Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Maaßstab.
dehnung der Körper, und besonders auch solche Fälle,
wobey wir gewiß schließen können, daß sich die Wär-
me aufhäufen und verstärken muß, wie, wenn z. E.
in den Ofen doppelt, drey und mehrmal mehr Holz
eingelegt, und dadurch das Feuer vergrößert wird,
oder wenn wir schließen, daß die Wärme des Feuers
mit der Entfernung von demselben abnehme, oder
daß die durch ein Brennglas verdichte Sonnenstra-
len einen stärkern Grad von Wärme verursachen etc.
Alle solche Umstände zusammen genommen, lassen
uns sodann von dem Satze, daß die Wärme die Kör-
per ausdehne, und die Ausdehnung mit der Wärme
größer werde, nicht zweifeln. Denn da wir dieses
nicht unmittelbar sehen, so muß es durch Schlüsse
herausgebracht werden. Jn Ansehung des Lichtes
haben wir außer der Empfindung seiner verschiedenen
Helligkeit nur die Fälle, wo wir offenbar sehen, daß
eine Aufhäufung da seyn müsse, wie z. E. wenn eine
Fläche von mehrern Lichtern beleuchtet wird, oder,
wo die Stralen wegen des geringern Abstandes dich-
ter beysammen sind. Bey dem Schalle läßt sich
ebenfalls eine Aufhäufung gedenken, welche durch
die Anzahl von Trommeln, Pfeifen, Saiten, Stim-
men etc. vermehret, oder auch von einem dieser Jn-
strumente der Schall verstärket wird. Man fängt
in solchen Fällen immer am natürlichsten bey dem an,
was sich dabey zählen läßt, um dadurch gleichsam
einen Maaßstab zu dem übrigen zu haben. Man
kann aber auch nicht immer schließen, daß sich das
übrige schlechthin nach solchen Zahlen richte, weil zu-
weilen die Aufhäufung mehrere Umstände nach sich
zieht, zuweilen auch schon Umstände dabey sind, die
die Sache nach andern Verhältnissen ausfallen ma-
chen. So z. E. hat der Hr. von Musschenbroeck

die

Der Maaßſtab.
dehnung der Koͤrper, und beſonders auch ſolche Faͤlle,
wobey wir gewiß ſchließen koͤnnen, daß ſich die Waͤr-
me aufhaͤufen und verſtaͤrken muß, wie, wenn z. E.
in den Ofen doppelt, drey und mehrmal mehr Holz
eingelegt, und dadurch das Feuer vergroͤßert wird,
oder wenn wir ſchließen, daß die Waͤrme des Feuers
mit der Entfernung von demſelben abnehme, oder
daß die durch ein Brennglas verdichte Sonnenſtra-
len einen ſtaͤrkern Grad von Waͤrme verurſachen ꝛc.
Alle ſolche Umſtaͤnde zuſammen genommen, laſſen
uns ſodann von dem Satze, daß die Waͤrme die Koͤr-
per ausdehne, und die Ausdehnung mit der Waͤrme
groͤßer werde, nicht zweifeln. Denn da wir dieſes
nicht unmittelbar ſehen, ſo muß es durch Schluͤſſe
herausgebracht werden. Jn Anſehung des Lichtes
haben wir außer der Empfindung ſeiner verſchiedenen
Helligkeit nur die Faͤlle, wo wir offenbar ſehen, daß
eine Aufhaͤufung da ſeyn muͤſſe, wie z. E. wenn eine
Flaͤche von mehrern Lichtern beleuchtet wird, oder,
wo die Stralen wegen des geringern Abſtandes dich-
ter beyſammen ſind. Bey dem Schalle laͤßt ſich
ebenfalls eine Aufhaͤufung gedenken, welche durch
die Anzahl von Trommeln, Pfeifen, Saiten, Stim-
men ꝛc. vermehret, oder auch von einem dieſer Jn-
ſtrumente der Schall verſtaͤrket wird. Man faͤngt
in ſolchen Faͤllen immer am natuͤrlichſten bey dem an,
was ſich dabey zaͤhlen laͤßt, um dadurch gleichſam
einen Maaßſtab zu dem uͤbrigen zu haben. Man
kann aber auch nicht immer ſchließen, daß ſich das
uͤbrige ſchlechthin nach ſolchen Zahlen richte, weil zu-
weilen die Aufhaͤufung mehrere Umſtaͤnde nach ſich
zieht, zuweilen auch ſchon Umſtaͤnde dabey ſind, die
die Sache nach andern Verhaͤltniſſen ausfallen ma-
chen. So z. E. hat der Hr. von Musſchenbroeck

