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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Das Ausmeßbare.
bey Ellipsen und Spiralen ist, nicht statt findet.
Man kann die Anomalie, die sich bey der Ausdeh-
nung flüßiger Materien findet, wenn sie gefrieren,
und die wir oben (§. 779.) umständlicher angeführet
haben, als ein Beyspiel ansehen, weil sich vor und
nach dem Gefrieren, die Ausdehnung wiederum nach
dem Grade der Wärme richtet, ungeachtet es nicht
in eben der Verhältniß geschieht. Gemeiniglich kom-
men auch bey dem Anfange der Veränderungen klei-
nere Anomalien vor, die ihre eigene Continuitäten
haben, und tangenten- oder asymtotenweise abneh-
men, und wodurch sich die Sache in ihren Behar-
rungsstand richtet. So z. E. wird ein Schiff, wenn
die Seegel aufgezogen werden, nach und nach in Be-
wegung gesetzt, bis es die Geschwindigkeit hat, mit
welcher es, bey gleicher Stärke des Windes gleich-
förmig fortgehen kann, und legt sich der Wind mit
einem Male, so höret diese Geschwindigkeit wieder-
um nur nach und nach auf. Diejenigen Fälle, wo
eine Größe anfangs nach Logarithmen, nachgehends
aber nach Cirkelbögen zu- oder abnimmt, kommen
seit der Erfindung der Differentialrechnung nicht sel-
ten vor. Man kann sie aber eigentlich nicht als Un-
terbrechungen der Continuität ansehen, ungeachtet sie
in der Rechnung eine Aenderung machen, weil sie
aus einer und eben derselben Differentialformel her-
geleitet werden. Hingegen äußert sich z. E. bey der
Schwere eine andere Art von Unterbrechung, weil
dieselbe, so lange die Körper über der Erdfläche sind
umgekehrt, wie das Quadrat der Distanz vom Mit-
telpuncte; hingegen in der Erde gerade hin, wie
diese Distanz abnimmt, und daher an der Erdfläche
am größten ist, und zwar, ohne daß das Differen-
tiale derselben = 0 wird. Vor der Newtonischen

Theorie
Lamb. Archit. II. B. E e

Das Ausmeßbare.
bey Ellipſen und Spiralen iſt, nicht ſtatt findet.
Man kann die Anomalie, die ſich bey der Ausdeh-
nung fluͤßiger Materien findet, wenn ſie gefrieren,
und die wir oben (§. 779.) umſtaͤndlicher angefuͤhret
haben, als ein Beyſpiel anſehen, weil ſich vor und
nach dem Gefrieren, die Ausdehnung wiederum nach
dem Grade der Waͤrme richtet, ungeachtet es nicht
in eben der Verhaͤltniß geſchieht. Gemeiniglich kom-
men auch bey dem Anfange der Veraͤnderungen klei-
nere Anomalien vor, die ihre eigene Continuitaͤten
haben, und tangenten- oder aſymtotenweiſe abneh-
men, und wodurch ſich die Sache in ihren Behar-
rungsſtand richtet. So z. E. wird ein Schiff, wenn
die Seegel aufgezogen werden, nach und nach in Be-
wegung geſetzt, bis es die Geſchwindigkeit hat, mit
welcher es, bey gleicher Staͤrke des Windes gleich-
foͤrmig fortgehen kann, und legt ſich der Wind mit
einem Male, ſo hoͤret dieſe Geſchwindigkeit wieder-
um nur nach und nach auf. Diejenigen Faͤlle, wo
eine Groͤße anfangs nach Logarithmen, nachgehends
aber nach Cirkelboͤgen zu- oder abnimmt, kommen
ſeit der Erfindung der Differentialrechnung nicht ſel-
ten vor. Man kann ſie aber eigentlich nicht als Un-
terbrechungen der Continuitaͤt anſehen, ungeachtet ſie
in der Rechnung eine Aenderung machen, weil ſie
aus einer und eben derſelben Differentialformel her-
geleitet werden. Hingegen aͤußert ſich z. E. bey der
Schwere eine andere Art von Unterbrechung, weil
dieſelbe, ſo lange die Koͤrper uͤber der Erdflaͤche ſind
umgekehrt, wie das Quadrat der Diſtanz vom Mit-
telpuncte; hingegen in der Erde gerade hin, wie
dieſe Diſtanz abnimmt, und daher an der Erdflaͤche
am groͤßten iſt, und zwar, ohne daß das Differen-
tiale derſelben = 0 wird. Vor der Newtoniſchen

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Lamb. Archit. II. B. E e
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[433/0441] Das Ausmeßbare. bey Ellipſen und Spiralen iſt, nicht ſtatt findet. Man kann die Anomalie, die ſich bey der Ausdeh- nung fluͤßiger Materien findet, wenn ſie gefrieren, und die wir oben (§. 779.) umſtaͤndlicher angefuͤhret haben, als ein Beyſpiel anſehen, weil ſich vor und nach dem Gefrieren, die Ausdehnung wiederum nach dem Grade der Waͤrme richtet, ungeachtet es nicht in eben der Verhaͤltniß geſchieht. Gemeiniglich kom- men auch bey dem Anfange der Veraͤnderungen klei- nere Anomalien vor, die ihre eigene Continuitaͤten haben, und tangenten- oder aſymtotenweiſe abneh- men, und wodurch ſich die Sache in ihren Behar- rungsſtand richtet. So z. E. wird ein Schiff, wenn die Seegel aufgezogen werden, nach und nach in Be- wegung geſetzt, bis es die Geſchwindigkeit hat, mit welcher es, bey gleicher Staͤrke des Windes gleich- foͤrmig fortgehen kann, und legt ſich der Wind mit einem Male, ſo hoͤret dieſe Geſchwindigkeit wieder- um nur nach und nach auf. Diejenigen Faͤlle, wo eine Groͤße anfangs nach Logarithmen, nachgehends aber nach Cirkelboͤgen zu- oder abnimmt, kommen ſeit der Erfindung der Differentialrechnung nicht ſel- ten vor. Man kann ſie aber eigentlich nicht als Un- terbrechungen der Continuitaͤt anſehen, ungeachtet ſie in der Rechnung eine Aenderung machen, weil ſie aus einer und eben derſelben Differentialformel her- geleitet werden. Hingegen aͤußert ſich z. E. bey der Schwere eine andere Art von Unterbrechung, weil dieſelbe, ſo lange die Koͤrper uͤber der Erdflaͤche ſind umgekehrt, wie das Quadrat der Diſtanz vom Mit- telpuncte; hingegen in der Erde gerade hin, wie dieſe Diſtanz abnimmt, und daher an der Erdflaͤche am groͤßten iſt, und zwar, ohne daß das Differen- tiale derſelben = 0 wird. Vor der Newtoniſchen Theorie Lamb. Archit. II. B. E e

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/441>, abgerufen am 25.11.2024.