der Ausdruck <hi rendition="#aq">ct</hi> will<lb/>
eigentlich &#x017F;agen, daß, wenn in der Zeit = 1 mit der<lb/>
Ge&#x017F;chwindigkeit = 1 der Raum = 1 durchlaufen wird,<lb/>
&#x017F;odann in der Zeit <hi rendition="#aq">t</hi> mit der Ge&#x017F;chwindigkeit <hi rendition="#aq">c</hi> ein<lb/>
Raum <hi rendition="#aq">&#x017F;</hi> durchlaufen werde, welcher &#x017F;o vielmal gro&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ßer</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[442/0450] XXVIII. Hauptſtuͤck. ab = ab : 1 ſetzet, und da ſtellet z. E. a eine Linie, b : 1 aber Zahlen oder ein bloßes Verhaͤltniß vor. Ein Rectangel, und da ſtellet ſowohl a als b ſchlecht- hin nur Zahlen oder Verhaͤltniſſe vor, weil man hier ab = 1. ab : 1. 1 ſetzet, und in dieſem Ausdrucke durch das erſte 1 ein Quadrat verſteht, deſſen Seite = 1 iſt, durch den Ausdruck ab : 1. 1 aber anzeiget, wie viel- mal dieſes Quadrat genommen wird. Da man nun aber auch da, wo jede Linie durch einen Buchſtaben angezeiget wird, immer eine willkuͤhrliche Einheit zum Grunde legen kann, ſo begnuͤget man ſich uͤber- haupt mit dem Ausdrucke ab, und behaͤlt ſich gleich- ſam vor, bey der Conſtruction der Rechnung, Linien, Flaͤchen oder auch nur Verhaͤltniſſe daraus zu ma- chen. Um aber dieſes zu thun, muß man allerdings darauf ſehen, welche und wie viele Einheiten man mit dazu nehmen muß. §. 815. Dieſe Betrachtungen, die wir hier nur durch ſehr einfache Beyſpiele aus der Geometrie vorgeſtellet ha- ben, dehnen ſich auf jede Arten von Groͤßen und Verhaͤltniſſen aus, und werden in ſolchen Faͤllen noch merklicher, wo die in der Rechnung vorkommenden Groͤ- ßen der Art nach ganz verſchieden ſind. Es ſey z. E. t eine Zeit, c eine Geſchwindigkeit, ſo ſieht man in der Mechanic den Ausdruck ct als einen Raum an, welcher in der Zeit t mit der Geſchwindigkeit c durch- laufen wird. Dieſes ſetzet nun nothwendig drey ver- ſchiedene Einheiten voraus, und der Ausdruck ct will eigentlich ſagen, daß, wenn in der Zeit = 1 mit der Geſchwindigkeit = 1 der Raum = 1 durchlaufen wird, ſodann in der Zeit t mit der Geſchwindigkeit c ein Raum ſ durchlaufen werde, welcher ſo vielmal groͤ- ßer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/450
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/450>, abgerufen am 22.11.2024.