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0407" n="399"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Maaß&#x017F;tab.</hi></fw><lb/>
dehnung der Ko&#x0364;rper, und be&#x017F;onders auch &#x017F;olche Fa&#x0364;lle,<lb/>
wobey wir gewiß &#x017F;chließen ko&#x0364;nnen, daß &#x017F;ich die Wa&#x0364;r-<lb/>
me aufha&#x0364;ufen und ver&#x017F;ta&#x0364;rken muß, wie, wenn z. E.<lb/>
in den Ofen doppelt, drey und mehrmal mehr Holz<lb/>
eingelegt, und dadurch das Feuer vergro&#x0364;ßert wird,<lb/>
oder wenn wir &#x017F;chließen, daß die Wa&#x0364;rme des Feuers<lb/>
mit der Entfernung von dem&#x017F;elben abnehme, oder<lb/>
daß die durch ein Brennglas verdichte Sonnen&#x017F;tra-<lb/>
len einen &#x017F;ta&#x0364;rkern Grad von Wa&#x0364;rme verur&#x017F;achen &#xA75B;c.<lb/>
Alle &#x017F;olche Um&#x017F;ta&#x0364;nde zu&#x017F;ammen genommen, la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
uns &#x017F;odann von dem Satze, daß die Wa&#x0364;rme die Ko&#x0364;r-<lb/>
per ausdehne, und die Ausdehnung mit der Wa&#x0364;rme<lb/>
gro&#x0364;ßer werde, nicht zweifeln. Denn da wir die&#x017F;es<lb/>
nicht unmittelbar &#x017F;ehen, &#x017F;o muß es durch Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
herausgebracht werden. Jn An&#x017F;ehung des Lichtes<lb/>
haben wir außer der Empfindung &#x017F;einer ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Helligkeit nur die Fa&#x0364;lle, wo wir offenbar &#x017F;ehen, daß<lb/>
eine Aufha&#x0364;ufung da &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, wie z. E. wenn eine<lb/>
Fla&#x0364;che von mehrern Lichtern beleuchtet wird, oder,<lb/>
wo die Stralen wegen des geringern Ab&#x017F;tandes dich-<lb/>
ter bey&#x017F;ammen &#x017F;ind. Bey dem Schalle la&#x0364;ßt &#x017F;ich<lb/>
ebenfalls eine Aufha&#x0364;ufung gedenken, welche durch<lb/>
die Anzahl von Trommeln, Pfeifen, Saiten, Stim-<lb/>
men &#xA75B;c. vermehret, oder auch von einem die&#x017F;er Jn-<lb/>
&#x017F;trumente der Schall ver&#x017F;ta&#x0364;rket wird. Man fa&#x0364;ngt<lb/>
in &#x017F;olchen Fa&#x0364;llen immer am natu&#x0364;rlich&#x017F;ten bey dem an,<lb/>
was &#x017F;ich dabey za&#x0364;hlen la&#x0364;ßt, um dadurch gleich&#x017F;am<lb/>
einen Maaß&#x017F;tab zu dem u&#x0364;brigen zu haben. Man<lb/>
kann aber auch nicht immer &#x017F;chließen, daß &#x017F;ich das<lb/>
u&#x0364;brige &#x017F;chlechthin nach &#x017F;olchen Zahlen richte, weil zu-<lb/>
weilen die Aufha&#x0364;ufung mehrere Um&#x017F;ta&#x0364;nde nach &#x017F;ich<lb/>
zieht, zuweilen auch &#x017F;chon Um&#x017F;ta&#x0364;nde dabey &#x017F;ind, die<lb/>
die Sache nach andern Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en ausfallen ma-<lb/>
chen. So z. E. hat der Hr. von <hi rendition="#fr">Mus&#x017F;chenbroeck</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0407] Der Maaßſtab. dehnung der Koͤrper, und beſonders auch ſolche Faͤlle, wobey wir gewiß ſchließen koͤnnen, daß ſich die Waͤr- me aufhaͤufen und verſtaͤrken muß, wie, wenn z. E. in den Ofen doppelt, drey und mehrmal mehr Holz eingelegt, und dadurch das Feuer vergroͤßert wird, oder wenn wir ſchließen, daß die Waͤrme des Feuers mit der Entfernung von demſelben abnehme, oder daß die durch ein Brennglas verdichte Sonnenſtra- len einen ſtaͤrkern Grad von Waͤrme verurſachen ꝛc. Alle ſolche Umſtaͤnde zuſammen genommen, laſſen uns ſodann von dem Satze, daß die Waͤrme die Koͤr- per ausdehne, und die Ausdehnung mit der Waͤrme groͤßer werde, nicht zweifeln. Denn da wir dieſes nicht unmittelbar ſehen, ſo muß es durch Schluͤſſe herausgebracht werden. Jn Anſehung des Lichtes haben wir außer der Empfindung ſeiner verſchiedenen Helligkeit nur die Faͤlle, wo wir offenbar ſehen, daß eine Aufhaͤufung da ſeyn muͤſſe, wie z. E. wenn eine Flaͤche von mehrern Lichtern beleuchtet wird, oder, wo die Stralen wegen des geringern Abſtandes dich- ter beyſammen ſind. Bey dem Schalle laͤßt ſich ebenfalls eine Aufhaͤufung gedenken, welche durch die Anzahl von Trommeln, Pfeifen, Saiten, Stim- men ꝛc. vermehret, oder auch von einem dieſer Jn- ſtrumente der Schall verſtaͤrket wird. Man faͤngt in ſolchen Faͤllen immer am natuͤrlichſten bey dem an, was ſich dabey zaͤhlen laͤßt, um dadurch gleichſam einen Maaßſtab zu dem uͤbrigen zu haben. Man kann aber auch nicht immer ſchließen, daß ſich das uͤbrige ſchlechthin nach ſolchen Zahlen richte, weil zu- weilen die Aufhaͤufung mehrere Umſtaͤnde nach ſich zieht, zuweilen auch ſchon Umſtaͤnde dabey ſind, die die Sache nach andern Verhaͤltniſſen ausfallen ma- chen. So z. E. hat der Hr. von Musſchenbroeck die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/407
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/407>, abgerufen am 25.11.2024.